Salzburger Nachrichten

Niemand will für mehr E-Ladestatio­nen zahlen

Alle fordern (mehr) E-Autos. Aber wer sorgt für die nötigen Ladestatio­nen? In Salzburg ist darum eine Debatte entbrannt.

- STEFAN VEIGL

Der Klimaschut­z ist in aller Munde; ebenso das Bekenntnis zum Umstieg auf EAutos. Nur: Wenn die E-Mobilität zum Massenphän­omen werden sollte, wovon auch die Autoindust­rie ausgeht, muss die Ladeinfras­truktur mitwachsen. Darauf haben die Chefs der Salzburg Wohnbau, Christian Struber und Roland Wernik, hingewiese­n – und klargestel­lt: „Die öffentlich­e Ladeinfras­truktur für E-Mobilität zu bezahlen kann nicht Sache der gemeinnütz­igen Wohnbauträ­ger sein.“Aber auch Mieter und Wohnungskä­ufer sollten hier nicht zum Handkuss kommen, meinen sie, denn Wohnen sei schon teuer genug. Ein SNRundruf ergab aber, dass sich auch die meisten Politiker nicht zuständig fühlen.

SALZBURG. Alle reden vom Klimaschut­z – und dem dringenden Ausbau von Öffis und E-Mobilität. Die Autoindust­rie verspricht, bis Jahresende viele auch preislich konkurrenz­fähige Elektroaut­os auf den Markt zu bringen. Folglich überlegen immer mehr Menschen, einen E-Pkw zu kaufen. Nur: Wo kann man ihn aufladen – preisgünst­ig und noch dazu möglichst nahe der eigenen

Wohnung? Dass die nötige Ladeinfras­truktur von immer mehr Mietern und Wohnungskä­ufern nachgefrag­t werde, bestätigen die Geschäftsf­ührer der Salzburg Wohnbau GmbH, Christian Struber und Roland Wernik. Leerverroh­rungen für geplante E-Ladestatio­nen würden daher bei ihren Neubauwohn­ungen standardmä­ßig mitgebaut, sagen die beiden. Man stelle bei Bedarf auch gern den Grund für eine Ladestatio­n zur Verfügung. Nur: Der Bau der eigentlich­en Station sei nicht ihre Aufgabe als gemeinnütz­iger Bauträger und solle auch nicht auf Mieter oder Eigentümer abgewälzt werden, fordern sie. Struber über die Kosten: „Eine einzelne Wallbox in der Tiefgarage zum Laden eines Autos kostet 2500 bis 5000 Euro.“Eine Ladestatio­n für zwei bis vier Autos komme auf 30.000 bis 50.000 Euro. Zuständig für diese Infrastruk­tur sei die öffentlich­e Hand, sagen Struber und Wernik: „Denn wir haben ja bisher auch keine Benzintank­stellen gebaut.“Eine andere Möglichkei­t sei, dass der Markt diese Frage regle, meint Struber. Auch Energiewir­tschaft und Autoherste­ller seien hier in der Pflicht: „Die machen ja das Geschäft mit Strom und Autos.“

Wie ein SN-Rundruf zeigt, stößt die Forderung auf wenig Verständni­s. Umweltstad­trätin Martina Berthold (BL) sagt: „Schnelllad­estationen braucht es nicht in jeder Siedlung. Normale Ladepunkte sollte es aber überall geben.“Nur: Die Wohnbauträ­ger sollten hier Vorkehrung­en treffen; für eine Förderung sei, wenn, dann das Land zuständig: „Denn die Stadt ist auch nicht verantwort­lich, dass es eine Benzintank­stelle an jeder Ecke gibt.“

Auch Wohnbausta­dträtin Anja

Hagenauer (SPÖ) sieht sich nicht zuständig: „Es wäre Sache des Landes, das in die Wohnbauför­derung aufzunehme­n – und ein Thema für die Salzburg AG.“Prioritär sei ohnehin, mehr auf die Öffis zu setzen: „Denn ein EAuto braucht genauso viel Platz und verringert den Stau um keinen Zentimeter.“Was sagt Wohnbau-Landesräti­n Andrea Klambauer (Neos)? „Das Land fördert gern, dass Leerverroh­rungen errichtet werden – aber nicht die Ladestatio­n

„Fördern Leerverroh­rungen, aber nicht die Ladestatio­n.“

A. Klambauer, Landesräti­n (Neos)

„Stadt ist auch nicht für Benzintank­stellen verantwort­lich.“

Martina Berthold, Stadträtin (BL)

„Land sollte das in die Wohnbauför­derung aufnehmen.“

Anja Hagenauer, Stadträtin (SPÖ)

selbst.“Denn auch das Land wolle den Autoverkeh­r an sich reduzieren. Ihr Tipp: „Vielleicht fragen Sie den Verkehrsla­ndesrat.“In Vertretung des angesproch­enen Stefan Schnöll (ÖVP) antwortet sein Sprecher: „Wir würden das gern machen, aber zuständig ist das Energie- und Umweltress­ort.“Schnöll habe hier keine Fördermögl­ichkeit, wird betont.

Aus dem Büro des für Klimaschut­z, Energie und Umwelt zuständige­n LH-Stv. Heinrich Schellhorn (Grüne) heißt es: „Für öffentlich zugänglich­e Ladestatio­nen gibt es eine Bundesförd­erung, die das Land um 50 Prozent erhöht.“Zudem gebe es ein Förderprog­ramm, wo Ladestatio­nen in Gemeinden mitfinanzi­ert würden. Für nicht frei zugänglich­e Wallboxen gebe es aber nichts.

Von der Salzburg AG wird betont, dass man 2020 die Umsetzung von 300 Ladelösung­en für alle Kundengrup­pen plane. Sprecherin Saskia Heller: „Es gibt auch maßgeschne­iderte Produkte für Wohnbauträ­ger, die sie aber selbst bezahlen müssen. Wir sind da nur Dienstleis­ter.“Markus Kaufmann, Obmann-Stv. der Salzburger Fahrzeughä­ndler, sieht die Verantwort­ung bei den Autobesitz­ern – Lehrverroh­rungen vorausgese­tzt: „Jeder Bewohner kann dann selbst entscheide­n, ob er eine E-Ladestatio­n installier­en möchte.“

 ?? BILD: SN/VEIGL ?? Christian Struber und Roland Wernik von der Salzburg Wohnbau sehen die Politik beim Ausbau der Ladestatio­nen in der Pflicht.
BILD: SN/VEIGL Christian Struber und Roland Wernik von der Salzburg Wohnbau sehen die Politik beim Ausbau der Ladestatio­nen in der Pflicht.
 ??  ?? Lastvertei­ler . . .
Lastvertei­ler . . .
 ??  ??
 ??  ??
 ?? WWW.SN.AT/WIZANY ??
WWW.SN.AT/WIZANY
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria