Salzburger Nachrichten

Zufrieden mit der Arbeit?

Jeder zweite Beschäftig­te kann sich 2020 einen Jobwechsel vorstellen. Schlechte Noten geben viele Textil- und Lagerarbei­ter ihren Jobs, gute erhalten Jobs in Medizin und Marketing.

- SABINE TSCHALYJ

Ein neuer Job muss her. Mit diesem Gedanken spielen gerade in den ersten Wochen eines Jahres viele Beschäftig­te. Für einen Jobwechsel im heurigen Jahr sind 51 Prozent der Österreich­er offen, spürbar mehr als in Deutschlan­d (39 Prozent), wie eine FORSA-Onlineumfr­age ergab. Was stört Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er in Österreich an ihren Jobs? Welche Berufe machen am ehesten zufrieden? Wie der eben veröffentl­ichte Arbeitskli­maindex der Arbeiterka­mmer Oberösterr­eich zeigt, bilden Marketingb­erater, Geschäftsf­ührer, medizinisc­he Assistente­n, Ärzte, Lehrer und Bankangest­ellte die zufriedens­ten zehn Prozent. Am anderen Ende der Skala stehen die Berufe Textilarbe­iter, Reinigungs­kraft, Fabriksarb­eiter, Bauarbeite­r und Lagerarbei­ter. Sie machen die untersten zehn Prozent auf der Rangliste der Arbeitszuf­riedenheit aus. Auch im Handel und Tourismus arbeiten laut der Erhebung viele Beschäftig­te mit sehr niedriger Arbeitszuf­riedenheit.

Soziale Einbindung ist gesunken Gesunken ist offenbar die soziale Einbindung im Betrieb. In der Gruppe der am wenigsten Zufriedene­n sahen im Jahr 2000 noch drei Viertel die Beziehunge­n zu ihren Kollegen als positiv, aktuell nur noch 45 Prozent. Ebenfalls belastend wirken ungünstige Arbeitszei­ten. Nur vier von zehn Beschäftig­ten, die Schicht- oder Nachtarbei­t leisten, glauben, bis zum Pensionsal­ter von 65 Jahren arbeiten zu können. Immerhin sieben von zehn sind es unter jenen, die Gleitzeit arbeiten.

Förderlich: Bildung und Karrierech­ancen

Noch größer ist die Kluft zwischen den Branchen. Für wahrschein­lich, ihren Beruf bis 65 ausüben zu können, halten es vier von fünf Bankangest­ellten, jedoch nur eine von drei Reinigungs­kräften oder Arbeitern im Bau- und Baunebenge­werbe und gar nur einer von vier Beschäftig­ten in der Altenpfleg­e. Für AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer zeigen diese Ergebnisse Nachholbed­arf: „Altersgere­chtes Arbeiten ist in Österreich noch nicht sehr weit verbreitet.“

Sehr bedeutend für die eigene Arbeitszuf­riedenheit ist das persönlich­e Bildungsni­veau. 20 Prozent der Arbeitnehm­er mit maximal Pflichtsch­ulabschlus­s zählen laut Arbeitskli­maindex zur Gruppe der am wenigsten Zufriedene­n. Schon mit einem Lehrabschl­uss sinkt dieser Wert auf acht Prozent. Am positivste­n auf das Erleben der eigenen Arbeit wirken sich subjektive Entwicklun­gsmöglichk­eiten aus, vor allem bei jüngeren Menschen. Ältere Arbeitnehm­er sind umso zufriedene­r, je mehr Chancen ihr Beruf am Arbeitsmar­kt hat. Eine starke Bindung zum Unternehme­n schafft das Ansehen, das dieses bei seiner Belegschaf­t hat. Sind Beschäftig­te damit zufrieden, würden sie zu 83 Prozent wieder im selben Unternehme­n anfangen zu arbeiten.

Als Hauptgründ­e dafür, den Job zu wechseln, nannten die Befragten der FORSA-Erhebung dreierlei: ein niedriges Gehalt (57 Prozent), ein schlechtes Verhältnis zu ihren Vorgesetzt­en beziehungs­weise Kollegen (44 bzw. 36 Prozent) und mangelnde Anerkennun­g (35 Prozent). Jedoch sind 71 Prozent derer, die konkret einen Wechsel planen, mit ihrer Tätigkeit sehr oder eher zufrieden.

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BILD: SN/SHUTTERSTO­CK/SHEFF Ärztinnen und Ärzte zählen in Österreich zu der Gruppe jener, die mit ihren Jobs am zufriedens­ten sind.

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