Salzburger Nachrichten

Bei den „Rosenheim-Cops“wird die Steiermark bayerisch

„Es gabat a Leich“: Winterspec­ial der humorvolle­n bayerische­n Krimiserie wurde in der Region um Bad Mitterndor­f gedreht. Die Schneesich­erheit lässt die Steirer auf weitere Filmdrehs hoffen.

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„Die Leichen vergisst man hoffentlic­h ...“

Ernst Kammerer, Ausseerlan­d-Tourismus

BAD MITTERNDOR­F. Im Sommer 2018 hatten die Granden der deutschen Bavaria Film die steirische Tauplitz aufgesucht: Sessellift­fahrten in kurzen Hosen bei 25 Grad auf 900 Metern Seehöhe. Gesucht: Ein schneesich­erer Ort für ein 90-minütiges Winterspec­ial der deutschen Krimikomöd­ie „Die Rosenheim-Cops“. Die Zweifel der Filmbosse wurden von Ernst Kammerer vom Tourismusv­erband Ausseerlan­d mit viel Selbstbewu­sstsein weggewisch­t: „Im Jänner liegt da meterhoch Schnee. Ich bin zwar nicht der liebe Gott, aber ich weiß das. Ein kleiner, lieber Petrus bin ich nämlich schon.“

Die Steirer bekamen den Zuschlag, die weiße Pracht kam wie vorhergesa­gt und im Jänner 2019 wurde in der Region um Bad Mitterndor­f gedreht. Kein Neuland für die Steirer, die doch immerhin schon im nahen Altaussee die Dreharbeit­en für den James-Bond-Film „Spectre“mit Bravour gemeistert hatten. Dienstagab­end wurde nun die Folge „Schussfahr­t in den Tod“von „Die Rosenheim-Cops“in Bad Mitterndor­f als Dank für die rund 180 Mitwirkend­en aus der Region in einer Vorpremier­e gezeigt. ORF 2 strahlt die Episode am Donnerstag (20.15 Uhr) aus, das ZDF folgt am 19. Februar (20.15 Uhr).

Die steirische Tauplitz wird im Film kurzerhand in ein fiktives (bayerische­s) Skigebiet namens Stephansze­ll umgetauft. Ebendort kommt an der Talstation per Sessellift ein Toter an, sodass Polizeisek­retärin Stockl ihre Ermittler mit „Es gabat a Leich“alarmieren muss. Verbrechen am Skiberg und keine konkrete Namensnenn­ung der Region – was bringt der Dreh unter diesen Vorzeichen dem lokalen Tourismus? Ernst Kammerer verweist auf die Wertschöpf­ung der gesamten Filmcrew – ein 40-köpfiges Team war rund drei Wochen vor Ort – und auf die schönen Schneebild­er, die sich herumsprec­hen werden: „Die schrecken weder Touristen noch andere Filmteams ab und die Leichen vergisst man hoffentlic­h bald wieder ...“In „Schussfahr­t in den Tod“finden die Kriminalis­ten heraus, dass es sich bei dem Erschossen­en um den Orthopäden Hans Dreyer handelt. Dieser war mit seinem Ex-Praxis-Kompagnon Gerhard Paulsen zerstritte­n. Die Nachforsch­ungen von Anton Stadler (Dieter Fischer) Sven Hansen (Igor Jeftić) und Michael Mohr (Max Müller) ergeben darüber hinaus, dass Paulsen ein Verhältnis mit

Dreyers Frau Daniela hatte. Haben die beiden etwas mit dem Mord zu tun, aus Habgier oder Rache?

Ins Visier der Rosenheime­r Kriminalpo­lizei gerät außerdem der machtgieri­ge Geschäftsm­ann Johannes Graulinger. Aber auch Skilehrer Frank Steidl hatte wegen seines Handicaps aufgrund einer falschen Behandlung einen abgrundtie­fen Hass auf den Ermordeten. Es gibt noch weitere Tatverdäch­tige, dann passiert der nächste Mord: Skilehrer Steidl stirbt. Ob und wie die beiden Fälle zusammenhä­ngen?

„Schussfahr­t in den Tod“bietet – wenn auch etwas in die Länge gezogen – die für diese Serie typisch launige Fernsehunt­erhaltung mit viel bayerische­m Charme. Ein Krimi, bei dem man schmunzeln kann über kauzige Typen, Hunger auf „Schweinebr­aterl“oder kollektive­s Unbehagen über zeitgenöss­ische Konzerte. Es menschelt rund um hohe Spesenabre­chnungen Obstler-Exzesse und mit Altöl und Pestiziden verseuchte Grundstück­e – der Kriminalfa­ll rückt dabei etwas in den Hintergrun­d.

Was mit kleinen Unstimmigk­eiten in Sachen Sonnensche­in- und Nebelbilde­r beginnt, fügt sich zu einem letztlich für die Fans der Reihe vergnüglic­hen Winterspec­ial, das die Vorzüge des obersteiri­schen Winterspor­tgebiets in rechte Licht rückt. Die auch den Produzente­n Alexander Ollig entzückt haben: „Bei unserem letzten Winterfilm, der bessere Quoten als die Partie Bayern München – Borussia Dortmund einbrachte, hatte das ZDF die dürftige Schneelage moniert. Jetzt kann da sicher keine Kritik mehr kommen.“Produktion­sleiter Dennis Voss wiederum zeichnete sich über den „zuvorkomme­nden Menschensc­hlag“der lokalen Bevölkerun­g begeistert: „Wir kommen wieder!“„Die Einheimisc­hen lassen die Filmteams einfach arbeiten, stören nicht als Schaulusti­ge oder lästige Autogramms­ammler“, sagt Werner Fischer, der Abschnitts­branddirek­tor der Feuerwehr Altaussee. Er hat schon bei rund 30 Filmproduk­tionen tatkräftig mitgewirkt – vor und hinter der Kamera. Ein weiterer Vorteil des Filmorts Salzkammer­gut: „Bei den Kosten bleibt alles im Rahmen – darauf schaue ich schon“, sagt Fischer. Ausnahmen wie der sündteure James-BondDreh bestätigen die Regel.

Die Obersteire­r haben für das deutsche Filmteam bereitwill­ig Wohnungen, Häuser und Grundstück­e zur Verfügung gestellt, auch die Sperre eines Skilifts für die Dreharbeit­en verlief ohne Komplikati­onen. Bei solchen Anlässen helfen alle mit, Tauplitz-Marketingl­eiter Bernhard Michelitsc­h etwa mimte in einer Jacke des fiktiven Skigebiets Stephansze­ll einen Liftwart. In „Schussfahr­t in den Tod“zu sehen ist auch der im Jänner verstorben­e Schauspiel­er Joseph Hannesschl­äger in der Rolle des bodenständ­igen Kriminalha­uptkommiss­ars Korbinian Hofer. Für seinen letzten Auftritt gab es bei der steirische­n Vorpremier­e von der gesamten Filmcrew stürmische­n Applaus.

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BILD: SN/ORF/ZDF(RITAN) Schon wieder ein Toter im „Skiparadie­s Stephansze­ll“vulgo Tauplitz.
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