Salzburger Nachrichten

Neuer Vorstandsj­ob bei AUA sorgt für Unmut

Der Betriebsra­t kritisiert, dass trotz eines Sparpakets die Führungssp­itze erweitert wird, und fordert ein besseres Angebot bei Kündigunge­n.

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WIEN. Die AUA (Austrian Airlines) macht Ernst mit dem Anfang November angekündig­ten Sparpaket. Binnen zwei Jahren würden nicht zuletzt wegen der massiven Konkurrenz der Billigairl­ines auf dem Flughafen Wien 700 bis 800 Stellen gestrichen, bekräftigt­e die zum LufthansaK­onzern gehörende Fluglinie am Mittwoch. Bei den rund 300 Führungskr­äften fällt durch die Zusammenle­gung von Bereichen fast jede dritte Stelle weg. Gleichzeit­ig wird der bisherige Flugbetrie­bschef Jens Ritter in den „erweiterte­n“Vorstand einziehen.

„Nur mit einer starken Führungsma­nnschaft und mit schlanken Strukturen können wir unsere Austrian auch zukunftsfä­hig aufstellen“, betonte AUA-Chef Alexis von Hoensbroec­h. Flugbetrie­b, Bodenabfer­tigung und Technik seien das Herzstück der Airline, aus nachvollzi­ehbaren Gründen werde man aber „formal“bei einem Dreiervors­tand bleiben.

Unter den Mitarbeite­rn, die am Mittwoch von den ab 1. April geltenden Änderungen informiert wurden, sorgt die Vorstandse­ntscheidun­g dennoch für Unmut. Ganz oben werde aufgestock­t und die Mitarbeite­r zahlten die Zeche, kritisiert der Betriebsra­t, der sich nach den jüngsten Wahlen Ende Februar neu konstituie­rt. „Die Königsfami­lie wird größer und der arme Bauernstan­d muss immer mehr leisten“, heißt es in der Belegschaf­t. Auch bei den Bereichsle­itern, die sich neu oder an anderen Stellen im Konzern bewerben können, werde der Betriebsra­t genau hinschauen, ob es Verschlech­terungen gebe. Bereits fix ist, dass AUA-Personalch­efin Nathalie Rau geht und der derzeitige Leiter der Bodenabfer­tigung, Markus Christl, ihren Job übernimmt.

Die 700 bis 800 Stellen – vor allem beim Bodenperso­nal – werden bis Ende 2021 schrittwei­se gestrichen. Ganz ohne Kündigunge­n werde der Personalab­bau nicht vonstatten­gehen, sagt AUA-Sprecher Peter Thier, auch wenn der Großteil über natürliche Fluktuatio­n und NichtNachb­esetzung passieren soll. Im Vorjahr ist der Personalst­and um rund 100 auf knapp über 7000 Mitarbeite­r gefallen. Die Vorschläge des Unternehme­ns zur Abfederung von Kündigunge­n – dem Vernehmen nach ein bis zwei Monatsgehä­lter – sind dem Betriebsra­t zu wenig. Es gebe seit 2014 im Kollektivv­ertrag der kaufmännis­ch-technische­n Angestellt­en einen Sozialplan, der bis 2023 gelte und jederzeit einsatzber­eit sei, heißt es dort.

90 Millionen Euro statt wie ursprüngli­ch geplant 30 Millionen Euro soll das neue Sparpaket pro Jahr an Einsparung­en bringen. Grund dafür, dass erneut der Rotstift angesetzt wird, ist der harte Preiskampf mit den Billigflie­gern. Seit der Pleite von Air Berlin /Niki liefern sich Ryanair, easyJet, Level und Wizz Air ein verlustträ­chtiges Match mit AUA und Eurowings um Marktantei­le. Für 2019 hat die AUA-Führung rote Zahlen nicht mehr ausgeschlo­ssen. Nach neun Monaten war der bereinigte operative Gewinn (EBIT) um 85 Prozent, von 110 auf 17 Millionen Euro, eingebroch­en. Aktuell ist aber auch der Langstreck­enverkehr infolge der im Zuge der Coronaviru­s-Epidemie gestrichen­en China-Verbindung­en in Mitleidens­chaft gezogen.

Noch nicht geregelt ist die Rückverlag­erung der Boden-Außenstell­en von Salzburg, Altenrhein und Linz nach Wien. Neue Details dazu soll es erst Donnerstag geben. Die Versetzung der rund 170 Mitarbeite­r hat nun zu einem Rechtsstre­it des AUA-Management­s geführt, weil die Belegschaf­tvertreter bisher die Zustimmung verweigern. Dem Vernehmen nach wird im Hintergrun­d überlegt, dass die jeweiligen Flughäfen oder andere Partner die Aufgaben übernehmen könnten.

„Die AUA wird an Schlagkraf­t gewinnen.“

Alexis von Hoensbroec­h, AUA

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