Niemand will für mehr E-Ladestationen zahlen
Alle fordern (mehr) E-Autos. Aber wer sorgt für die nötigen Ladestationen? In Salzburg ist darum eine Debatte entbrannt.
Der Klimaschutz ist in aller Munde; ebenso das Bekenntnis zum Umstieg auf EAutos. Nur: Wenn die E-Mobilität zum Massenphänomen werden sollte, wovon auch die Autoindustrie ausgeht, muss die Ladeinfrastruktur mitwachsen. Darauf haben die Chefs der Salzburg Wohnbau, Christian Struber und Roland Wernik, hingewiesen – und klargestellt: „Die öffentliche Ladeinfrastruktur für E-Mobilität zu bezahlen kann nicht Sache der gemeinnützigen Wohnbauträger sein.“Aber auch Mieter und Wohnungskäufer sollten hier nicht zum Handkuss kommen, meinen sie, denn Wohnen sei schon teuer genug. Ein SNRundruf ergab aber, dass sich auch die meisten Politiker nicht zuständig fühlen.
SALZBURG. Alle reden vom Klimaschutz – und dem dringenden Ausbau von Öffis und E-Mobilität. Die Autoindustrie verspricht, bis Jahresende viele auch preislich konkurrenzfähige Elektroautos auf den Markt zu bringen. Folglich überlegen immer mehr Menschen, einen E-Pkw zu kaufen. Nur: Wo kann man ihn aufladen – preisgünstig und noch dazu möglichst nahe der eigenen
Wohnung? Dass die nötige Ladeinfrastruktur von immer mehr Mietern und Wohnungskäufern nachgefragt werde, bestätigen die Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau GmbH, Christian Struber und Roland Wernik. Leerverrohrungen für geplante E-Ladestationen würden daher bei ihren Neubauwohnungen standardmäßig mitgebaut, sagen die beiden. Man stelle bei Bedarf auch gern den Grund für eine Ladestation zur Verfügung. Nur: Der Bau der eigentlichen Station sei nicht ihre Aufgabe als gemeinnütziger Bauträger und solle auch nicht auf Mieter oder Eigentümer abgewälzt werden, fordern sie. Struber über die Kosten: „Eine einzelne Wallbox in der Tiefgarage zum Laden eines Autos kostet 2500 bis 5000 Euro.“Eine Ladestation für zwei bis vier Autos komme auf 30.000 bis 50.000 Euro. Zuständig für diese Infrastruktur sei die öffentliche Hand, sagen Struber und Wernik: „Denn wir haben ja bisher auch keine Benzintankstellen gebaut.“Eine andere Möglichkeit sei, dass der Markt diese Frage regle, meint Struber. Auch Energiewirtschaft und Autohersteller seien hier in der Pflicht: „Die machen ja das Geschäft mit Strom und Autos.“
Wie ein SN-Rundruf zeigt, stößt die Forderung auf wenig Verständnis. Umweltstadträtin Martina Berthold (BL) sagt: „Schnellladestationen braucht es nicht in jeder Siedlung. Normale Ladepunkte sollte es aber überall geben.“Nur: Die Wohnbauträger sollten hier Vorkehrungen treffen; für eine Förderung sei, wenn, dann das Land zuständig: „Denn die Stadt ist auch nicht verantwortlich, dass es eine Benzintankstelle an jeder Ecke gibt.“
Auch Wohnbaustadträtin Anja
Hagenauer (SPÖ) sieht sich nicht zuständig: „Es wäre Sache des Landes, das in die Wohnbauförderung aufzunehmen – und ein Thema für die Salzburg AG.“Prioritär sei ohnehin, mehr auf die Öffis zu setzen: „Denn ein EAuto braucht genauso viel Platz und verringert den Stau um keinen Zentimeter.“Was sagt Wohnbau-Landesrätin Andrea Klambauer (Neos)? „Das Land fördert gern, dass Leerverrohrungen errichtet werden – aber nicht die Ladestation
„Fördern Leerverrohrungen, aber nicht die Ladestation.“
A. Klambauer, Landesrätin (Neos)
„Stadt ist auch nicht für Benzintankstellen verantwortlich.“
Martina Berthold, Stadträtin (BL)
„Land sollte das in die Wohnbauförderung aufnehmen.“
Anja Hagenauer, Stadträtin (SPÖ)
selbst.“Denn auch das Land wolle den Autoverkehr an sich reduzieren. Ihr Tipp: „Vielleicht fragen Sie den Verkehrslandesrat.“In Vertretung des angesprochenen Stefan Schnöll (ÖVP) antwortet sein Sprecher: „Wir würden das gern machen, aber zuständig ist das Energie- und Umweltressort.“Schnöll habe hier keine Fördermöglichkeit, wird betont.
Aus dem Büro des für Klimaschutz, Energie und Umwelt zuständigen LH-Stv. Heinrich Schellhorn (Grüne) heißt es: „Für öffentlich zugängliche Ladestationen gibt es eine Bundesförderung, die das Land um 50 Prozent erhöht.“Zudem gebe es ein Förderprogramm, wo Ladestationen in Gemeinden mitfinanziert würden. Für nicht frei zugängliche Wallboxen gebe es aber nichts.
Von der Salzburg AG wird betont, dass man 2020 die Umsetzung von 300 Ladelösungen für alle Kundengruppen plane. Sprecherin Saskia Heller: „Es gibt auch maßgeschneiderte Produkte für Wohnbauträger, die sie aber selbst bezahlen müssen. Wir sind da nur Dienstleister.“Markus Kaufmann, Obmann-Stv. der Salzburger Fahrzeughändler, sieht die Verantwortung bei den Autobesitzern – Lehrverrohrungen vorausgesetzt: „Jeder Bewohner kann dann selbst entscheiden, ob er eine E-Ladestation installieren möchte.“