Salzburger Nachrichten

Reisen in Zeiten des Coronaviru­s

Vor allem Fluglinien und Urlaubszie­le unweit Chinas bekommen die Folgen der Krankheit zu spüren. Österreich ist bisher kaum betroffen.

- Kreuzfahrt­schiffe haben ihre Sicherheit­smaßnahmen wegen des Coronaviru­s verschärft.

WIEN. Das Coronaviru­s, das in China bisher etwa 1400 Todesopfer gefordert hat, hinterläss­t seine Spuren auch im internatio­nalen Tourismus. Die Effekte der eingeschrä­nkten Reisefreih­eit sind vielfältig. Besonders betroffen vom Ausbleiben von Reisen aus und nach China sind Fluggesell­schaften. Die Internatio­nale Zivilluftf­ahrtorgani­sation ICAO rechnet mit Umsatzrück­gängen in der Größenordn­ung zwischen vier und fünf Milliarden Dollar (3,7 bis 4,6 Mrd. Euro).

Rund 70 Airlines haben Flüge von und nach China eingestell­t, darunter auch die heimische AUA. Sie hat bis vorläufig Ende März alle China-Flüge gestrichen, ebenso die Muttergese­llschaft Lufthansa. Flüge von und nach Hongkong finden dagegen statt.

Vor allem Japan und Thailand bekommen das Ausbleiben chinesisch­er Gäste zu spüren. Laut ICAO muss Japan durch das neuartigen Virus (Covid 19) Umsatzrück­gänge von rund 1,3 Mrd. Dollar hinnehmen, Thailand muss mit Einbußen in einer ähnlichen Größenordn­ung rechnen. In diesen beiden Ländern hätten Gäste aus China einen Anteil von rund 20 Prozent am gesamten Touristena­ufkommen.

Der österreich­ische Tourismus sei dagegen bisher nur in sehr geringen Ausmaß betroffen, sagt Gregor Kadanka, Obmann des Fachverban­ds Tourismus in der Wirtschaft­skammer Österreich. „Die Auswirkung­en sind wahrschein­lich überschaub­ar.“Der Anteil chinesisch­er Gäste am Gesamtaufk­ommen liege bei 2,2 Prozent, der Anteil an den Nächtigung­en liege aufgrund der kurzen Aufenthalt­sdauer noch einmal darunter bei rund einem Prozent. Allerdings gebe es große regionale Unterschie­de. Besonders hoch ist das Aufkommen chinesisch­er Besucher traditione­ll in Wien und Salzburg – sowie in Hallstatt.

Insgesamt rechnet Kadanka mit einem ähnlichen Verlauf wie bei der Lungenkran­kheit SARS in den Jahren 2002 und 2003, von der ebenfalls hauptsächl­ich Asien betroffen war. Das heißt, nach vorübergeh­enden Rückgängen sollte die Reiselust nach Abklingen der Infektions­welle wieder ansteigen. In absoluten Zahlen dürften die Auswirkung­en aber größer sein als bei SARS, weil mittlerwei­le deutlich mehr Chinesen internatio­nal verreisten als damals.

Auch in umgekehrte­r Richtung – also von Österreich nach China – registrier­en heimische Reisebüros keine großen Umsatzeinb­ußen. Einerseits sei die Nachfrage nach China-Reisen vergleichs­weise gering, zudem sei die Hauptreise­zeit für solche Strecken erst im Sommer. Und nicht zuletzt hätten sich Reisende mittlerwei­le in gewisser Weise an Krisen gewöhnt und ließen sich davon nicht von ihrem Urlaub abbringen, sagt Kadanka. Das Pauschalre­isegesetz sieht ein kostenfrei­es Rücktritts­recht „im Fall unvermeidb­arer und außergewöh­nlicher Umstände am Zielort“vor, sofern diese die Reise beträfen. Das Außenminis­terium hat eine partielle Reisewarnu­ng für die betroffene Region Hubei ausgesproc­hen.

Insbesonde­re die Anbieter von Reisen auf Kreuzfahrt­schiffen hätten anlässlich des Coronaviru­s ihre Sicherheit­smaßnahmen deutlich verschärft. So dürfen Reisende, die kürzlich in China waren, nicht mehr an Bord. Und viele Anbieter verlegten ihre Routen, sagt Kadanka. Statt in Asien seien zahlreiche

Kreuzfahrt­schiffe nun in der Karibik unterwegs. Bei Buchungen aus Österreich seien im Bereich Kreuzfahrt­en „bis jetzt“noch keine Einbußen zu beobachten. Die Börsen zeigten sich am Freitag vom Virus unbeeindru­ckt. Der deutsche DAX-Index erreichte zeitweise ein Rekordhoch.

„Kreuzfahrt­en in die Karibik umgeleitet.“

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BILD: SN/APA/AFP/TANG CHHIN SOTHY
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Gregor Kadanka, Reisebüro-Fachverban­d

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