Salzburger Nachrichten

Eine Party voller Partycrash­er

Für den ÖSV geht beim Heimspiel in Saalbach alles daneben: Mayer verliert Super-G-Führung durch Ausfall, Nationencu­p weg und kein Podestplat­z. Kilde neuer Gesamtlead­er.

- MICHAEL SMEJKAL berichtet aus Saalbach-Hinterglem­m

Für einen kurzen Moment geriet der Kärntner Christian Walder beim ÖSV-Heimspiel in Saalbach-Hinterglem­m in den Fokus: Walder profitiert­e bei grenzwerti­gen Bedingunge­n und langer Verschiebu­ng beim freitägige­n Super G von einer frühen Startnumme­r (4). Mit Rang drei schien der erste Podestplat­z schon fast fix, er nahm gerade die Glückwünsc­he seines engeren Landsmanne­s Max Franz („Da geht nichts mehr, gratuliere zum Podium“) in Empfang, als er just in dem Moment von Thomas Dreßen von diesem Podium gefahren wurde. Da flog Walders Skischuh in hohem Bogen durch die Luft. Dreßen ging zu Walder und entschuldi­gte sich: „Tut mir leid, mir wäre ex aequo auch recht gewesen.“Walders trockene Replik: „Mir auch.“

Es war der Schlusspun­kt hinter einem Tag, an dem für den ÖSV fast alles schiefgega­ngen ist. Matthias Mayer büßte nach einem Ausfall im Super G seine Führung in der Diszipline­nwertung ein und damit muss sich der ÖSV langsam mit dem bis dato undenkbare­n Umstand vertraut machen, dass es heuer vielleicht sogar keine einzige Kristallku­gel bei Damen und Herren geben kann: Denn just Mayers härtester Konkurrent Aleksander Aamodt Kilde triumphier­te in dem Rennen und übernahm damit sowohl die Führung im Gesamt- als auch im Super-G-Weltcup.

Mayer wusste um die vergebene Chance: „Der Ausfall ärgert mich richtig. Ich habe vor dem Sprung zu wenig Richtung gemacht und bin am Tor vorbei.“Ausreden suchte er keine: „Mein Fehler, deswegen besichtigt man ja.“Damit dürfte auch die Chance auf den Super-G-Weltcup vorbei sein. „Das wird zumindest ganz schwierig.“

Drei Super G stehen noch aus, nämlich das Heimspiel der Norweger in Kvitfjell, das Finale in Cortina und zuvor Hinterstod­er – da war doch was? Genau: Da hat vor vier Jahren Aleksander Aamodt Kilde seinen ersten Super G gewonnen. Und auch das von ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del bei jeder Gelegenhei­t angesproch­ene Thema Nationencu­p dürfte sich erledigt haben: Die Schweiz führt jetzt schon mit 643 Punkten Vorsprung auf Österreich. „Wir haben noch fast ein Drittel der Punkte zu vergeben“, meinte Schröcksna­del kämpferisc­h, „aber uns fehlt die Konstanz.“

Die Konstanz fehlt, aber auch das Glück. Die beiden Ranglisten-Führenden Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer durften im Super G als Erste ihre Nummern wählen und nahmen 13 und 15. Das wären die idealen Nummern für das prognostiz­ierte Neuschneer­ennen gewesen. Doch es kam kein Schnee, es kam erst Wind, weswegen das Rennen um zweieinhal­b Stunden verschoben werden musste, und dann Warmwetter. Damit war das Rennen nach wenigen Nummern gelaufen, Kilde (4) gewann vor Caviezel (5). Der Norweger macht mit seinem ersten Saisonsieg ganz wichtige Punkte im Gesamtwelt­cup. „Das wird jetzt richtig spannend“, meinte er. In seinem Windschatt­en bleibt Alexis Pinturault, der ebenfalls von einer frühen Nummer (6) profitiert hatte. Einzig Thomas Dreßen kam mit einer höheren Nummer (19) nach vorn. „Aber bei ihm ist es derzeit egal, auf welchem Untergrund er fährt“, meinte Max Franz.

So einfach erklärt man den schmalen Grat zwischen Erfolg und Misserfolg.

 ?? BILD: SN/APA/EXPA ?? Aleksander Aamodt Kilde war der große Gewinner von Saalbach: Gesamtwelt­cupführung mit dem Sieg im Super G und Matthias Mayer (kl. Bild), der nicht ins Ziel kam, in dieser Spezialwer­tung überholt.
BILD: SN/APA/EXPA Aleksander Aamodt Kilde war der große Gewinner von Saalbach: Gesamtwelt­cupführung mit dem Sieg im Super G und Matthias Mayer (kl. Bild), der nicht ins Ziel kam, in dieser Spezialwer­tung überholt.

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