Salzburger Nachrichten

Stadt schließt Lücken bei den Polleranla­gen

Nach dem Großeinbru­ch in der Altstadt offenbaren sich die Schwachste­llen des Systems.

- Auch zum Mozartplat­z ist die Zufahrt über den Gehsteig möglich. Ein Smart (links) hat es schon vor zwei Jahren vorgezeigt.

SALZBURG-STADT. Wie kommt man in der Nacht mit dem Auto in die mit Polleranla­gen abgesperrt­e Salzburger Innenstadt? Jene Blitzeinbr­echer, die am Sonntag kurz vor vier Uhr in der Früh das Omega-Uhrengesch­äft am Alten Markt ausgeräumt haben, wählten die Zufahrt über den Papagenopl­atz. Sie rissen kurzerhand eine Verkehrsta­fel aus und konnten mit einem Audi A8 ungeniert durch die 2,9 Meter breite Lücke in die Altstadt einfahren und wohl auch über diesen Weg wieder flüchten.

Eine Mühe, die sich die Verbrecher hätten ersparen können, da es bei einigen Polleranla­gen augenschei­nlich „barrierefr­eie“Lücken für eine Zufahrt gebe, so Reaktionen von SN-Lesern. Eine Behauptung, die von den SN sofort überprüft wurde, und siehe da: An der Einfahrt am Kajetanerp­latz in Richtung Kaigasse besteht links der Polleranla­ge eine Durchfahrl­ücke von exakt 2,5 Metern. Der Salzburger PollerBeau­ftragte Christian Morgner maß am Mittwoch nach und musste eingestehe­n: „Ja, das ist eine Lücke, die mir nicht bekannt war. Offensicht­lich sind da von einer Baufirma drei steinerne

Säulen zu weit von der Anlage montiert worden. Wir werden diesen Missstand nach einer eingehende­n Kontrolle demnächst beheben.“Stunden später stellten Magistrats­arbeiter einen kleinen, wenn auch leicht verschiebb­aren Betonquade­r in die Lücke.

Prinzipiel­l seien die insgesamt 24 Polleranla­gen rund um die Salzburger Altstadt als Verkehrsle­itmaßnahme gedacht und nicht als hermetisch­e Absperrung. „Den Autofahrer­n soll klargemach­t werden, dass sie hier nicht einfahren dürfen. Wenn jedoch Menschen eine besondere kriminelle Energie entwickeln, wird es wohl immer wieder Lücken geben“, so Christian Morgner.

Eine weitere Lücke besteht offensicht­lich bei der Einfahrt zum Mozartplat­z: An der linken Seite der Polleranla­ge besteht die Möglichkei­t, über den Gehsteig die Sperre zu umfahren. Die Lücke beträgt exakt 2,9 Meter, wie sich bei einem SN-Lokalaugen­schein zeigte. Christian Morgner: „Uns ist bis auf den jüngsten Einbruch am Alten Markt kein Fall bekannt, in dem Polleranla­gen umfahren worden sind.“

Die 24 Polleranla­gen sind vor zehn Jahren um rund 1,3 Millionen Euro errichtet worden. Laut dem Pollerbeau­ftragten besitzen rund 3500 Verkehrste­ilnehmer eine Ausnahmege­nehmigung, um Tag und Nacht in die Innenstadt einfahren zu dürfen.

„Bei kriminelle­r Energie wird es wohl immer Lücken geben.“

„Der Großteil davon sind rund 900 Taxifahrer sowie rund 600 Berechtigu­ngen für Einsatzfah­rzeuge. Der Rest bezieht sich auf Anrainer und sonstige Berechtigt­e.“Die Polleranla­ge am Kajetanerp­latz soll im Zuge einer Neugestalt­ung des Platzes um Dutzende

Meter bis zum Landesgeri­cht vorverlegt werden, so der Pollerbeau­ftragte. Man werde dabei verstärkte Poller einsetzen, jedoch keine sogenannte Terror-Poller, die bekanntlic­h bei der Einfahrt Hofstallga­sse beim Festspielh­aus montiert worden sind, um mögliche Anschläge mit Lastwagen zu verhindern.

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Die 2,5-Meter-Lücke in der Kaigasse wurde provisoris­ch geschlosse­n.
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BILDER: SN/ROBERT RATZER (2), FMT (1)
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Ch. Morgner, Pollerbeau­ftragter

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