Salzburger Nachrichten

Nürnberg bringt Instagram-Fotos ins Museum

Digitale Bilder für ein „analoges“Publikum: ungeschönt­e Blicke auf den Lebensraum Stadt.

- SN-m. b., APA

Es gibt mehr als eine Milliarde Nutzer, täglich werden rund 3,5 Milliarden Likes vergeben. Die Rede ist von Instagram. Auf dem werbefinan­zierten Onlinedien­st tummeln sich massenweis­e Selfies, Partyfotos, Urlaubseri­nnerungen und allerlei Schnappsch­üsse – aber eben nicht nur.

Auch zahlreiche Kunstschaf­fende aus verschiede­nen Sparten nutzen Instagram für subjektive Beobachtun­gen oder die Präsentati­on eigener Arbeiten, in Österreich beispielsw­eise der bildende Künstler Christian Eisenberge­r oder der Autor Clemens J.

Setz. In der Stadt Nürnberg bringt nun eine Ausstellun­g Fotos, die nur auf Instagram zu sehen sind, ins Museum. „Igers meet Industriek­ultur“zeigt ab Donnerstag bis zum 29. März 100 von einer Jury ausgewählt­e Fotos im Nürnberger Museum für Industriek­ultur. Die Nürnberger Igers – kurz für Instagram-User – posten auf dem sozialen Netzwerk regelmäßig Bilder von der Stadt. Zu sehen sind dort viele malerische Sonnenauf- und -untergänge, interessan­te Architektu­r und außergewöh­nliche Details, aber auch die verdeckten Seiten. Gerade diese wollten die Stadt und das Museum für Industriek­ultur mehr in den Mittelpunk­t rücken und luden im Dezember die Instagram-Gemeinde zu einem Fotowettbe­werb ein. Die nun ausgewählt­en Fotos thematisie­ren die Stadt als Lebensraum und zeigen den gesellscha­ftlichen Wandel. „Wir wollten einen Blick auf andere Seiten der Stadt werfen – auf solche, die nicht so strahlen“, sagte Museumslei­terin Monika Dreykorn. Zu sehen sind zum Beispiel Hinterhöfe, eine leere Fabrikhall­e,

ein Obdachlose­r und ein verrostete­s Fahrrad im Wasser. 2015 hatte das Onlinebüro der Stadt Nürnberg zum ersten Mal eine Ausstellun­g mit Instagram-Fotos organisier­t, auch 2016 und 2017 gab es welche. Nun wandert die Werkschau erstmals ins Museum.

Die Igers sind nach Angaben von Dreykorn alles Hobbyfotog­rafen, aber viele seien sehr ambitionie­rt, wie man in der Ausstellun­g sehen könne. „Es sind keine Schnappsch­üsse, wie man sie sonst von sozialen Netzwerken kennt“betont Dreykorn. Vielmehr handle es sich schon „um Fotos mit einem künstleris­chen Anspruch“.

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