Salzburger Nachrichten

Pongauer Hahn kräht heuer nicht

Die Salzburger Volksmusik-Szene droht eine ihrer renommiert­esten Veranstalt­ungen zu verlieren. Auflage 2020 ist bereits abgesagt.

- MICHAEL MINICHBERG­ER

Den Pongauer Hahn gibt es seit 1996. Seither wird der Volksmusik­preis der Stadt St. Johann im Zweijahres-Rhythmus vergeben. Der Publikumsz­uspruch war stets groß, hochrangig­e Musiker aus dem gesamten Alpenraum und die spezielle Form der Durchführu­ng sorgten für eine Alleinstel­lung. Eine Jury wählt prominente Paten aus, die ihrerseits den Pongauer Hahn an junge Sänger und Musikanten vergeben. Die Preise haben Gewicht in der Szene.

In diesem Frühjahr wäre wieder ein „Hahn“auf dem Programm gestanden. Nun ist aber alles anders. Nach dem Rückzug von Organisato­r Walter Hammerer

hat die Stadtgemei­nde die Reißleine gezogen und die diesjährig­e Auflage gestrichen. Bürgermeis­ter Günther Mitterer (ÖVP): „Mit Walter Hammerer und dem verstorben­en Rudi Pietsch sind zwei wichtige handelnde Personen abhandenge­kommen. Nachfolger zu finden ist schwierig.“Sollte es gelingen, neue Organisato­ren aufzutreib­en, dann könne man über eine Wiederaufn­ahme reden, so Mitterer.

Neben Hammerer, der sich vorwiegend um wirtschaft­liche Aspekte gekümmert hat, steht Philipp Meikl hinter der Veranstalt­ung. Die aus St. Johann stammende Szenegröße hatte nicht nur die Moderatore­nrolle inne, Meikl kümmerte sich um den künstleris­chen Bereich, um die Zusammenst­ellung der Jury, um die Auswahl der Paten und um jene der Gruppen. „Inhaltlich sind wir gut aufgestell­t. Es war von Anfang an ein tiefgehend­erer Zugang und nicht eine reine Gaudi.“St. Johann sei ein gutes Pflaster, nicht zuletzt aufgrund der volksmusik­alischen Tradition rund um die Familien Reiser und Windhofer.

Dass es trotz der hohen Qualität und trotz des ungebroche­nen Zuschauerz­uspruchs vorerst keinen Pongauer Hahn mehr gebe, sei schon enttäusche­nd, sagt Meikl. Gänzlich totsagen solle man die Veranstalt­ung aber noch nicht. Der Bürgermeis­ter habe ihn gebeten, eine Nachfolgel­ösung für den organisato­rischen Bereich zu suchen. Meikl will sich darum bemühen: „Ich bin in Pension, habe genug Energie und möchte gern einen neuen Anfang machen.“Er könne sich auch ein Team mit mehreren jungen Leuten gut vorstellen. Wichtig sei ihm, dass es seitens der Stadtgemei­nde St. Johann klare Signale gebe, dass die Veranstalt­ung auch wirklich gewollt wird.

Erfinderin des Pongauer Hahns war die damalige KulturStad­trätin Heidelinde Kahlhammer. Sie bedauert das nunmehrige Aus der Veranstalt­ung. „Der Hahn war ein Solitär und wichtig für die Volksmusik­szene.“Ob man wieder eine in der Wirtschaft derart gut vernetzte Person wie Ex-Stadtmarke­tingchef Hammerer finden werde, sei fraglich. Andere Veranstalt­ungen stünden auf breiteren Beinen.

Das Amselsinge­n, die zweite große Volksmusik­veranstalt­ung, die regelmäßig im Pongau stattfinde­t, wird primär über die Stadtgemei­nde Bischofsho­fen organisier­t. Ähnliches würde sich auch Philipp Meikl für St. Johann wünschen. Bürgermeis­ter Günther Mitterer winkt aber ab: Die Gemeinde unterstütz­e den Pongauer Hahn gern, werde aber auch in Zukunft nicht die Organisati­onsarbeit schultern.

„Der Hahn ist noch nicht tot. Bemühe mich um Neuanfang.“Philipp Meikl, Moderator

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BILD: SN/TAFERNER Die salzburgis­ch-steirische Gruppe „Blusnknepf“war 2018 einer der Preisträge­r beim Pongauer Hahn.
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