Salzburger Nachrichten

Das Drama Eurofighte­r und seine Gründe

Es war nicht nur Korruption. Es war Parteipoli­tik, Populismus und ein grundsätzl­icher Dissens in der Sicherheit­spolitik.

- Alexander Purger ALEXANDER.PURGER@SN.AT

„Wie lange noch, Catilina, wirst du unsere Geduld missbrauch­en?“– Das klassische Cicero-Zitat passt perfekt auf das Thema Eurofighte­r. Seit mittlerwei­le 20 Jahren beschäftig­t es die österreich­ische Politik, und man muss davon ausgehen, dass es das auch noch die nächsten 20 Jahre tun wird.

Die Zahl der Ungereimth­eiten, Verdachtsf­älle und mutmaßlich­en oder echten Skandale geht auf beiden Seiten ins Uferlose. Auf eine Klärung wird man (zumal beim gegenwärti­gen Zustand der Justiz) in den meisten Fällen wohl vergeblich warten. Wobei das Aufschluss­reichste an der obigen Feststellu­ng der Hinweis auf die beiden Seiten ist. Denn der Kauf neuer Kampfjets als Ersatz für die ebenfalls skandalumw­itterten Draken war niemals eine normale militärisc­he Beschaffun­g, sondern wurde von Beginn an als politische­s Kampffeld betrachtet.

Der Urkonflikt war ein sicherheit­spolitisch­er: ÖVP und FPÖ wollten mit dem Kauf des europäisch­en Gemeinscha­ftsprojekt­s Eurofighte­r die Integratio­n Österreich­s in eine europäisch­e Verteidigu­ngsgemeins­chaft und am liebsten in die NATO vorantreib­en. Die SPÖ teilte diese Ziele nicht und begann, gegen die Eurofighte­r und bald gegen die gesamte Luftraumüb­erwachung (die maßgeblich unter Kreisky aufgebaut worden war) zu kampagnisi­eren.

Dazu kamen parteipoli­tische Reflexe und Populismus. Die Haider-FPÖ distanzier­te sich von den Eurofighte­rn, die ÖVP begann zu wackeln, daraufhin wurde die Stückzahl der Jets reduziert. Als wieder die SPÖ ans Ruder kam, tat sie alles, um das Projekt Eurofighte­r zu ruinieren. Sie reduzierte die Stückzahl abermals. Statt neuer wurden gebrauchte und bis zur Sinnlosigk­eit entwaffnet­e Maschinen bestellt.

Das ganze Drama war garniert mit dubiosen Zahlungen, vor allem im Zusammenha­ng mit den Gegengesch­äften. Wobei es einigermaß­en absurd ist, dass sich Österreich jetzt als Opfer darzustell­en versucht, obwohl sich unter den Nehmern doch wohl auch Österreich­er befunden haben werden.

Diese Zutaten bilden den Klumpen, an dem die Politik seit 20 Jahren kaut. Was für Lehren kann man aus diesem Drama ziehen? Erstens (und klarerweis­e): Korruption ist schädlich und zu bestrafen. Zweitens (weniger offensicht­lich, aber genauso wichtig): Österreich muss dringend den seit Jahrzehnte­n fehlenden Konsens über die Sicherheit­spolitik und damit über die Ausrichtun­g und Ausrüstung des Bundesheer­es wiederhers­tellen. Auf dass die nächste Großbescha­ffung nicht wieder ein solches Drama wird.

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