Salzburgs Bullen schlitterten in Frankfurt in ein Debakel
Das Team von Adi Hütter nützte die Schwächen der Bullen im Europa-League-Hinspiel eiskalt aus. Ein spätes Elfmetertor lässt die Hoffnung des Serienmeisters leise leben.
Österreichs Fußballmeister FC Salzburg steht in der Fußball-Europa-League vor dem Aus. Nach einem 1:4 im Sechzehntelfinal-Hinspiel bei Eintracht Frankfurt am Donnerstag sind die Aufstiegschancen der Bullen nur noch gering. Salzburg-Torhüter Cican Stankovic (im Bild nach dem vierten Gegentreffer von Filip Kostic) war an diesem Abend nicht zu beneiden. Jetzt brauchen die Salzburger im Rückspiel am kommenden Donnerstag schon ein Fußballwunder, um doch noch ins Achtelfinale einziehen zu können.
Ist die Europareise von Serienmeister Red Bull Salzburg heuer schon im Februar vorbei? Mit 1:4 (0:2) verlor die Elf von Trainer Jesse Marsch das Hinspiel des Europa-LeagueSechzehntelfinales am Donnerstag bei Eintracht Frankfurt. Nach diesem Desaster braucht es in einer Woche daheim mindestens drei Tore, um das Unmögliche noch möglich zu machen.
Mit einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags im nahen Hanau (siehe Seite 4) begann der Abend. Als ein Rufer aus dem Salzburg-Sektor die Stille störte, war zu befürchten, dass sich der Unmut von den Rängen auf die Spieler überträgt. Doch die Anfangsphase war von Abwarten geprägt, vor allem auf Frankfurter Seite. Aber dann ging es ganz schnell. Adi Hütter und sein Team hatten das 2:3 der Bullen am Freitag gegen den LASK gut studiert. So wie bei zwei Gegentoren im Ligaschlager wurde die Salzburger Hintermannschaft nach einem Einwurf düpiert. Daichi Kamada, Frankfurts „Mr. Europa“, eröffnete mit dem 1:0 einen außergewöhnlichen Abend in jeder Hinsicht.
Kamada hatte nach einem weiteren Einwurf das 2:0 auf dem Fuß (21.), die Eintracht spielte sich auch dank vieler Salzburger Fehler im Aufbau warm. Nennenswertes auf der Gegenseite lieferte nur Enock Mwepu per Kopf und mit einem geblockten Schuss (27., 35.).
Kurz vor der Pause kassierte Österreichs Meister doch noch das zweite Gegentor. Kamada stand beim Pass von Djibril Sow haarscharf nicht im Abseits (was der erstmals in der Europa League eingesetzte Video-Referee bestätigte) und ließ vor dem Abschluss noch Maximilian Wöber und Jerôme Onguéné schlecht aussehen (42.).
Sekou Koita und Karim Adeyemi in seinem Pflichtspieldebüt waren die Hoffnungsträger von Trainer Jesse Marsch auf einen Umschwung nach Seitenwechsel. Der gelang aber mit den eingewechselten Youngsters nicht, stattdessen ging die Partie aus Salzburger Sicht den Bach runter. Zuerst vergaß die ganze Abwehr auf Kamada, der ungehindert per Kopf zum dritten Mal traf (53.), dann bedankte sich Filip Kostic nach einem Onguéné-Patzer mit dem Treffer zum 4:0 (56.).
Die Hoffnung auf ein wundersames Comeback à la Anfield Road erfüllte sich an diesem Abend nicht. Die euphorisierten Frankfurter vergaben beste Chancen, dem angeschlagenen Gegner zu deklassieren.
Statt 6:0 oder 7:0 stand es daher am Ende 4:1, Red Bull Salzburg schaffte doch noch das ersehnte Auswärtstor. Hee-Chan Hwang verwertete den Elfmeter nach einem Foul von Sow an Ulmer (85.). Ein kleiner Hoffnungsschimmer bei der höchsten internationalen Niederlage seit dem 0:4 gegen Charkiw 2012, doch nur wenn die Bullen den Schalter komplett umlegen, lebt die kleine Chance auf den Aufstieg noch.