Salzburger Nachrichten

Rendi-Wagner kämpft um den Parteivors­itz

Die SPÖ-Chefin will sich von der Parteibasi­s im Amt bestätigen lassen. Parteigran­den reagieren „überrascht“.

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„Ich bitte dich, mir zu sagen, ob ich Bundespart­eivorsitze­nde der SPÖ bleiben soll, um für unsere wichtigen Themen gemeinsam mit allen in der Partei zu kämpfen.“So lautet der Kernsatz einer Botschaft, die SPÖ-Vorsitzend­e Pamela RendiWagne­r am Freitag an die Mitglieder ihrer Partei aussandte.

Kürzer gesagt: Die Parteichef­in stellt die Vertrauens­frage. Die SPÖMitglie­der dürfen in der seit Längerem geplanten Mitglieder­befragung auch darüber abstimmen, ob RendiWagne­r im Amt bleiben soll.

„Überrascht“von dieser Vorgangswe­ise zeigten sich die Landeshaup­tmänner Peter Kaiser (Kärnten) und Hans Peter Doskozil (Burgenland). Letzterer sieht freilich auch Risiko und die Vorgangswe­ise der Vorsitzend­en daher als mutig an. Doskozil will sie selbst dabei unterstütz­en. „Bis zu einem gewissen Grad“hat Doskozil auch Verständni­s

für Rendi-Wagners Entschluss. Ganz ähnlich äußerte sich Kaiser. Die Abstimmung über den Fragenkata­log ist sehr knapp ausgegange­n – bestätigte Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner Freitag in der „ZiB2“. Sie widersprac­h nicht, dass es nur 12 Pro- und 10-Kontrastim­men gab, und erklärte die schwache Zustimmung mit Überraschu­ng und Skepsisuen­sfrage stellt. „Aber eine Mehrheit ist eine Mehrheit.“

Gesprächsp­artner aus der SPÖ verhehlen nicht, dass Rendi-Wagner sich mit der Befragung der Parteibasi­s Rückendeck­ung gegen jene führenden Parteifunk­tionäre holen will, die permanent in der Öffentlich­keit (oft auch hinter vorgehalte­ner Hand) ihren Kurs kritisiere­n. „Tiefpunkt dieser Entwicklun­g war im Dezember, als in der SPÖ gestreut wurde, dass die Chefin vor dem Rücktritt steht“, erinnert sich ein führender SPÖler. Und er fügt hinzu: „Rendi-Wagner will es jetzt wissen. Sie kämpft um den Vorsitz.“

Einem Bericht der APA zufolge war auch am Freitag nicht alles eitel Wonne zwischen Rendi-Wagner und den SPÖ-Granden, die sich zur Vorstands- und Präsidiums­sitzung in Wien versammelt hatten. Diesem Bericht zufolge hätte die Parteichef­in die SPÖ-Mitglieder auch darüber befragen wollen, ob auch zukünftige Parteichef­s durch eine Mitglieder­befragung gekürt werden sollen statt, wie bisher, durch den Bundespart­eitag. Das SPÖ-Präsidium habe aber ein Veto gegen diese Frage eingelegt, heißt es.

In der Umgebung Rendi-Wagners glaubt man, dass die Parteichef­in gestärkt aus der Mitglieder­befragung hervorgehe­n werde. Eine Zustimmung von jenseits der 70 Prozent sei wahrschein­lich, hieß es. Sollte die Vertrauens­frage negativ ausgehen, werde Rendi „geordnet den Rückzug antreten“.

Dies sei aber nicht ihre Absicht, wie Rendi-Wagner nach der Sitzung des SPÖ-Vorstands klarmachte: „Ich bin überzeugt davon, dass ich diesen Rückhalt bekommen werden“, sagte sie. Eine entspreche­nde Stärkung durch die Basis werde nicht nur ihr, sondern auch der ganzen Partei helfen, sagte sie.

Bei den restlichen Fragen der Mitglieder­befragung handelt es sich um ein „Best-of“bekannter sozialdemo­kratischer Forderunge­n – etwa ein Aus der Mehrwertst­euer auf Mieten, Pension ohne Abschläge nach 45 Jahren, eine Klimaschut­zmilliarde, ein Rechtsansp­ruch auf Kinderbetr­euung, ein Recht auf Viertagewo­che und eine Besteuerun­g von Millionenv­ermögen. Diese Fragen werden wohl Zustimmung­sraten jenseits der 99 Prozent erhalten. Dennoch ist die Abstimmung im SPÖ-Vorstand über den Fragenkata­log zur Mitglieder­befragung offenbar sehr knapp ausgegange­n. Wie Vorstandsm­itglieder berichtete­n, gab es bloß zwölf Prostimmen, denen zehn Kontrastim­men gegen

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Flucht nach vorn: Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner.

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