EU-Parlament will illegalen Tierhandel stoppen
Nach Deutschland und Österreich werden 200.000 Hunde und Katzen pro Jahr geschmuggelt.
STRASSBURG. Ein Parkplatz beim Autobahnknoten Schwechat-Ost: Aus dem Kofferraum eines Autos mit slowakischem Kennzeichen bietet ein Mann Hundewelpen – es handelt sich um Trüffelhunde – zum Kauf an. Als die Polizei kommt, hat er einen bereits verkauft – um 400 Euro. Das ist ein Bruchteil dessen, was Tierliebhaber bei offiziellen Züchtern bezahlen müssten.
Der Vorfall hat sich im vergangenen Sommer ereignet. Szenen wie diese spielen sich tausendfach in Europa ab. Sie sind Ausdruck eines lukrativen und illegalen Handels mit Haustieren, vor allem Hundewelpen stehen hoch im Kurs.
In Österreich gelten strenge Vorschriften für Zucht, Haltung und Verkauf von Heimtieren. So dürfen Hunde und Katzen seit Jahresbeginn in Zoofachgeschäften nicht mehr gehalten werden. Über das Internet
und in sozialen Foren aber blüht ein Schwarzhandel, der auf Tierleid und getäuschten Tierfreunden basiert.
In sogenannten Welpenfabriken, oft in Osteuropa, werden die Tiere unter quälenden Bedingungen gezüchtet. Welpen werden meist viel zu früh von der Mutterhündin getrennt, im eingangs geschilderten Fall waren sie erst acht Wochen alt. Mit gefälschten Papieren, ungeimpft und oft auch noch mit genetischen Krankheiten behaftet werden sie von den illegalen Züchtern im Internet angeboten und zum Verkauf quer durch Europa gekarrt. Eine von der EU-Kommission finanzierte Studie aus 2017 kommt zum Schluss, dass rund 46.000 Hundewelpen monatlich zwischen EU-Ländern gehandelt werden, die meisten ohne Registrierung. Allein nach Deutschland und Österreich würden 200.000 Heimtiere pro Jahr geschmuggelt.
Das EU-Parlament will dem illegalen Handel mit Tierbabys nun ein Ende machen. Es fordert mit großer Mehrheit einen Aktionsplan mit mehr Kontrollen und härteren Strafen gegen die Welpen-Mafia. Die EU-Kommission soll demnach ein EU-weites verpflichtendes System zur Identifizierung und Registrierung von Hunden und Katzen vorlegen. Außerdem soll es nach dem Willen der Abgeordneten eine europaweit einheitliche Definition gewerblicher Zuchtbetriebe geben.
EU-Vorschriften für die Zucht sollten eingeführt und Mitgliedsstaaten ermutigt werden, Register zugelassener Züchter und Verkäufer von Heimtieren einzurichten, lauten weitere Forderungen. Schließlich müsse auch das Bewusstsein der Verbraucher geschärft werden, Haustiere aus Heimen zu adoptieren, statt zu kaufen.