Vor allem die Jungen setzen auf den alten Senator
Bernie Sanders eint mit seinem Wahlsieg bei den Vorwahlen in New Hampshire den linken Flügel der Demokraten.
WASHINGTON. Bernie Sanders (78 Jahre) wacht nach seinem rauschenden Wahlsieg in New Hampshire mit einem Kater auf. Für den sorgt die mächtige Gewerkschaft der Hotelund Restaurantangestellten von Nevada, dem nächsten Staat mit Vorwahlen bei den Demokraten. Die Culinary Union, ohne die ein Kandidat nur schwer die Caucuses am 22. Februar gewinnen kann, wettert gegen Bernies Idee einer aus Steuern finanzierten Krankenversicherung für alle („Medicare for All“).
Die Gewerkschafter verteilen Flugblätter auf Englisch und Spanisch,
auf denen sie davor warnen, dass Bernie mit seiner Versi ch erungs pflicht den Mitgliedern die Privilegien nehmen könnte, für die sie so hart gekämpft hätten. Gemeint sind die großzügigen Kranken versi ch erungspolizzen, von denen rund 130.000 Angehörige profitieren. Im Gegensatz dazu lobt die Gewerkschaft die Reformideen der moderaten Kandidaten.
Das lässt den Wunderknaben aus Indiana, Pete Buttigieg (38 Jahre), hoffen, der mit 24 Prozent der Stimmen in New Hampshire nur zwei Punkte hinter Sanders über die Ziellinie gekommen ist. Und Amy Klobuchar, die Senatorin aus Minnesota, die mit 20 Prozent einen überraschenden Achtungserfolg erzielte. Die beiden gemäßigten Demokraten stammen aus weißen Bundesstaaten und verfügen über keine Netzwerke in die Gemeinden von Latinos und Afroamerikanern, die nun wichtig werden.
Dass Sanders in Nevada ausgerechnet die Gewerkschaft in den Weg kommt, ist eine der vielen unerwarteten Wendungen der Vorwahlen
der Demokraten. Ein anderes Warnzeichen für Bernie ist die Halbierung seiner Wähler in New Hampshire gegenüber 2016, als er Hillary Clinton mit 22 Punkten Abstand besiegt hat.
Immerhin: Nach dem zweiten Platz in Iowa und dem Sieg in New Hampshire hat Sanders trotz der unerwarteten Widrigkeiten in Nevada nun den klarsten Pfad zur Nominierung. Sanders konnte die Herausforderung um die Führung der Linken durch Elizabeth Warren abwehren und führt nun unangefochten den linken Flügel der Partei.
Die Nachwahl-Umfragen zeigen, dass es für sechs von zehn Wählern der Demokraten besonders wichtig bleibt, einen Kandidaten zu finden, der Donald Trump schlagen kann. Die meisten trauten dies Buttigieg zu. „Mayor Pete“liegt nach den ersten beiden Vorwahlen im Wettlauf um die Mehrheit auf dem Parteitag mit 23 zu 21 Parteitagsdelegierten knapp vorn. In Nevada und South Carolina muss er beweisen, nicht nur für moderate weiße Wähler und Unabhängige wählbar zu sein.
Am Superdienstag, wenn am 3. März in 15 Bundesstaaten 35 Prozent der Stimmen vergeben werden, lauert Michael Bloomberg auf seine Chance. Der Milliardär hat schon jetzt die Rekordsumme von 300 Millionen Dollar für seinen Wahlkampf ausgegeben.