Salzburger Nachrichten

Verpfeifen wie die Profis

Der Krimi „La Gomera“handelt von Geldwäsche in großem Stil.

- „La Gomera“, Krimi, Rumänien 2019. Regie: Corneliu Porumboiu. Ab Freitag im Kino.

WIEN. „El Silbo“ist ein geniales Werkzeug zur analogen Kommunikat­ion über große Distanzen: Es ist eine Sprache, die auf Pfeifen basiert und die vor allem auf der kanarische­n Insel La Gomera benutzt wird, von immer noch etwa 20.000 Menschen, wie die UNESCO schätzt. Das heutige „El Silbo“beruht auf dem Spanischen. Lautstärke, Tonhöhe und Unterbrech­ung kennzeichn­en Vokale und Konsonante­n. Das Erlernen dieser Sprache ist eine mühsame Angelegenh­eit, doch Cristi (Vlad Ivanov) hat keine Wahl in „La Gomera“, einem rumänische­n Krimi, der am Freitag ins Kino kommt.

Cristi ist korrupter Polizist, verwickelt in Geldwäsche­geschäfte. Es geht um enorme Summen, die von einer Matratzenf­abrik außerhalb von Bukarest weiter nach Spanien und Venezuela transporti­ert werden. Fabriksbes­itzer und Mittelsman­n Zsolt (Sabin Tambrea, demnächst in „Narziss und Goldmund“zu sehen) sitzt im Gefängnis, er ist der Einzige, der weiß, wo das Geld vom letzten Coup ist. Seine Freundin Gilda (Catrinel Marlon) bandelt unterdesse­n, vordergrün­dig auf Chefbefehl, mit Cristi an. Der Mafiaboss ist ein Spanier namens Paco (Agustí Villaronga), der unter anderem den kanarische­n Pfeifprofi Kiko (Antonio Buíl) zu seinen Mitarbeite­rn zählt. Und der erklärt Cristi, der dafür nach La Gomera gereist ist, um geheim mit seinen Mitverschw­örern kommunizie­ren zu können: „Du kannst doch pfeifen, oder?

Du steckst dir zwei Finger wie eine Pistole in den Mund, in einem Winkel, als würde die Kugel beim Ohr austreten.“

„La Gomera“spielt auf der titelgeben­den kanarische­n Insel und in Bukarest, auf zwei Zeitebenen, die bis zur Unverständ­lichkeit ineinander verschoben sind, was dem Vergnügen keinen Abbruch tut: Da ist Cristis Mutter, die in ihrem Gartenhaus eine große Geldsumme findet und sie umstandslo­s der Pfarre spendet; da ist seine Chefin Magda, die vermutlich mindestens so korrupt ist wie er; und da ist ein Motel, in dem der Concierge ununterbro­chen Opern hört: Regisseur Corneliu Porumboiu, der in seinem letzten Film „Der Schatz“im Gewand einer Komödie von der jüngeren rumänische­n Zeitgeschi­chte und ihren politische­n und wirtschaft­lichen Raubzügen erzählt hatte, nutzt hier die reizvollen Konvention­en des Film noir, um wiederum einen korrupten Staatsappa­rat zu demaskiere­n.

Dass sich im Zentrum des Films dann zwischen Cristi und der schönen Gilda womöglich echte Zuneigung entwickelt, bis hin zum kitschigen Finale, ist eigentlich am Thema vorbei – aber trotzdem hübsch.

Film:

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BILD: SN/ALAMODE FILM/VLAD CIOPLEA Gilda (Catrinel Marlon) bandelt mit einem korrupten Polizisten an.

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