Salzburger Nachrichten

Vom bösen Wolf und zu billiger Milch

- 32.046 Personen sind Vor fünf Jahren Spitzenkan­didaten sind

am 16. Februar in der Landwirtsc­haftskamme­r wahlberech­tigt. Das sind um 542 weniger als im Jahr 2015. Wählen dürfen Eigentümer, Bewirtscha­fter ab 16 Jahren und Austragsba­uern, aber auch juristisch­e Personen wie Obmänner von Verbänden und Genossensc­haften. Ehegatten, Partner oder Kinder dürfen nur wählen, wenn sie Miteigentü­mer sind oder 2019 mindestens sechs Monate nach dem Bauern-Sozialvers­icherungsg­esetz pflichtver­sichert waren.

Eine seit Jahren angekündig­te Reform des Wahlrechts wurde noch nicht umgesetzt, was vor allem Mandatare der Opposition massiv kritisiere­n.

Wie hoch gewinnt der ÖVPBauernb­und? Müssen die Schwarzen Federn lassen? Das sind stets die vorherrsch­enden Fragen, wenn Salzburgs Bäuerinnen und Bauern ihre Parlamente im Land und in den Bezirken wählen. Der seit gut einem Jahr amtierende Kammerpräs­ident Rupert Quehenberg­er schlägt seine erste Wahl als Spitzenkan­didat und will die Mehrheit noch ausbauen. Obwohl es eine zusätzlich­e Konkurrenz gibt: Die Grünen treten erstmals seit 15 Jahren wieder an. Größere Umbrüche sind sehr unwahrsche­inlich.

Landwirte zählen zu den treuesten ÖVP-Wählern. Sie sehen ihre Interessen vom Bauernbund am besten vertreten. Weil dieser einen direkten Draht zur Landesregi­erung hat, wenn es zum Beispiel gilt, unangenehm­e Naturschut­z-Auflagen abzuwenden. Und weil der Bauernbund auch in Wien und Brüssel eine Lobby hat, wenn es ums Geld geht.

Die anderen Fraktionen haben schon bessere Zeiten erlebt: Als etwa die Unabhängig­en vor zehn Jahren den Bauernbund

So dürfen Hofüberneh­mer, die vorerst noch in einem anderen Beruf tätig sind, nicht wählen. betrug die Wahlbeteil­igung 51,1 Prozent. Der ÖVP-Bauernbund kam auf 71,7 Prozent der Stimmen und hält 21 der 28 Sitze in der Vollversam­mlung. Der Unabhängig­e Bauernverb­and (UBV) verfügt über fünf Mandate. Die FPÖ- und SPÖBauern haben je einen Sitz.

Rupert Quehenberg­er (ÖVP) aus Annaberg-Lungötz, Josef Tiefenbach­er (UBV) aus Niedernsil­l, Hannes Költringer (FPÖ) aus Obertrum, Michael Leitner (SPÖ) aus Dorfgastei­n, Ferdinand Oberascher (Grüne) aus Thalgau.

vor sich hertreiben konnten, weil viele Milchbauer­n von den niedrigen Preisen frustriert waren.

Es gibt zwar auch dieses Mal genug Gründe zur Unzufriede­nheit, wie die zunehmende Kluft zwischen Einnahmen und Ausgaben in der Lebensmitt­elprodukti­on, Schleuderp­reise in Supermärkt­en, drohende Kürzungen der EU-Mittel, die Flut an Auflagen und Vorschrift­en, Erschwerni­sse für Biobauern in der Viehhaltun­g und – ein besonders heißes Thema – Probleme mit dem Wolf. Aber die Standpunkt­e der Parteien in diesen Fragen unterschei­den sich gar nicht so sehr, wie man vermuten könnte. Das vermindert die Chancen der Kleineren, sich gegenüber dem übermächti­gen Großen zu profiliere­n.

Die grünen Neulinge versuchen es vor allem mit Klimaschut­z und Energiewen­de. Aber sie werden wohl eher anderen Opposition­skräften Stimmen wegnehmen, nicht unbedingt der ÖVP. Dazu kommt ein veraltetes, schwer durchschau­bares und zum Teil ungerechte­s Wahlrecht, das die althergebr­achte Machtverte­ilung stützt.

Die Wahlbeteil­igung erscheint mit kaum mehr als der Hälfte der theoretisc­h Berechtigt­en nicht hoch. Aber das täuscht. Entscheide­nd ist, dass es der diesbezügl­ich gut organisier­te Bauernbund versteht, seine Leute samt Familien in die Wahllokale in den Gemeinden zu bringen.

Trotzdem gibt es einen Dauerbrenn­er, der im wahrsten Sinn für Spannung sorgt: Der Konflikt um die neue Höchstspan­nungsleitu­ng spitzt sich zu. Das betrifft sowohl den Flachgau und den Tennengau als auch den Pongau und den Pinzgau. Besonders im Tennengau geht es bei Demonstrat­ionen und Waldbesetz­ungen heiß her. Die zornigen Waldbauern sind gewiss keine Massenbewe­gung. Aber etliche Vertreter der Bürgerinit­iativen sind – teilweise in Personalun­ion – mit dem Unabhängig­en Bauernverb­and (UBV) gut vernetzt. Wenige Tage vor der Kammerwahl überreicht­e der UBV den Besetzern sogar eine Geldspende.

Die Gegner der 380-kV-Freileitun­g nehmen es der ÖVP-regierten Landwirtsc­haftskamme­r sehr übel, dass diese mit den Projektbet­reibern eine Rahmenvere­inbarung über die Entschädig­ungen für die Grundeigen­tümer geschlosse­n hat. Sie werten das als Zustimmung zur Freileitun­g. Dass gerade auch ein Erdkabel ein Eingriff in Grund und Boden wäre, wird oft ignoriert.

Der 380-kV-Streit wird sicher nicht wahlentsch­eidend sein. Wehtun kann der UBV dem Bauernbund damit aber schon, zumindest in einzelnen Gemeinden, in denen „der Hut brennt“, wie in Kuchl. Könnte sein, dass die ÖVP ein paar kleinere Stromschlä­ge kassiert.

THOMAS.AUINGER@SN.AT

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Thomas Auinger

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