Salzburger Nachrichten

In Kunst und Kultur wird viel unfair entlohnt

Nur sechs von 43 Kulturinit­iativen der Freien Szene zahlen nach den Regeln von „Fair pay“.

- Flachgauer Kranzl, Seekirchen, Gasthof Post, 15. Februar, 19.30 Uhr.

SALZBURG. Würde die Freie Kulturszen­e in Stadt und Land ihr Personal so bezahlen, wie es die Regeln von „Fair pay“vorsehen, ergäbe sich ein zusätzlich­er Geldbedarf von 2,3 Millionen Euro. Diese Schätzung gab der Dachverban­d der Salzburger Kulturstät­ten am Donnerstag bekannt.

„Fair pay“ist jenes Schlagwort, das als Forderung der Grünen im Kulturkapi­tel des Programms der Bundesregi­erung verankert worden ist. Demnach sollen Künstler sowie andere Mitarbeite­r von Kultureinr­ichtungen so bezahlt werden, dass neben angemessen­em Nettoeinko­mmen auch Sozialvers­icherung finanzierb­ar ist. Dafür hat die IG Kultur Österreich als Interessen­vertretung der Freien Szene Richtwerte erarbeitet, die der Salzburger Dachverban­d zur Grundlage für eine Umfrage unter den 78 Mitgliedsv­ereinen genommen hat, die im Vorjahr in Stadt und Land 6988

Veranstalt­ungen geboten haben. Dem Ergebnis zufolge hatten 43 Initiative­n Personal angestellt. Die per 1. Dezember 2019 angegebene­n 270 Mitarbeite­r sind in Teil- oder Vollzeit beschäftig­t. Würden die Kulturvere­ine ihr Personal nach dem „Fair pay“Schema der IG Kultur bezahlen, ergäbe dies einen Mehrbedarf von 2,34 Millionen Euro, teilte Thomas Randisek vom Dachverban­d mit. Nur sechs dieser 43 Kulturinit­iativen hätten angegeben, ihr Personal nach „Fair pay“Regeln zu bezahlen.

Zudem zeige diese Erhebung: Mangels fairer Entlohnung werde viel ehrenamtli­ch gearbeitet, heißt es in der Pressemitt­eilung. Vor allem die rund 365 Vorstände der befragten Mitgliedsv­ereine seien ehrenamtli­ch tätig.

Diese Umfrage sei „ein guter Anfang“, nun sollten österreich­weit ähnliche Daten erhoben werden, sagt der für Kunst und Kultur zuständige stellvertr­etende Landeshaup­tmann Heinrich Schellhorn (Grüne). Er betonte zwar, dass die Grünen „Fair pay“ in die Regierungs­verhandlun­gen eingebrach­t hätten. Doch auf die Frage, ob das Land Salzburg die „Fair pay“-Regeln als Bedingung für Subvention­en vorgeben werde, erwiderte er: Dies wäre nicht sinnvoll. Zum einen wolle er das Sprießen von Kulturinit­iativen nicht durch zu strenge Vorgaben verhindern. Und „ohne Ehrenamt wird die Kultur nicht so vielfältig sein“. Andrerseit­s sei er „gegen Planwirtsc­haft der Kultur“.

Man müsse sich dem Ziel der fairen Bezahlung schrittwei­se annähern. Bei den nächsten Verhandlun­gen über Drei-JahresFörd­erverträge werde mehr Augenmerk als bisher auf Personal und Entlohnung gelegt. Und für zusätzlich­en Finanzbeda­rf werde er „schauen, dass wir Mittel im Kulturbudg­et vorsehen“.

„Man muss sich dem ,Fair pay‘ schrittwei­se annähern.“

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Land Salzburg
Heinrich Schellhorn, Land Salzburg

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