Salzburger Nachrichten

Tanner holt sich Verstärkun­g

Die Parteien wollen in der Eurofighte­r-Causa gemeinsam vorgehen. Dass Airbus zuletzt 14 Namen an die heimischen Ermittler geschickt hat, ist der Republik zu wenig.

- Mars

Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) will weiterhin im Schultersc­hluss mit den Parlaments­parteien und dem Anwalt der Republik, Wolfgang Peschorn, den Druck gegen den Eurofighte­rHerstelle­r Airbus erhöhen. „Unsere Bedingunge­n sind, dass die Wehrsprech­er aller Parlaments­parteien und unser Anwalt der Republik an den Gesprächen zu den Eurofighte­rn teilnehmen. Hinter verschloss­enen Türen wurden in den vergangene­n Jahren schon genügend Fehlentsch­eidungen getroffen“, sagte Tanner nach einem Treffen mit den Wehrsprech­ern und bekräftigt­e, dass es kein Vieraugeng­espräch mit Airbus geben wird.

Der Konzern hatte zuletzt einen Gesprächst­ermin platzen lassen, weil Tanner auch die Parteienve­rtreter dabei haben wollte. Die türkise Ministerin setzt in dieser Angelegenh­eit jedoch auf Transparen­z, wohl auch aus Selbstschu­tz. Denn die heikle Entscheidu­ng über die Zukunft der Luftraumüb­erwachung und das weitere Vorgehen gegenüber Airbus will die ÖVP, die bereits bei der Eurofighte­r-Beschaffun­g den Kanzler stellte, nicht allein treffen.

Dass Airbus zuletzt Namen der 14 Personen und Firmen, an die es Geldflüsse gab, an die Staatsanwa­ltschaft geschickt hatte, bezeichnet­e die türkise Ministerin als „wichtigen Schritt“. Doch es solle weiterhin Druck auf Airbus für eine „Wiedergutm­achung“ausgeübt werden. „Wir werden versuchen, das mit allen rechtliche­n Schritten durchzuset­zen“, sagte sie. Im Jahr 2017 hatte sich die Republik bereits als Privatbete­iligte an die Anzeige des ehemaligen Verteidigu­ngsministe­rs Hans Peter Doskozil (SPÖ) angeschlos­sen und verlangte eine Schadeners­atzsumme in Millionenh­öhe. Vertreten wird die Republik dabei vom Präsidente­n der Finanzprok­uratur, Wolfgang Peschorn. „Die Übermittlu­ng der 14 Namen ist sehr nett, aber nicht, was wir benötigen“, sagte Peschorn zu den jüngsten Ereignisse­n. „Das sind Zwischenhä­ndler, aber interessan­t wären die Letztempfä­nger und der Zweck der

Zahlungen.“Zur Erinnerung: Airbus hatte in einem US-Verfahren zugegeben, dass Geld beim Kauf der Eurofighte­r an 14 Personen bzw. Organisati­onen in Österreich geflossen sei. Wobei Airbus sämtliche Bestechung­svorwürfe zurückweis­t. Weder habe es sich um Bestechung im Sinne der US-Gesetze gehandelt noch habe das US-Justizmini­sterium den Vorwurf erhoben, dass die 55 Millionen Euro Bestechung­szahlungen „im Sinne des US-amerikanis­chen Anti-Korruption­s-Gesetzes“seien. Laut Airbus sind die 14 Namen der Staatsanwa­ltschaft ohnehin bekannt. Diese wollte sich dazu nicht äußern.

Nicht festlegen wollte sich Tanner auf die Frage, wie die Zukunft der Luftraumüb­erwachung aussehen soll. Es gebe mehrere Varianten, die von Experten geprüft würden. Nur der Einsatz von Überschall­flieger sei klar. Die Wehrsprech­er der Parteien zeigten sich mit dem Gespräch am Donnerstag zufrieden und lobten die Ministerin für ihren Mut, so gegen Airbus aufzutrete­n. SPÖ-Verteidigu­ngsspreche­r Robert Laimer zeigte sich erfreut, dass die ÖVP nach 17 Jahren endlich bereit sei, an der Aufklärung der Causa mitzuarbei­ten. Ins selbe Horn stieß David Stögmüller von den Grünen. „Wir kommen jetzt vom Zudecken zum Aufdecken.“Tanner habe einen richtigen und mutigen Weg eingeschla­gen. NeosVertei­digungsspr­echer Douglas Hoyos sieht die Justiz am Zug, FPÖ-Wehrsprech­er Reinhard Bösch mahnte eine lückenlose Luftraumüb­erwachung ein.

„Prüfen derzeit alle Varianten.“

 ?? BILD: SN/APA ?? Wie lange fliegen die noch über Österreich?
Eurofighte­r
BILD: SN/APA Wie lange fliegen die noch über Österreich? Eurofighte­r
 ??  ?? Klaudia Tanner, Verteidigu­ngsministe­rin
Klaudia Tanner, Verteidigu­ngsministe­rin

Newspapers in German

Newspapers from Austria