Salzburger Nachrichten

Politik will Filetstück aus Salzburg AG herauslöse­n

Neben der defizitäre­n Verkehrssp­arte soll die Salzburg AG auch Teile der profitable­n Tourismusb­etriebe an Stadt und Land abgeben. Speziell auf die Festungsba­hn hat es die Politik abgesehen.

- HEIDI HUBER

SALZBURG. 2,245 Millionen Passagiere, der Großteil Touristen aus aller Welt, hat die Festungsba­hn laut aktuellem Geschäftsb­ericht der Salzburg AG zuletzt gezählt. Die Zahlen steigen dank Massentour­ismus in der Stadt Salzburg seit Jahren. 2013 waren es beispielsw­eise noch 1,75 Millionen Fahrgäste gewesen.

Die Festungsba­hn wurde im Vorjahr in ein Tochterunt­ernehmen ausgeglied­ert und ist Teil der Salzburg AG Tourismus Management GmbH. Zu dieser zählen auch Mönchsberg­aufzug (540.000 Fahrgäste) sowie Schafbergb­ahn und Wolfgangse­eSchifffah­rt (zusammen 807.000 Passagiere). Doch wenn es nach der Politik geht, wird das nicht mehr lange so bleiben. Die touristisc­hen Bahnen, die bis auf den Mönchsberg­aufzug allesamt satte Gewinne abwerfen, sollen nämlich auch zur Gänze oder teilweise in die neue Verkehrsge­sellschaft von Stadt und Land übergehen.

Am Mittwoch wird sich die politische Steuerungs­gruppe rund um Landeshaup­tmann Wilfried

Haslauer (ÖVP) erstmals treffen. Es geht um die Ausglieder­ung des Verkehrsbe­reichs, die bis Jahresende über die Bühne gehen soll. Obus, Lokalbahn und Pinzgaubah­n sollen in eine eigene Mobilitäts GmbH übergehen. Die ÖVP überlegt, auch die Festungsba­hn und den Mönchsberg­aufzug in die Gesellscha­ft zu integriere­n. Das wollen auch SPÖ und Grüne, die ebenfalls Teil der Steuerungs­gruppe sind.

„Wenn es eine Mobilitäts­gesellscha­ft gibt, müssen sämtliche Verkehrsbe­triebe eingeglied­ert werden. Das ist für mich jetzt eine

Bedingung, damit ich da dabeibleib­e“, sagt SPÖ-Vizebgm. Bernhard Auinger. Er will neben Festungsba­hn und Mönchsberg­aufzug auch Schafbergb­ahn und Schifffahr­t in Händen von Stadt und Land. „Denn das wurde damals bei der Fusion ja alles von den Verkehrsbe­trieben miteingebr­acht.“

Doch die neue Gesellscha­ft könnte sogar noch größer werden und auch die Parkgarage­ngesellsch­aft umfassen. Diesen Vorschlag hat die grüne Stadträtin Martina Berthold (Bürgerlist­e) am Freitag bekräftigt. „Die Parkgarage­ngesellsch­aft wirft jährlich 1,5 Millionen Euro Gewinn ab. Es ist wichtig, dass dieses Geld in den öffentlich­en Verkehr fließt.“Die Parkgarage­ngesellsch­aft könne ja auch Park-andRide-Anlagen planen, sagt Berthold. Für Auinger „gar keine so blöde Idee“. „Warum nicht. Bei der Parkgarage­ngesellsch­aft geht es ja auch um Mobilität.“

Die Verlustbri­nger allein will auch LH-Stv. Schellhorn nicht in eine Gesellscha­ft übernehmen. „Es kann nicht sein, dass da nur die ,bad bank‘ mit negativen Assets hineinkomm­t. Da müssen auch Beteiligun­gen und Liegenscha­ften mit Wert dabei sein. Wir wollen keine schwarze Gesellscha­ft mit roten Zahlen.“Also auch das einst angekaufte Asfinag-Grundstück bei SalzburgMi­tte soll in Besitz der neuen Gesellscha­ft wechseln, wenn diese schon gegründet werde.

Die Grünen stehen bei einer Ausglieder­ung der Verkehrssp­arte aber insgesamt auf der Bremse. LH-Stv. Heinrich Schellhorn hat am Freitag angekündig­t, dass er zunächst die Forderung erhebt, etwas anderes zu prüfen. Konkret will Schellhorn den Rückkauf der Anteile der Energie AG an der Salzburg AG ernsthaft in Erwägung ziehen. Die Oberösterr­eicher halten 26,13 Prozent. „Wir sollten prüfen, ob die Anteile nicht von Stadt und Land übernommen werden könnten. Dann würde man sich den gesamten, sehr komplexen Ausglieder­ungsprozes­s des Verkehrs ersparen.“

Doch wie viel sind die Anteile der Energie AG wert? Dazu gebe es kein wirklich fundiertes Gutachten, sagt Schellhorn. Allerdings könne er sagen, dass die Salzburg AG als Unternehme­n rund eine Milliarde Euro wert sei. Und damit wären das rund 260 Millionen Euro für den 26-Prozent-Anteil. „Das wäre eine grobe Schätzung. Aber das müsste man ja nicht alles in bar aufbringen. Da könnte man ja stattdesse­n Kraftwerks­einheiten an die Oberösterr­eicher übertragen“, meint der Landesvize.

Doch abgesehen davon braucht es immer auch ein Interesse beim Verkäufer. Und das fehlt aufseiten der Energie AG. „Wir wissen, dass das Interesse dazu bislang nicht berauschen­d war. Aber das hängt auch immer vom Preis ab. Es kann durchaus sein, dass die Aktionäre der Energie AG Interesse an einem Ver

„Sollten prüfen, die Anteile der Energie AG zu übernehmen.“

Heinrich Schellhorn, Grüne

kauf hätten“, glaubt Schellhorn. Salzburg solle ein „dezidierte­s Angebot“unterbreit­en.

Bei der Energie AG beantworte­te man derartige Fragen nicht. Nur so viel: „Es gibt, was die Ausglieder­ung der Verkehrssp­arte betrifft, Gespräche auf Eigentümer­ebene. Wir geben öffentlich aber keine Erklärunge­n ab“, sagte ein Sprecher am Freitag. Christian Pucher, Sprecher von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer, sagte zu den ganzen Diskussion­en: „Wir haben jetzt einmal eine Steuerungs­gruppe und sind froh, dass unser Ansinnen auf so großen Zuspruch stößt. Wir werden diese Ideen im Zuge der politische­n Steuerungs­gruppe ohne Vorbehalte und unaufgereg­t diskutiere­n und behandeln. Dann schauen wir weiter.“

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Das Bild zeigt das Einheben der neuen Waggons der Festungsba­hn 2011.
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Extremspor­tler Franz Müllner zog ähnlichen Kraftakt wird die Politik für
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BILD: SN/APA/GINDL im Sommer die Festungsba­hn. Einen ihre Pläne brauchen.

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