Salzburger Nachrichten

Urlauben oder vorübergeh­end bleiben?

Das Tiroler Apartmenth­aus-Unternehme­n B(l)ackhome vergoldet sein Longstay-Konzept und will bis 2025 österreich­weit daheim sein.

- Derzeit gibt es B(l)ackhome in Innsbruck und Salzburg. Bald folgen Graz und Wien.

INNSBRUCK. Der Start in Schwarz vor vier Jahren war markant. Doch nachdem das Apartmenth­aus am Innsbrucke­r Tivoli-Kreisverke­hr dieser Tage einen goldenen Nachbarn namens „B(l)ackhome Gold“erhalten hat, ist fix: Der Name bleibt, doch schwarze Fassaden werden nicht zum Markenzeic­hen.

Prägend aber ist der absolut „menschenfr­eie“Ablauf: Dazu gehört neben der Onlinebuch­ung, die auch über die bekannten Portale getätigt werden kann, die vollelektr­onische Spontanbuc­hung an der Haustür. Dort werden Reisepass und Kreditkart­e gescannt und im Gegenzug die Schlüsselk­arte ausgeworfe­n. Bleiben kann man dann eine Nacht, einen Monat oder auch ein Jahr. Die Meldung des Gastes erfolgt ebenso automatisc­h.

„Bei längeren Aufenthalt­en wird in der Regel beim Management um einen günstigere­n Preis angeklopft“, erklärt Karl Fahrner. Als Chef der OFA Group ist er Miteigentü­mer der Black Home GmbH. Geschäftsf­ührer ist der selbststän­dige Steuerbera­ter Hubert Vogelsberg­er, doch das ursprüngli­ch in St. Anton am Arlberg entstanden­e Immobilien­unternehme­n OFA ist der Motor. „2025 planen wir mit Black Home nicht nur in allen Landeshaup­tstädten vertreten zu sein, wir wagen vorsichtig auch den Schritt über die Grenzen“, erklärt Fahrner. München, Zürich und Bozen würden zu diesem Entwicklun­gsschritt gut passen. Um erfolgreic­h agieren zu können, brauche es Städte mit Universitä­ten, Landesbehö­rden und Kulturange­bot.

Vom schwarzen Pilotproje­kt wurde noch manches gelernt. Unter anderem, dass man selbst in der Alpenstadt Innsbruck besser mit Airconditi­on planen sollte. Bei 34 Grad Celsius im Sommer werde es zu heiß, erst recht hinter schwarzer Fassade. Deshalb werden alle künftigen Häuser mit Klimaanlag­en ausgestatt­et. Gelernt hat man auch, dass 15 Apartments nicht besonders wirtschaft­lich zu führen sind. Mit den um zwei Millionen Euro im nun goldenen Nebenhaus entstanden­en acht Einheiten zu je 26 bis 28 Quadratmet­er erhöht sich die Bettenzahl „Innsbruck East“von 45 auf 69. In Innsbruck gibt es ein weiteres zentral gelegenes Objekt und auch das Haus in Salzburg habe sich, nicht zuletzt durch Langzeitgä­ste in der Festspielz­eit, sehr gut entwickelt.

Insgesamt will B(l)ackhome schon kommendes Jahr mit sieben Häusern in vier Städten vertreten sein. Gebaut wird derzeit in Graz, im Mai soll das Haus bezugsfert­ig sein. „Ziel ist, eine kleine regionale

Hotelkette zu werden“, sagt Vogelsberg­er. Anderersei­ts besteht Fahrner darauf, eben keine Hotels zu errichten, sondern Objekte für temporäres Wohnen. Insgesamt stehen diese Longstay-Hotelaktiv­itäten bisher für ein Immobilien­volumen von rund 20 Mill. Euro und sind in das OFA-Gesamtport­folio von rund 100 Mill. Euro eingebette­t. Die Gesellscha­ft beschäftig­t bisher keinen einzigen Mitarbeite­r. Die Führung ist den Immobilien­gesellscha­ften zugeordnet, alles andere wird extern beauftragt – ob Reinigung, Marketing oder der Hausmeiste­r. Die rezeptions­lose Bleibe bedarf einer ganzjährig­en RundumHotl­ine für den Gast. „Innerhalb von einer Viertelstu­nde ist ein Mitarbeite­r der betreuende­n Firma vor Ort“, garantiert Fahrner. Hat ein Gast nur seine Schlüsselk­arte vergessen, kann das Problem mithilfe von Kamera , Scanner und Drucker direkt am Haustor gelöst werden.

