Formel-1-Teamchef Tost: „Sind wir schnell, bin ich gut gelaunt“
Der Tiroler Franz Tost begann Freitag in Salzburg seine 15. Saison als Formel-1-Teamchef. Doch das Team heißt jetzt Alphatauri statt Toro Rosso. Die Ziele sind hochgesteckt.
Die Vorstellung seiner Mannschaft im Hangar-7 am Freitagabend war für Franz Tost eine Art Heimkehr: Schließlich begann die Motorsport- karriere des ehemaligen Formel- Ford-Meisters bei Walter Lechner in Salzburg. Seit der Übernahme von Minardi durch Red Bull war der Tiroler (64) aus Trins Chef der Scude- ria Toro Rosso, die jetzt aus Marketinggründen nach dem Modelabel des Salzburger Konzerns Alpha- tauri heißt. Auch wenn es Freitag auch um Mode ging: Franz Tosts volle Konzentration gilt seiner 15. Saison als Teamchef.
SN: Wie lief die Vorbereitung?
Franz Tost: Sehr gut, wir machten im Aero-Bereich gute Fortschritte. Wenn sich die Daten aus dem Windkanal auf der Rennstrecke bestätigen, müssten wir einen guten Schritt vorwärts gemacht haben. Auch mechanisch gab es Fortschritte dank der Zusammenarbeit mit Red Bull Technologies. Was die Reifen betrifft: Die sind zwar dieselben wie 2019, aber durch die veränderte Aerodynamik und neue mechanische Teile müssen wir erst herausfinden, wie wir sie optimal einsetzen können. Leider sind da die Tests in Barcelona wegen der kühlen Temperaturen nicht sehr aussagekräftig, wir erhoffen da etwas Wärme in den Mittagsstunden.
SN: Wurden die Crashtests bestanden?
Ja. Was aber diesmal nicht so einfach war. Wir machten deshalb zuvor private Tests. Kritisch waren die verschärften Normen für seitlichen Aufprall. Das war herausfordernd.
SN: Gab es Veränderungen im Team?
Wir hatten keine Abgänge, die Truppe blieb also zusammen. Wir sollten die Erfahrungen nun besser nutzen können.
SN: Alphatauri kann jetzt das zweite Jahr Synergien mit Red Bull Racing dank der Technologiepartnerschaft nutzen und geht ins dritte Jahr mit Motorenpartner Honda – wohl zwei weitere Vorteile?
Zwei große Vorteile. Alle wissen, dass Red Bull Technologies die besten Ingenieure hat. Im dritten Jahr mit Honda sollten sich die Fortschritte richtig zeigen.
SN: Hat sich Honda über den Winter weiter gesteigert?
Davon gehe ich aus. Wir haben Grund zum Optimismus, was Haltbarkeit und Leistung betrifft. Das Aufschließen zu Mercedes und Ferrari geht weiter!
SN: Wie aufwendig ist diese Saison im Hinblick auf 2021, wenn vieles neu werden wird?
Das wird vor allem für die kleinen Teams eine große Herausforderung. Wir begannen mit einer kleinen Technikergruppe schon im Oktober 2019, für 2021 zu arbeiten. Die Veränderungen werden massiv sein. Je größer ein Team ist, desto mehr Ressourcen können in die verschiedenen Konzepte gebunden werden. Das können die kleinen nicht. Wir müssen daher effizient arbeiten. Die Entwicklung der Saison wird zeigen, wie lange wir für das aktuelle Jahr weiterentwickeln und ab wann wir uns ganz auf 2021 konzentrieren. Was wir machen werden, hängt von der Performance heuer ab.
SN: Was erwarten Sie für 2020, was ist Ihr Saisonziel?
Nach Platz sechs 2019 ist Rang fünf in der Konstrukteurs-WM das Ziel. Man soll sich ja stets verbessern …
SN: Kann Lewis Hamiltons siebter Titel heuer verhindert werden? Und wenn ja, durch wen?
Red Bull mit Max Verstappen ist ein sehr konkurrenzfähiger Gegner, der Hamilton/Mercedes knacken könnte. Und man muss auf Ferrari schauen, was Vettel und Leclerc zustande bringen. Für Spannung ist gesorgt. Ich traue Red Bull den WM-Titel zu.
SN: Sie beginnen nun Ihre 15. Saison als Teamchef, sind der längstdienende Boss nach Frank Williams und Christian
Horner. Woher nehmen Sie das „Feuer“für diesen Job?
Der Motorsport ist mein Leben, Hobby, Arbeit, alles. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich in die Firma komme und arbeiten kann. Ich freute mich auf die Präsentation in Salzburg, ich freue mich auf die Tests und die ersten Rennen.
SN: Es geht Ihnen also gut?
Meine Laune korreliert mit unseren Leistungen. Sind wir gut, bin ich bestens gelaunt. Sind wir schlecht, bin ich grantig. Ich hoffe, ich bin immer gut gelaunt, weil dann sind wir schnell! Ganz einfach.
SN: Zum Abschluss: Wer waren die besten Fahrer, die Sie im Team hatten?
Immer die, die auch Erfolge hatten: Vettel, Verstappen, Ricciardo, Sainz. Auch Vergne und unsere aktuellen Fahrer. Gasly kann ein Hochkaräter werden. Jeder hat Meisterschaften gewonnen.