380 kV: Zweites Camp zum Widerstand bereit
Bundesforste bereiten Arbeiten im Nockstein-Gebiet vor. Gegner der Freileitung schlugen Alarm. Betreiber hält an raschem Bau fest.
In der Auseinandersetzung um die 380-kV-Freileitung bildet sich nach Bad Vigaun ein zweiter Brennpunkt. Am Fuß des Nocksteins in Koppl sind die Bundesforste dabei, Fällungen für die Trasse vorzubereiten. Deshalb gab es am Mittwochvormittag Alarm bei den Projektgegnern.
Nachdem ein „Späher“die Autos der Bundesforste in der Nocksteinstraße gesehen hatte, eilten Aktivisten zu ihrem in der Nähe eingerichteten Widerstandscamp für die Waldbesetzung. Sie gingen davon aus, dass Rodungen beginnen sollten. Ganz so weit ist es in Koppl aber noch nicht. In den letzten Tagen seien Mitarbeiter für Vorbereitungsarbeiten im Wald gewesen, um Bäume zu markieren und Planungsdetails zu klären, sagte Erwin Stampfer, Leiter des Forstbetriebs Flachgau-Tennengau, auf SN-Anfrage. Wann die Fällungsarbeiten beginnen, könne er nicht sagen. „Den Startschuss gibt die APG (der Projektbetreiber Austrian Power Grid, Anm.).“
Auch aus dem Tennengau kommen Gegner der Freileitung und Befürworter des Erdkabels zur Unterstützung ihrer Kollegen in den Flachgau. Christian Müller aus dem Hinterwiestal bei Puch zum Beispiel ist selbst betroffen. Er beklagt sich über einen geplanten 95 Meter hohen, gut 100 Meter von seinem Haus entfernten Mast. Weil nur wenig von seinem Grund überspannt werden solle, sei ihm nur eine Entschädigung von 3000 Euro geboten worden. Andererseits sei der Wertverlust seiner vor 16 Jahren gekauften Liegenschaft enorm. Ein drittes Widerstandscamp ist dem Vernehmen nach in Kuchl bereits in Vorbereitung. Franz Köck aus Adnet ist zufrieden, „dass der Widerstand lebt und wir in kürzester Zeit die Menschen mobilisieren können. Die Posten sind besetzt. Sie halten Augen und Ohren offen.“
Am Donnerstag wollen die Aktivisten in Vigaun eine Spende des Unabhängigen Bauernverbandes in Empfang nehmen.
Das Verbund-Tochterunternehmen APG gibt keine Auskunft darüber, wann auf wessen Grundstücken Fällungen stattfinden. Projektleiter Wolfgang Hafner betont allerdings, dass man an allen sechs Baulosen intensiv arbeite, damit die dringend notwendige Leitung so rasch wie möglich gebaut werde.