Schnelles Slowfood und Valentinszombies
Dass mitten im Winter marokkanische Erdbeeren im Plastiksarkophag die Supermarktregale zieren, ist leider nichts Besonderes mehr und eigentlich keine Erwähnung wert. Die mit der Aufschrift „Schnelles Slowfood“im Reich des angeblichen Hausverstands haben mich aber dann doch nachhaltig beeindruckt; erstens wegen des geistreichen Wortspiels und zweitens wegen der unglaublichen Unverfrorenheit, wie da ein Begriff gekapert wurde. „Slow Food“– das Markenzeichen dafür ist die Schnecke – ist nämlich eine internationale Gegenbewegung zu „Fast Food“und steht für „genussvolles, bewusstes und regionales Essen und für Produkte mit authentischem und saisonalem Charakter, die auf traditionelle oder ursprüngliche Weise hergestellt und genossen werden“. Sie sollen „regionale Wirtschaftskreisläufe stärken und Menschen wieder mit Auge, Ohr, Mund und Händen an ihre Region binden“. Und das ist das genaue Gegenteil von Wintererdbeeren aus Marokko im Supermarkt.
Die vor der Kasse ebenfalls in einem Plastiksarg still vor sich hin leidenden, blumenähnlichen Kreaturen, die offensichtlich unter Einsatz von geballter Chemie bis zum Valentinstag irgendwie am Leben gehalten werden sollten, brachten mich dann auf eine Idee. Liebe Damen, bitte bereiten Sie morgen ein mikrowellentaugliches Fertigmenü im Plastikschüsserl vor und wenn Ihnen Ihr Liebster keinen schönen Blumenstrauß vom ortsansässigen Gärtner, sondern Floralzombies aus dem Bau- oder Supermarkt präsentiert, zeigen Sie ihm das Knöpferl zum Aufwärmen des Gatschgerichts, gönnen sich selbst – eventuell mit ein paar Leidensgenossinnen – ein siebengängiges Slow-Food-Menü in einem entsprechenden Restaurant und schicken Sie ihm die Rechnung.