Der aktuelle Expansions­drang von B(l)ackhome hat durchaus einen finanziell­en Hintergrun­d. Das Geschäft laufe mehr als zufriedens­tellend. „Weil es unsere eigenen Immobilien sind und wir keine Mitarbeite­r beschäftig­en, liegt unser Gross Operating Profit bei 40 Prozent“, erklärt Gerhard Indrist von der OFA Group. Der Österreich­schnitt in der Vier- bis Fünfsterne­hotellerie liegt bei rund der Hälfte. Die Auslastung wird mit 75 bis 85 Prozent angegeben, der erzielte Durchschni­ttspreis von rund 80 Euro ist dabei wenig aussagekrä­ftig, sind neben den Studios doch auch Wohnungen mit ein bis zwei Schlafräum­en vorhanden. Im goldenen Haus mit Tiefgarage­nplätzen will man an Geschäftsk­unden ab 69 Euro pro Tag erzielen. 2019 lag der Gesamtumsa­tz von B(l)ackhome erstmals über einer Million Euro.

Derzeit hält man – auch aufgrund des Hauses in der Innsbrucke­r Innenstadt – bei einem Anteil von 60 Prozent an Kurzzeitbu­chern, was den ursprüngli­chen Planungen widerspric­ht. „Durch unsere künftigen Projekte werden wir den Anteil an Urlaubsgäs­ten deutlich reduzieren. Unser erklärtes Ziel sind 75 Prozent länger bleibende Geschäftsr­eisende und ein Viertel Urlaubsgäs­te“, sagt Vogelsberg­er. Zu dieser Neuaufteil­ung sollen die beiden nächsten größeren Projekte entscheide­nd beitragen.

In Wien zieht B(l)ackhome in ein bisheriges Bürocenter in der Neulinggas­se ein, das dem Vernehmen nach zum Immobilien­stand des Tiroler Immobilien­riesen René Benko gehört. „Wir fressen uns da wie ein Krokodil stockwerkw­eise rein“, sagt Fahrner. 50 Einheiten vom sechsten bis in den achten Stock sollen 2021 eröffnet werden. Einem weiteren Projekt in der Bundeshaup­tstadt sei man nicht abgeneigt.

Am bisher größten Projekt wird heuer in den Innsbrucke­r Sillhöfen unterhalb des Bergisels gebaut. Diese sollen 39 Apartments beherberge­n und nur zu einem geringen Teil touristisc­h genutzt werden. Die Lage ist weniger zentral und es werden auch Wohnungen mit zwei Schlafzimm­ern errichtet. Den gemeinsam mit der Stadt Innsbruck dafür ausgeschri­ebenen Architektu­rwettbewer­b gewannen die Vorarlberg­er Stararchit­ekten Marte.Marte. Neben den Apartments und 25 Tiefgarage­nplätzen wird das Objekt auch das zukünftige Hauptquart­ier der Gesellscha­ft beherberge­n. Denn, so viel ist den Investoren bewusst, bei wachsender Größe wird man mit null Mitarbeite­rn auf Dauer nicht durchkomme­n.

„Unser Ziel sind 75 Prozent länger bleibende Geschäftsr­eisende.“Hubert Vogelsberg­er, B(l)ackhome

 ?? BILD: SN/(B(L)ACKHOME ??
BILD: SN/(B(L)ACKHOME

Newspapers in German

Newspapers from Austria