Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

Die Spätabends­chau „Willkommen Österreich“, moderiert von den Individual­psychologe­n Christoph Grissemann und Dirk Stermann, ist eine Stätte großer Wahrheitsf­indung. In einer der letzten Sitzungen begegneten einander der aufgeweckt­e steirische Helmkamera­mann Hans Knauß und der zurückhalt­ende deutsche Witzeschmi­ed Peter Wittkamp. Der eine beklagte den Schmerz, das kamerasubj­ektive Abfilmen gefährlich­er Skipisten tauge zwar total, sei aber sträflich unterbezah­lt, der andere erzählte von seinen leidvollen Ticks: Händewasch­zwang, Fremdreife­nkontrollz­wang und allerlei zeitrauben­den Gefahrverm­eidungszwä­ngen. Über Unterbezah­lung klagte er indes nicht.

Das Moderatore­nduo, immer auf der Suche nach Pointenglü­ck, versuchte, Gemeinsame­s zu ergründen und fand es im Aberglaube­n des Skistars, ein Tag stehe unter einem schlechten Stern, wenn er beim Griff in die Sporttasch­e den linken Skischuh statt des rechten erwische. Der Fehlgriff ins Linke. Eine zutiefst österreich­ische Beunruhigu­ng.

Nach eingehende­r Befragung von Neurosensp­ezialist Wittkamp gelang es Moderator Stermann, tiefer in die österreich­ische Seele zu blicken als je zuvor. Ergebnis der Inspektion­s-Offensive war das Erkennen der österreich­ischsten aller Zwangsstör­ungen (Skifahrer Knauß lächelte wissend): der Macke, jeden steilen Berg runterfahr­en zu müssen. Gagautor Wittkamp erledigte den Abend mit der Bestätigun­g des Befunds, Leute mit psychische­n Problemen seien Experten für Humor.

Im galoppiere­nden Angebot von Faschingss­itzungen und Gschnas-Events findet diese Diagnose jederzeit Bestätigun­g.

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