Eine Party voller Partycrasher
Für den ÖSV geht beim Heimspiel in Saalbach alles daneben: Mayer verliert Super-G-Führung durch Ausfall, Nationencup weg und kein Podestplatz. Kilde neuer Gesamtleader.
Für einen kurzen Moment geriet der Kärntner Christian Walder beim ÖSV-Heimspiel in Saalbach-Hinterglemm in den Fokus: Walder profitierte bei grenzwertigen Bedingungen und langer Verschiebung beim freitägigen Super G von einer frühen Startnummer (4). Mit Rang drei schien der erste Podestplatz schon fast fix, er nahm gerade die Glückwünsche seines engeren Landsmannes Max Franz („Da geht nichts mehr, gratuliere zum Podium“) in Empfang, als er just in dem Moment von Thomas Dreßen von diesem Podium gefahren wurde. Da flog Walders Skischuh in hohem Bogen durch die Luft. Dreßen ging zu Walder und entschuldigte sich: „Tut mir leid, mir wäre ex aequo auch recht gewesen.“Walders trockene Replik: „Mir auch.“
Es war der Schlusspunkt hinter einem Tag, an dem für den ÖSV fast alles schiefgegangen ist. Matthias Mayer büßte nach einem Ausfall im Super G seine Führung in der Disziplinenwertung ein und damit muss sich der ÖSV langsam mit dem bis dato undenkbaren Umstand vertraut machen, dass es heuer vielleicht sogar keine einzige Kristallkugel bei Damen und Herren geben kann: Denn just Mayers härtester Konkurrent Aleksander Aamodt Kilde triumphierte in dem Rennen und übernahm damit sowohl die Führung im Gesamt- als auch im Super-G-Weltcup.
Mayer wusste um die vergebene Chance: „Der Ausfall ärgert mich richtig. Ich habe vor dem Sprung zu wenig Richtung gemacht und bin am Tor vorbei.“Ausreden suchte er keine: „Mein Fehler, deswegen besichtigt man ja.“Damit dürfte auch die Chance auf den Super-G-Weltcup vorbei sein. „Das wird zumindest ganz schwierig.“
Drei Super G stehen noch aus, nämlich das Heimspiel der Norweger in Kvitfjell, das Finale in Cortina und zuvor Hinterstoder – da war doch was? Genau: Da hat vor vier Jahren Aleksander Aamodt Kilde seinen ersten Super G gewonnen. Und auch das von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel bei jeder Gelegenheit angesprochene Thema Nationencup dürfte sich erledigt haben: Die Schweiz führt jetzt schon mit 643 Punkten Vorsprung auf Österreich. „Wir haben noch fast ein Drittel der Punkte zu vergeben“, meinte Schröcksnadel kämpferisch, „aber uns fehlt die Konstanz.“
Die Konstanz fehlt, aber auch das Glück. Die beiden Ranglisten-Führenden Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer durften im Super G als Erste ihre Nummern wählen und nahmen 13 und 15. Das wären die idealen Nummern für das prognostizierte Neuschneerennen gewesen. Doch es kam kein Schnee, es kam erst Wind, weswegen das Rennen um zweieinhalb Stunden verschoben werden musste, und dann Warmwetter. Damit war das Rennen nach wenigen Nummern gelaufen, Kilde (4) gewann vor Caviezel (5). Der Norweger macht mit seinem ersten Saisonsieg ganz wichtige Punkte im Gesamtweltcup. „Das wird jetzt richtig spannend“, meinte er. In seinem Windschatten bleibt Alexis Pinturault, der ebenfalls von einer frühen Nummer (6) profitiert hatte. Einzig Thomas Dreßen kam mit einer höheren Nummer (19) nach vorn. „Aber bei ihm ist es derzeit egal, auf welchem Untergrund er fährt“, meinte Max Franz.
So einfach erklärt man den schmalen Grat zwischen Erfolg und Misserfolg.