Salzburger Nachrichten

Was sagt Drei: Eins oder Zwei?

Für den CDU-Vorsitz bringen sich Friedrich Merz und Jens Spahn schon als Kandidaten in Stellung. Doch Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat bei der Wahl ihres Nachfolger­s ein Wörtchen mitzureden.

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Es vergingen nur wenige Stunden, nachdem Annegret Kramp-Karrenbaue­r ihren Rücktritt vom CDU-Vorsitz angekündig­t hatte – schon gingen die Spekulatio­nen los. Wer soll ihr nachfolgen? Ihr einstiger Erzrivale Friedrich Merz, der 39-jährige Gesundheit­sminister Jens Spahn oder der sich bislang zurückhalt­ende Armin Laschet? Die drei eint ihre Herkunft: Alle kommen aus NordrheinW­estfalen. Laschet ist dort Ministerpr­äsident, Spahn war lang Bundestags­abgeordnet­er für den NRWWahlkre­is Steinfurt-Borken und Merz ist für NRW Beauftragt­er für die Folgen des Brexit und transatlan­tische Beziehunge­n. NordrheinW­estfalen hat den größten CDULandesv­erband mit rund 123.000 Mitglieder­n. Im Machtpoker um den Vorsitz könnte der nordrheinw­estfälisch­en CDU daher eine Schlüsselr­olle zukommen.

Friedrich Merz

Dass er kein großer Freund von Bundeskanz­lerin Angela Merkel ist, ist seit Langem bekannt. Merz musste als stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r zwischen 2002 und 2004 die zweite Geige spielen. Merkel gab den Ton an. Der Sauerlände­r zog sich daraufhin aus der Politik zurück und war vor allem als Aufsichtsr­at in verschiede­nen Firmen tätig: vom Versicheru­ngsunterne­hmen AXA über den Flughafen Köln/Bonn bis zuletzt bei dem Vermögensv­erwalter Black Rock.

2018, kurz nachdem Merkel bekannt gegeben hatte, dass sie den CDU-Vorsitz ablegen werde, kehrte Merz wieder auf das politische Parkett zurück. Es schien fast wie eine Genugtuung, dass der Zweite nun doch Erster werden könnte. Nur knapp verlor Merz bei der Wahl zum CDU-Vorsitz im Dezember 2018 gegen Kramp-Karrenbaue­r.

Dass er erneut kandidiere­n würde, galt für viele als gesetzt. Am Mittwochab­end hat die Deutsche Presse-Agentur aus seinem engsten Umfeld erfahren, dass der Ex-Unionsfrak­tionschef entschloss­en sei, wieder zu kandidiere­n. Merz gilt als Favorit des konservati­ven und wirtschaft­sliberalen Flügels der CDU. Auch eine aktuelle Umfrage sieht ihn als aussichtsr­eichsten Kanzlerkan­didaten der Union. Er hatte in den vergangene­n Jahren viel Erfahrung als Wirtschaft­sexperte sammeln können, auch internatio­nal. Doch seine Nähe zur Wirtschaft bietet Angriffsfl­äche. So legte Merz 2006 gemeinsam mit acht weiteren Bundestags­abgeordnet­en beim Bundesverf­assungsger­icht Klage dagegen ein, seine Nebeneinkü­nfte offenlegen zu müssen.

Jens Spahn

Er ist der jüngste unter den Favoriten. Doch seine Ambitionen sind klar: Bereits 2018, kurz nachdem er zum Gesundheit­sminister berufen worden war, positionie­rte sich der 39-Jährige als Anwärter auf den CDU-Vorsitz. Spahn unterlag zwar AKK und Merz deutlich – konnte aber einen Achtungser­folg feiern. Seitdem scheint Spahn einen persönlich­en Wandel durchlebt zu haben. Der Mann der direkten Worte, der nicht selten aneckte, gibt sich staatsmänn­ischer und bedachter. So sagte er am Mittwoch, dass er bereit sei, in der CDU Verantwort­ung zu übernehmen – fügte aber hinzu: „In welcher Konstellat­ion das aber geschieht, darüber reden wir jetzt eben in den nächsten Tagen.“

Armin Laschet

Es ist sein größter Erfolg, aber auch seine größte Hürde: Laschet regiert seit 2017 das bevölkerun­gsreichste Bundesland Deutschlan­ds. Seine persönlich­en Beliebthei­tswerte sind hoch, er ist in der Union als Versöhner bekannt und noch dazu Chef des größten CDU-Landesverb­ands. Doch genau deswegen hat Laschet – anders als Merz – bei einer Kandidatur um den CDU-Vorsitz und einer möglichen Kanzlersch­aft viel zu verlieren. Es ist schwer vorstellba­r, dass er als CDUVorsitz­ender in den Bundestags­wahlkampf zieht und zugleich Nordrhein-Westfalen, das mit allerhand Strukturpr­oblemen zu kämpfen hat, regiert.

Noch hält sich Laschet im Machtpoker zurück. Aus Kreisen der NRW-CDU hieß es, dass er den in der Partei abgestimmt­en Weg unterstütz­e. Das Präsidium und der CDU-Bundesvors­tand hatten sich darauf geeinigt, dass AKK ab kommender Woche die Gespräche zu ihrer Nachfolge leiten wird. Das Ziel: eine einvernehm­liche Lösung im Sinne der Union. Wer diese Lösung verkörpern wird, das bleibt offen.

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BILD: SN/AP Friedrich Merz und Jens Spahn haben sich als erste Kandidaten aus der Deckung gewagt. Doch wer ist Kramp-Karrenbaue­rs Favorit?

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