Verpfeifen wie die Profis
Der Krimi „La Gomera“handelt von Geldwäsche in großem Stil.
WIEN. „El Silbo“ist ein geniales Werkzeug zur analogen Kommunikation über große Distanzen: Es ist eine Sprache, die auf Pfeifen basiert und die vor allem auf der kanarischen Insel La Gomera benutzt wird, von immer noch etwa 20.000 Menschen, wie die UNESCO schätzt. Das heutige „El Silbo“beruht auf dem Spanischen. Lautstärke, Tonhöhe und Unterbrechung kennzeichnen Vokale und Konsonanten. Das Erlernen dieser Sprache ist eine mühsame Angelegenheit, doch Cristi (Vlad Ivanov) hat keine Wahl in „La Gomera“, einem rumänischen Krimi, der am Freitag ins Kino kommt.
Cristi ist korrupter Polizist, verwickelt in Geldwäschegeschäfte. Es geht um enorme Summen, die von einer Matratzenfabrik außerhalb von Bukarest weiter nach Spanien und Venezuela transportiert werden. Fabriksbesitzer und Mittelsmann Zsolt (Sabin Tambrea, demnächst in „Narziss und Goldmund“zu sehen) sitzt im Gefängnis, er ist der Einzige, der weiß, wo das Geld vom letzten Coup ist. Seine Freundin Gilda (Catrinel Marlon) bandelt unterdessen, vordergründig auf Chefbefehl, mit Cristi an. Der Mafiaboss ist ein Spanier namens Paco (Agustí Villaronga), der unter anderem den kanarischen Pfeifprofi Kiko (Antonio Buíl) zu seinen Mitarbeitern zählt. Und der erklärt Cristi, der dafür nach La Gomera gereist ist, um geheim mit seinen Mitverschwörern kommunizieren zu können: „Du kannst doch pfeifen, oder?
Du steckst dir zwei Finger wie eine Pistole in den Mund, in einem Winkel, als würde die Kugel beim Ohr austreten.“
„La Gomera“spielt auf der titelgebenden kanarischen Insel und in Bukarest, auf zwei Zeitebenen, die bis zur Unverständlichkeit ineinander verschoben sind, was dem Vergnügen keinen Abbruch tut: Da ist Cristis Mutter, die in ihrem Gartenhaus eine große Geldsumme findet und sie umstandslos der Pfarre spendet; da ist seine Chefin Magda, die vermutlich mindestens so korrupt ist wie er; und da ist ein Motel, in dem der Concierge ununterbrochen Opern hört: Regisseur Corneliu Porumboiu, der in seinem letzten Film „Der Schatz“im Gewand einer Komödie von der jüngeren rumänischen Zeitgeschichte und ihren politischen und wirtschaftlichen Raubzügen erzählt hatte, nutzt hier die reizvollen Konventionen des Film noir, um wiederum einen korrupten Staatsapparat zu demaskieren.
Dass sich im Zentrum des Films dann zwischen Cristi und der schönen Gilda womöglich echte Zuneigung entwickelt, bis hin zum kitschigen Finale, ist eigentlich am Thema vorbei – aber trotzdem hübsch.
Film: