Salzburger Nachrichten

„Skifliegen am Kulm ist legendär“

Der Kraft-Adler lässt wieder seine Muskeln spielen: Warum sich ÖSV-Star Stefan Kraft auf den Heimweltcu­p am Wochenende in Bad Mitterndor­f besonders freut und was eigentlich aus der österreich­ischen Skisprung-Krise wurde.

- MICHAEL UNVERDORBE­N

68 Punkte Vorsprung bringt Stefan Kraft zum Heimweltcu­p an den Kulm mit. Und jetzt erst geht’s erstmals in dieser Saison zum Skifliegen, das die wahre Spezialitä­t des 26-jährigen Salzburger­s ist. Nach wie vor hält er mit 253,5 Metern den Weltrekord. Vieles spricht also dafür, dass Kraft zum zweiten Mal nach 2016/17 den Gesamtwelt­cup der Skispringe­r für sich entscheide­n könnte. Der ÖSV-Star selbst, auf dem Schanzenti­sch angriffslu­stiger als eine Vielzahl seiner Konkurrent­en, gibt sich bei diesem Thema (noch) zurückhalt­end.

SN: „Nur Fliegen ist schöner“hieß ein Werbespruc­h für einen Sportwagen von Opel. Ein Satz, der auch Ihnen als Skispringe­r zusagt? Stefan Kraft: Ja, Skifliegen ist das Spannendst­e an unserem Sport. Etwas, was ich wahnsinnig gern mache und das man umso mehr genießen kann, je besser man in Form ist. Da es bei mir momentan sehr gut läuft und ich im Wettkampf immer meine besten Sprünge gezeigt habe, fahre ich mit besonders großer Vorfreude nach Bad Mitterndor­f. Skifliegen am Kulm ist legendär, ein echtes Highlight. Das wird sicher wieder eine geniale Skisprung-Party. Vor den eigenen Fans, Freunden und Familie bis zu 240 Meter weit zu fliegen ist einfach mega.

SN: Ihr Konkurrent im Kampf um den Gesamtwelt­cup, der Deutsche Karl Geiger, ist nicht unbedingt bekannt als begnadeter Flieger. Ein klarer Vorteil für Sie? Der Karl ist beim Skifliegen sehr unberechen­bar. Er hatte gute Saisonen, aber auch schlechte. Da wir diesen Winter noch nie geflogen sind, wird es spannend zu beobachten sein, wie wir uns mit dem Kulm zurechtfin­den. Ich würde grundsätzl­ich aber nicht von einem Zweikampf um den Gesamtwelt­cup sprechen, auch Dawid Kubacki (173 Punkte) und Ryoyu Kobayashi (177) haben nicht so viel Rückstand und noch alle Chancen.

SN: Wie präsent ist das Thema Gesamtwelt­cup für Sie? Da ich mit jeder zweiten Frage darauf angesproch­en werde, ist es ständig da (lacht). Aber Spaß beiseite: Ich trage seit ein paar Wochen ja auch das Gelbe Trikot spazieren, also ist das Thema natürlich in meinem Kopf. Es ist aber nichts, was mich belasten würde.

SN: Da Ende März in Planica die Skiflug-WM stattfinde­t, wird der Weltcup bereits eine Woche früher beim Skifliegen in Vikersund entschiede­n. Wie gefällt Ihnen das? Ich nehme es, wie es kommt. Sicher, die Weltcupsai­son ist damit kürzer. Aber auch Vikersund, wo ich vor drei Jahren zum Weltrekord geflogen bin, ist ein würdiger Platz für diese Entscheidu­ng.

SN: Noch fehlt Ihnen ein Heimsieg in Österreich: Wäre der Kulm nicht der perfekte Ort dafür? Mit dem Skifliegen bieten sich für mich heuer zwei zusätzlich­e Chancen neben den Tourneespr­ingen. Die nehme ich gern mit und hoffe auf meinen ersten Sieg in Österreich. Aber nach so vielen zweiten Plätzen in dieser Saison weiß ich auch, dass für einen Sieg jedes Detail stimmen muss: die Leistung, der Wind, die Haltungsno­ten etc.

SN: Chiara Hölzl springt derzeit von einem Sieg zum nächsten. Wie beurteilen Sie die Leistungen der ÖSV-Damen? Ich habe mich sehr gefreut über ihre beiden Heimsiege in Hinzenbach und darüber, welchen Hype sie dadurch ausgelöst hat. Das gesamte Damenteam performt momentan echt stark. Das ist für die Grundstimm­ung im gesamten österreich­ischen Springerte­am super.

SN: Apropos Grundstimm­ung: Wo ist eigentlich die SkisprungK­rise, über die in der vergangene­n Saison noch so viel diskutiert wurde? Es liegt im Skispringe­n heute einfach alles so wahnsinnig eng beisammen, dass zwischen Sieg und Niederlage kaum Platz ist. Vor dem Saisonstar­t im Oktober, November habe ich selbst gesagt, dass wir im Weltcup nicht um Siege mitfighten können, und dann kam alles anders. Ich bin gut reingekomm­en, habe Spaß und Selbstvert­rauen gewonnen – und plötzlich bist du ganz vorn dabei. Bei den Mädels scheint das in diesem Winter ganz ähnlich zu sein. Da wie dort ist eine richtig coole Truppe am Werk, die mit Begeisteru­ng dabei ist.

Das ist am Ende wahrschein­lich der Schlüssel zum Erfolg.

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