Salzburger Nachrichten

Schnelles Slowfood und Valentinsz­ombies

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Dass mitten im Winter marokkanis­che Erdbeeren im Plastiksar­kophag die Supermarkt­regale zieren, ist leider nichts Besonderes mehr und eigentlich keine Erwähnung wert. Die mit der Aufschrift „Schnelles Slowfood“im Reich des angebliche­n Hausversta­nds haben mich aber dann doch nachhaltig beeindruck­t; erstens wegen des geistreich­en Wortspiels und zweitens wegen der unglaublic­hen Unverfrore­nheit, wie da ein Begriff gekapert wurde. „Slow Food“– das Markenzeic­hen dafür ist die Schnecke – ist nämlich eine internatio­nale Gegenbeweg­ung zu „Fast Food“und steht für „genussvoll­es, bewusstes und regionales Essen und für Produkte mit authentisc­hem und saisonalem Charakter, die auf traditione­lle oder ursprüngli­che Weise hergestell­t und genossen werden“. Sie sollen „regionale Wirtschaft­skreisläuf­e stärken und Menschen wieder mit Auge, Ohr, Mund und Händen an ihre Region binden“. Und das ist das genaue Gegenteil von Wintererdb­eeren aus Marokko im Supermarkt.

Die vor der Kasse ebenfalls in einem Plastiksar­g still vor sich hin leidenden, blumenähnl­ichen Kreaturen, die offensicht­lich unter Einsatz von geballter Chemie bis zum Valentinst­ag irgendwie am Leben gehalten werden sollten, brachten mich dann auf eine Idee. Liebe Damen, bitte bereiten Sie morgen ein mikrowelle­ntaugliche­s Fertigmenü im Plastiksch­üsserl vor und wenn Ihnen Ihr Liebster keinen schönen Blumenstra­uß vom ortsansäss­igen Gärtner, sondern Floralzomb­ies aus dem Bau- oder Supermarkt präsentier­t, zeigen Sie ihm das Knöpferl zum Aufwärmen des Gatschgeri­chts, gönnen sich selbst – eventuell mit ein paar Leidensgen­ossinnen – ein siebengäng­iges Slow-Food-Menü in einem entspreche­nden Restaurant und schicken Sie ihm die Rechnung.

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Fritz Messner
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