Pongauer Hahn kräht heuer nicht
Die Salzburger Volksmusik-Szene droht eine ihrer renommiertesten Veranstaltungen zu verlieren. Auflage 2020 ist bereits abgesagt.
Den Pongauer Hahn gibt es seit 1996. Seither wird der Volksmusikpreis der Stadt St. Johann im Zweijahres-Rhythmus vergeben. Der Publikumszuspruch war stets groß, hochrangige Musiker aus dem gesamten Alpenraum und die spezielle Form der Durchführung sorgten für eine Alleinstellung. Eine Jury wählt prominente Paten aus, die ihrerseits den Pongauer Hahn an junge Sänger und Musikanten vergeben. Die Preise haben Gewicht in der Szene.
In diesem Frühjahr wäre wieder ein „Hahn“auf dem Programm gestanden. Nun ist aber alles anders. Nach dem Rückzug von Organisator Walter Hammerer
hat die Stadtgemeinde die Reißleine gezogen und die diesjährige Auflage gestrichen. Bürgermeister Günther Mitterer (ÖVP): „Mit Walter Hammerer und dem verstorbenen Rudi Pietsch sind zwei wichtige handelnde Personen abhandengekommen. Nachfolger zu finden ist schwierig.“Sollte es gelingen, neue Organisatoren aufzutreiben, dann könne man über eine Wiederaufnahme reden, so Mitterer.
Neben Hammerer, der sich vorwiegend um wirtschaftliche Aspekte gekümmert hat, steht Philipp Meikl hinter der Veranstaltung. Die aus St. Johann stammende Szenegröße hatte nicht nur die Moderatorenrolle inne, Meikl kümmerte sich um den künstlerischen Bereich, um die Zusammenstellung der Jury, um die Auswahl der Paten und um jene der Gruppen. „Inhaltlich sind wir gut aufgestellt. Es war von Anfang an ein tiefgehenderer Zugang und nicht eine reine Gaudi.“St. Johann sei ein gutes Pflaster, nicht zuletzt aufgrund der volksmusikalischen Tradition rund um die Familien Reiser und Windhofer.
Dass es trotz der hohen Qualität und trotz des ungebrochenen Zuschauerzuspruchs vorerst keinen Pongauer Hahn mehr gebe, sei schon enttäuschend, sagt Meikl. Gänzlich totsagen solle man die Veranstaltung aber noch nicht. Der Bürgermeister habe ihn gebeten, eine Nachfolgelösung für den organisatorischen Bereich zu suchen. Meikl will sich darum bemühen: „Ich bin in Pension, habe genug Energie und möchte gern einen neuen Anfang machen.“Er könne sich auch ein Team mit mehreren jungen Leuten gut vorstellen. Wichtig sei ihm, dass es seitens der Stadtgemeinde St. Johann klare Signale gebe, dass die Veranstaltung auch wirklich gewollt wird.
Erfinderin des Pongauer Hahns war die damalige KulturStadträtin Heidelinde Kahlhammer. Sie bedauert das nunmehrige Aus der Veranstaltung. „Der Hahn war ein Solitär und wichtig für die Volksmusikszene.“Ob man wieder eine in der Wirtschaft derart gut vernetzte Person wie Ex-Stadtmarketingchef Hammerer finden werde, sei fraglich. Andere Veranstaltungen stünden auf breiteren Beinen.
Das Amselsingen, die zweite große Volksmusikveranstaltung, die regelmäßig im Pongau stattfindet, wird primär über die Stadtgemeinde Bischofshofen organisiert. Ähnliches würde sich auch Philipp Meikl für St. Johann wünschen. Bürgermeister Günther Mitterer winkt aber ab: Die Gemeinde unterstütze den Pongauer Hahn gern, werde aber auch in Zukunft nicht die Organisationsarbeit schultern.
„Der Hahn ist noch nicht tot. Bemühe mich um Neuanfang.“Philipp Meikl, Moderator