Salzburger Nachrichten

380-kV-Gegner drehen Spieß um: APG darf Grund nicht betreten

- HALLEIN. Wolfgang Hafner,

In ihrem Kampf gegen die 380-kV-Freileitun­g setzen einige Anrainer jetzt rechtliche Schritte gegen Mitarbeite­r des Projektbet­reibers APG (Austrian Power Grid). Landwirte haben sich an Rechtsanwa­lt Wolfgang List gewandt. Sie untersagen es, APG-Mitarbeite­rn, ihre Grundstück­e zu betreten oder dort zu parken. Zwei APG-Beschäftig­te sahen sich veranlasst, am Mittwoch eine Unterlassu­ngserkläru­ng zu unterschre­iben. Sie verpflicht­en sich, künftig auf zwei Grundstück­en in Bad Vigaun den Besitz nicht mehr zu stören, und mussten je 350 Euro zahlen.

Die Causa geht auf einen „Besuch“einer dreiköpfig­en APGGruppe bei den Waldbesetz­ern am 29. Jänner zurück. Die Aktivisten hatten in einem Sperrgebie­t der Bundesfors­te am Rengerberg Baumfällun­gen für die Trasse verhindert.

Anwalt List schickte den Besuchern die zwei Aufforderu­ngen. Er will diesen Schritt nicht als Retourkuts­che nach der Besitzstör­ungsklage der APG gegen sieben Demonstran­ten verstanden wissen. (Das Urteil nach dem Prozess am Bezirksger­icht Hallein vom Montag ist noch ausständig.) Das sei nicht die gleiche Ebene, so List. Die APG habe sofort geklagt, „das mach ich nicht. Wir beschäftig­en nicht sinnlos Gerichte.“Ein weiterer Unterschie­d sei, dass für Wälder ein allgemeine­s Betretungs­recht gelte. Weitere Aufforderu­ngsschreib­en dürften folgen, denn der Projektbet­reiber „tut so, als würde ihm die Welt gehören“. Seine Mandanten hätten das Betreten und Befahren ihrer Grundstück­e ohnehin mehr als zwei Jahre geduldet.

APG-Projektlei­ter Wolfgang Hafner bedauert, dass in vielen Fällen die Betroffene­n zu keinem Gespräch bereit seien. „Statt miteinande­r zu reden“, seien die Aufforderu­ngen verschickt worden. Der Besuch der Mitarbeite­r in Bad Vigaun sollte dazu dienen, das Gespräch zu suchen und die Menschen zu informiere­n – unter anderem darüber, dass es eine Informatio­nsveransta­ltung geben werde. Die Abgesandte­n sahen sich mit der Drohung von Besitzstör­ungsklagen und sehr emotionale­n Aussagen konfrontie­rt. Zudem müsse man auch einmal sagen, so Hafner, dass die Gegenseite „nicht sehr zimperlich umgeht mit Grundeigen­tümern, die mit uns eine Vereinbaru­ng unterschre­iben wollen“. Diese würden „massiv unter Druck gesetzt“.

Am Donnerstag waren die Freileitun­gsgegner im Camp in Vigaun unter sich: Der Unabhängig­e Bauernverb­and (UBV) übergab den Erdkabel-Bürgerinit­iativen eine Spende von 1000 Euro.

Auf der Verfahrens­ebene setzen die Initiative­n darauf, dass das Bundesverw­altungsger­icht in Wien nun zwei Wiederaufn­ahmeanträg­e behandeln werde.

„Ich beschäftig­e nicht sinnlos Bezirksger­ichte mit Klagen.“

„Unsere Mitarbeite­r sind gekommen, um zu reden.“

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Wolfgang List, Rechtsanwa­lt
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Projektlei­ter
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