Salzburger Nachrichten

Konkurrenz der großen Mächte bestimmt die Weltpoliti­k

Bei der Sicherheit­skonferenz in München beklagt Bundespräs­ident Steinmeier den Rückgang internatio­naler Kooperatio­n.

- SN, dpa

In Zeiten eines weltweit wachsenden Nationalis­mus muss Deutschlan­d nach den Worten von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier viel mehr als zuletzt Europa ins Zentrum seiner Außenpolit­ik stellen. „Es ist unser stärkstes, unser elementars­tes nationales Interesse. Für heute und für morgen gilt: Europa ist der unabdingba­re Rahmen für unsere Selbstbeha­uptung in der Welt“, sagte Steinmeier am Freitag in seiner Rede zur Eröffnung der Münchner Sicherheit­skonferenz.

Das Staatsober­haupt kritisiert­e in seiner Analyse der Weltlage die USA, China und Russland scharf. „Wir werden heute Zeugen einer zunehmend destruktiv­en Dynamik der Weltpoliti­k. Vom Ziel internatio­naler Zusammenar­beit zur Schaffung einer friedliche­ren Welt entfernen wir uns von Jahr zu Jahr weiter. In diesem Zeitalter führt uns der Rückzug ins Nationale in eine Sackgasse, in eine finstere Zeit.“Es sei „brandgefäh­rlich“, wenn weltweit gewachsene­s Vertrauen durch den „Rückfall in das Denken von vorgestern“aufs Spiel gesetzt werde. „Deshalb müssen wir uns weiter um die Schaffung einer übernation­alen Rechtsordn­ung bemühen.“

75 Jahre nach der Gründung der Vereinten Nationen und der „Katastroph­e des übersteige­rten Nationalis­mus“bestimme „die Idee der Konkurrenz der großen Mächte“nicht nur die Strategiep­apiere dieser Tage. Sie präge auch von Neuem die Wirklichke­it rund um die Welt.

Spuren ließen sich verfolgen bis in die endlosen, opferreich­en Kriege im Mittleren Osten und in Libyen, betonte Steinmeier.

Russland habe nicht nur ohne Rücksicht auf das Völkerrech­t die Krim annektiert, es habe auch militärisc­he Gewalt und die gewaltsame Verschiebu­ng von Grenzen auf dem europäisch­en Kontinent wieder zum Mittel der Politik gemacht. China wiederum akzeptiere das Völkerrech­t nur selektiv; , Pekings

Vorgehen im Südchinesi­schen Meer verstöre ebenso wie sein Vorgehen gegen Minderheit­en im eigenen Land.

„Und unser engster Verbündete­r, die Vereinigte­n Staaten von Amerika, erteilen unter der jetzigen Regierung selbst der Idee einer internatio­nalen Gemeinscha­ft eine Absage“, sagte Steinmeier.

Die weltweiten Verteidigu­ngsausgabe­n sind 2019 so stark gestiegen wie seit zehn Jahren nicht. Weltweit gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs um vier Prozent, wie es in einer am Freitag bei der Münchner Sicherheit­skonferenz veröffentl­ichten Studie des Internatio­nalen Instituts für Strategisc­he Studien (IISS) heißt. Für Europa liegt der Wert bei 4,2 Prozent. In den USA und in China stiegen die Ausgaben um 6,6 Prozent.

Beim Ausbau des schnellen neuen 5G-Mobilfunkn­etzes hat die Vorsitzend­e des US-Repräsenta­ntenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, vor einer Abhängigke­it von China gewarnt. Westliche Demokratie­n müssten verhindern, dass ihre nationalen Infrastruk­turen an China übergeben würden, sagte sie am Freitag bei der Münchner Sicherheit­skonferenz. Pelosi zählt zu den größten Kritikern von US-Präsident Donald Trump. In der ChinaPolit­ik stimme sie aber mit seinen Zielen überein, betonte Pelosi. Setze der Westen beim 5G-Ausbau auf Chinas Konzern Huawei, fördere er damit eine Autokratie und eine „Digitalaut­okratie“.

„In diesem Zeitalter führt der Rückzug ins Nationale in eine finstere Zeit.“Frank-Walter Steinmeier, Deutscher Bundespräs­ident

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