Schlussplädoyers im Prozess gegen Weinstein
Die zwölf Geschworenen sollen sich ab nächstem Dienstag zu Beratungen zurückziehen.
Nach wochenlangen Verhandlungen endete am Freitag der inhaltliche Teil des spektakulären Vergewaltigungsprozesses gegen Ex-Filmmogul Harvey Weinstein. Ab Dienstag sollen sich die zwölf Geschworenen zu Beratungen zurückziehen, um über Schuld oder Unschuld Weinsteins zu entscheiden. Bei einer Verurteilung wegen schwerer Sexualverbrechen könnte der 67-Jährige den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen.
Staatsanwältin Joan Illuzzi sagte am Freitag in ihrem Schlussplädoyer: „Der Angeklagte war der Herr des Universums und die Zeugen waren nur Ameisen, auf die er ohne Konsequenz treten konnte.“Sie betonte zudem den „Mangel an menschlichem Einfühlungsvermögen“Weinsteins für seine mutmaßlichen Opfer. In den vergangenen Wochen hatte die Staatsanwaltschaft in dem Verfahren versucht, mithilfe von sechs Zeuginnen in teils drastischer Detailtiefe ein Muster Weinsteins offenzulegen – das eines Mannes, der seine Macht in der Filmindustrie systematisch ausnutzte, um junge Frauen gefügig zu machen. Weinstein sei ein Mann, der den Frauen für Sex Karrierehilfe versprochen und sie bei einem Nein zum Geschlechtsverkehr gezwungen und vergewaltigt habe.
Mehr als 80 Frauen haben Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen. In dem Prozess, der seit Anfang Jänner läuft, geht es im Kern aber nur um zwei Fälle: Weinstein wird vorgeworfen, 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen zu haben, eine andere Frau soll er 2013 vergewaltigt haben. Der Prozess gilt als Meilenstein der #MeToo-Ära, die von dem Fall ausgelöst wurde.
Bereits am Donnerstag hatte die Verteidigung ihre letzten Worte an die zwölf Geschworenen gerichtet. Die Anklage habe keine ausreichenden Beweise und wolle die Jury „austricksen“, sagte Weinsteins Chefanwältin Donna Rotunno. Sie verwies auf angebliche Widersprüche in den Vorwürfen der Zeuginnen und appellierte an die Juroren, ihren „gesunden Menschenverstand“zu benutzen. Der Angeklagte sei unschuldig. Weinstein streitet die Vorwürfe der Anklage ab und sagt, dass jeglicher sexueller Kontakt einvernehmlich gewesen sei. Im Prozess hatte er selbst aber seine Aussage verweigert.