In Kunst und Kultur wird viel unfair entlohnt
Nur sechs von 43 Kulturinitiativen der Freien Szene zahlen nach den Regeln von „Fair pay“.
SALZBURG. Würde die Freie Kulturszene in Stadt und Land ihr Personal so bezahlen, wie es die Regeln von „Fair pay“vorsehen, ergäbe sich ein zusätzlicher Geldbedarf von 2,3 Millionen Euro. Diese Schätzung gab der Dachverband der Salzburger Kulturstätten am Donnerstag bekannt.
„Fair pay“ist jenes Schlagwort, das als Forderung der Grünen im Kulturkapitel des Programms der Bundesregierung verankert worden ist. Demnach sollen Künstler sowie andere Mitarbeiter von Kultureinrichtungen so bezahlt werden, dass neben angemessenem Nettoeinkommen auch Sozialversicherung finanzierbar ist. Dafür hat die IG Kultur Österreich als Interessenvertretung der Freien Szene Richtwerte erarbeitet, die der Salzburger Dachverband zur Grundlage für eine Umfrage unter den 78 Mitgliedsvereinen genommen hat, die im Vorjahr in Stadt und Land 6988
Veranstaltungen geboten haben. Dem Ergebnis zufolge hatten 43 Initiativen Personal angestellt. Die per 1. Dezember 2019 angegebenen 270 Mitarbeiter sind in Teil- oder Vollzeit beschäftigt. Würden die Kulturvereine ihr Personal nach dem „Fair pay“Schema der IG Kultur bezahlen, ergäbe dies einen Mehrbedarf von 2,34 Millionen Euro, teilte Thomas Randisek vom Dachverband mit. Nur sechs dieser 43 Kulturinitiativen hätten angegeben, ihr Personal nach „Fair pay“Regeln zu bezahlen.
Zudem zeige diese Erhebung: Mangels fairer Entlohnung werde viel ehrenamtlich gearbeitet, heißt es in der Pressemitteilung. Vor allem die rund 365 Vorstände der befragten Mitgliedsvereine seien ehrenamtlich tätig.
Diese Umfrage sei „ein guter Anfang“, nun sollten österreichweit ähnliche Daten erhoben werden, sagt der für Kunst und Kultur zuständige stellvertretende Landeshauptmann Heinrich Schellhorn (Grüne). Er betonte zwar, dass die Grünen „Fair pay“ in die Regierungsverhandlungen eingebracht hätten. Doch auf die Frage, ob das Land Salzburg die „Fair pay“-Regeln als Bedingung für Subventionen vorgeben werde, erwiderte er: Dies wäre nicht sinnvoll. Zum einen wolle er das Sprießen von Kulturinitiativen nicht durch zu strenge Vorgaben verhindern. Und „ohne Ehrenamt wird die Kultur nicht so vielfältig sein“. Andrerseits sei er „gegen Planwirtschaft der Kultur“.
Man müsse sich dem Ziel der fairen Bezahlung schrittweise annähern. Bei den nächsten Verhandlungen über Drei-JahresFörderverträge werde mehr Augenmerk als bisher auf Personal und Entlohnung gelegt. Und für zusätzlichen Finanzbedarf werde er „schauen, dass wir Mittel im Kulturbudget vorsehen“.
„Man muss sich dem ,Fair pay‘ schrittweise annähern.“