Salzburger Nachrichten

Konferenz in München sucht nach mehr Sicherheit

Was tun gegen Krisen? Und wie kann sich der Westen in einer Welt wachsender Großmächte-Rivalitäte­n behaupten?

- SN, dpa

Als Wolfgang Ischinger das Programm der diesjährig­en Münchner Sicherheit­skonferenz vorstellte, begann er mit einem Wutausbruc­h. Es gebe inzwischen so viele Konflikte auf der Welt, dass zweieinhal­b Tage viel zu wenig seien, sie zu besprechen, sagte der ehemalige Topdiploma­t, der die Konferenz seit 2009 leitet. Die Sicherheit­skonferenz versucht, dem Gefühl der Ratlosigke­it etwas entgegense­tzen. Dazu kommen von Freitag bis Sonntag 35 Staats- und Regierungs­chefs, darunter Kanzler Sebastian Kurz, sowie fast 100 Außenund Verteidigu­ngsministe­r.

Die wichtigste Premiere: Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron hat sicherheit­spolitisch für Wirbel gesorgt in den vergangene­n Monaten. Zuerst rüttelte er die NATO mit seiner Diagnose auf, das Bündnis sei „hirntot“. Vorige Woche machte er einen neuen Vorstoß für mehr Autonomie Europas bei der Verteidigu­ng – inklusive einer engeren Zusammenar­beit bei der atomaren Abschrecku­ng.

Trumps und Anti-Trumps: Trotz des Wahlkampfs in den Vereinigte­n Staaten ist die US-Delegation wieder groß. Beide Seiten – Republikan­er

und Demokraten – sind prominent vertreten. Das Lager von Präsident Donald Trump bietet drei Minister auf: Mike Pompeo (Außen), Mark Esper (Verteidigu­ng) und Dan Brouillett­e (Energie). Das AntiTrump-Lager wird von der Sprecherin des US-Repräsenta­ntenhauses, Nancy Pelosi, angeführt. Zudem dabei: Mitt Romney, der einzige Senator aus Trumps Republikan­ischer Partei, der für eine Amtsentheb­ung des Präsidente­n gestimmt hat.

Visum für den Iran: Außenminis­ter Mohammed Dschawad Sarif durfte zuletzt nicht zu den Vereinten Nationen

nach New York reisen, weil die USA ihm das Visum verweigert hatten. In München ist er wie in den Vorjahren dabei. Auch wenn sich die Eskalation­sspirale zwischen den USA und dem Iran derzeit nicht weiterdreh­t, bestehen die Spannungen unveränder­t fort. Und die Versuche der Europäer, das Abkommen mit Teheran zur Verhinderu­ng einer iranischen Atombombe zu retten, treten auf der Stelle.

Die Libyen-Krise: Der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas trifft sich mit seinen Kollegen aus den Staaten, die vor vier Wochen am LibyenGipf­el

in Berlin teilgenomm­en haben. Die Umsetzung der Beschlüsse kommt nur schleppend voran, die Kämpfe in dem nordafrika­nischen Land halten an, das Waffenemba­rgo wird immer noch verletzt.

Dauerthema Syrien: Die Kämpfe um die Rebellenho­chburg Idlib haben eine neue Massenfluc­ht ausgelöst, die noch bis nach Europa zu spüren sein könnte. In dem Konflikt hat die westliche Diplomatie ihre Handlungss­pielräume aber weitgehend eingebüßt. Russland, die Türkei und der Iran sind zu bestimmend­en Akteuren geworden.

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