Blutegel, enorm und Knarre am Helm
Anagramme haben es in sich. Schüttelt man Buchstaben nur ein wenig durcheinander, ergeben sich mitunter verblüffende Zusammenhänge.
Anagrammatisch wird aus Gemeinderat die Megarendite und aus dem trinkfesten Senator die Rotnase. Und vielleicht hat Alexander Van der Bellen bei der Partei, die sich 2019 selbst aus der Regierung vertrieben hat, immer schon nur Brr! Elende laxe Vandalen gedacht.
Der Tropenmedizinerin Pamela RendiWagner wünscht eine ganze Partei – und zwar kurioserweise die eigene – Dr. Malaria, penne weg! Und aus Pamela Rendi wird Media Planer. Das passt natürlich viel besser zum Bundeskanzler. Aber Sebastian Kurz, der sich mit viel Fleiß und Sitzfleisch auf die Regierungsbank zurückgekämpft hat, läuft durchgeschüttelt unter Saure Sitzbank oder in der weiblichen Kanzlervariante als Erika Substanz.
Finanzminister werden gern als Blutsauger karikiert und sind trotzdem immer so schrecklich beliebt. Auch aus Gernot Bluemel wird mit ein paar Buchstabendrehern amtsgemäß Blutegel, enorm. Und der Hardliner im Innenministerium
Karl Nehammer firmiert höchst martialisch als Knarre am Helm. Die forsche Ministerialrekrutin Klaudia Tanner droht zu Recht EADS namentlich bereits den finanziellen Untergang an: Na, da kalte Ruin.
Rudi Anschober (Radbruch nie so) muss anders als Radministerin Leonore Gewessler (wesenlosere Orgel) ohnedies nicht dauerstrampeln. Warum bei Familienministerin Christine Aschbacher ausgerechnet Schere, nicht arabisch herauskommt, können wir uns gerade auch nicht erklären. Werner Kogler, der in seiner Studentenzeit angeblich in der berüchtigten Leerer Korn WG wohnte, kann das reine Noergler-Werk des Oppositionspolitikers nun nicht mehr ausüben.
Der Name des ehemaligen Grünenfressers August Woeginger (So gut wie Gaerung) ist nach wie vor ana(pro)grammatisch: Sag, ewig out Gruen! Heinz Fassmann soll als einer der heiligen drei (Vize-)Könige der Uni Wien dem neugeborenen Kanzler einst nicht Gold, Weihrauch und Myrrhe, sondern namensimmanent Zinn, Hanf, Sesam überbracht haben. Über die Symbolik wird gerätselt. Wahrscheinlich musste das Bildungsministerium nur sparen.
Auch Altpolitiker konnten stets anagrammatisch punkten. Wenn jetzt wirre Pollen auftreten, ergibt sich das – außer für AnagrammAllergiker – aus Erwin Proell. Maria RauchKallat ließ sich stets leicht zum Ritual am Haarlack umfrisieren. Dass Alfred Finz tatsächlich Filz erfand, ist nicht belegt. KarlHeinz Grasser (Ha, kregler Narziss!) war es nach eigenem Bekunden auch nicht. Und dass der weltweit anerkannte Wein-Connaisseur Alfred Gusenbauer anagrammatisch auf Reblaus, aufregend oder gar saufender Bulgare reduziert wurde, haben wir stets bedauert.
Dass Norbert Hofer, nachdem er eine marode Partei geerbt hat, nun auch ORF-Thronerbe wird, ist übrigens reine FPÖ-Propaganda.