Corona als neues Risiko für Europas Wirtschaft
In der Prognose der EU-Kommission sind die Folgen des Virus noch nicht enthalten. Eine Ausbreitung würde den Aufschwung dämpfen.
Die EU-Kommission hält trotz des Coronavirus an der Konjunkturprognose für die Union und die Eurozone fest. Heuer und 2021 soll die EU-Wirtschaft um je 1,4 Prozent wachsen, jene der Eurozone um je 1,2 Prozent. Potenzielle Folgen des Virus seien im Konjunkturausblick noch nicht enthalten, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Die Auswirkungen des Coronavirus seien derzeit noch nicht abzuschätzen, wie sehr sich die Lungenkrankheit ausbreite, sei aber das Kern-Abschwungrisiko, sagte Gentiloni am Donnerstag.
Je länger es dauere, bis man das Coronavirus in den Griff bekomme, desto größer sei das Risiko, dass sich die Stimmung in der Wirtschaft und die globalen Finanzierungsbedingungen verschlechterten. Derzeit gehe man davon aus, dass die Erkrankungen in China im ersten Quartal einen Höhepunkt erreichen und die globalen Folgen daher begrenzt bleiben würden. Besonders stark betroffen ist laut Gentiloni der Tourismussektor in und außerhalb Chinas, auch globale Lieferketten kämen wegen des Coronavirus unter Druck. Zu beziffern sei das alles noch nicht, mehr werde man erst bei der Prognose im Frühjahr sagen können. Da 18 Prozent der globalen Reiseausgaben von Chinesen getätigt würden, sei vorstellbar, was es für die Tourismusbranche bedeuten würde, wenn sich das Coronavirus weiter verbreite.
Corona gesellt sich als neues Risiko zu den bekannten hinzu, dazu zählen die instabile geopolitische Lage vor allem im Nahen Osten, was die Ölpreise steigen lassen könnte, soziale Unruhen in Lateinamerika und die Ungewissheiten über die Entwicklung beim globalen Handel.
Der Konflikt zwischen den USA und China könnte ungeachtet der zuletzt erzielten Teileinigung erneut eskalieren, die Folge wären wohl neue Handelsbarrieren. Mit Unsicherheiten behaftet sei auch die Umsetzung des EU-Ausstiegs Großbritanniens, sagte Gentiloni, also wie es nach der Übergangsperiode Ende 2020 weitergehen werde.
Einen positiven Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung der Union könnte eine Steuerpolitik der Mitgliedsländer haben, die das Wachstums fördere, helfen würden auch bessere Finanzierungskonditionen in der Eurozone. Insgesamt befinde sich Europas Wirtschaft trotz eines herausfordernden Umfelds auf einem „Weg des stabilen, moderaten Wachstums“. Neue Jobs, weiter steigende Löhne und Gehälter und eine wirtschaftsfreundliche Politik sollten dazu beitragen, dass es so bleibt
Während der gesamteuropäische Ausblick also vorerst unverändert ist, hat die Kommission die Prognose für Österreichs Wirtschaft gesenkt, wenn auch jeweils nur um 0,1 Prozentpunkte. Für heuer und 2021 wird nun ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um jeweils 1,3 Prozent erwartet. Grund sei die wegen des international schwierigen Umfelds schwächelnde Industrie, der Privatkonsum sei stabil.