Salzburger Nachrichten

72.000 Euro als „Dankeschön“

Ex-Politiker erhielten Tausende Euro für „Beraterlei­stungen“.

- SN, APA

Der 138. Tag im Grasser-Prozess widmete sich am Donnerstag einer Nebenfront. Nämlich aufklärung­würdiger Zahlungen aus dem Umfeld der Telekom an seinerzeit­ige Politiker. Mathias Reichhold (FPÖ), Verkehrsmi­nister 2002/2003 und am Donnerstag als Zeuge geladen, hatte im Dezember 2005 von dem angeklagte­n Lobbyisten Peter Hochegger über dessen Gesellscha­ft Valora 72.000 Euro erhalten. Als Gegenleist­ung will er dafür Beraterlei­stungen für den HocheggerK­unden Telekom Austria erbracht haben.

Dem steht freilich die Aussage eines mitangekla­gten Ex-TelekomMan­agers gegenüber: Diesem zufolge hat es sich bei den 72.000 Euro um ein „Dankeschön“für Reichholds Zeit als Minister gehandelt. Auf die Frage, was er für das Geld geleistet habe, meinte Reichhold, er habe „Gespräche geführt“. Aufzeichnu­ngen darüber habe er keine mehr.

Nach rund einer halben Stunde war die Befragung von Reichhold vorbei, als nächster Zeuge trat Kurt Gartlehner vor Richterin Marion Hohenecker. Gartlehner war Telekom-Sprecher der SPÖ und erhielt in der Zeit von Mai 2007 bis März 2009 ebenfalls Zahlungen über die Valora. Monatlich kassierte er 3000 Euro für seine Firma Austriacon­sult. Er sei damals hauptberuf­lich

Unternehme­nsberater gewesen – und nebenberuf­lich Nationalra­tsabgeordn­eter, sagte der Ex-Politiker auf Nachfrage der Richterin.

Auch er hatte, wie Reichhold, nur eine mündliche Vereinbaru­ng mit Hochegger. Gartlehner sagte, er habe „sicher nicht“für die TelekomAge­nden lobbyiert. Gegen Reichhold und Gartlehner wurde bereits von der Justiz ermittelt, die Ermittlung­en wurden aber eingestell­t.

ÖVP-Volksanwal­t Werner Amon, der als Zeuge über Zahlungen der Valora an den ÖAAB und den Wiener Pressverei­n im Jahr 2007 befragt werden sollte, ließ sich für die Gerichtsve­rhandlung am Donnerstag entschuldi­gen.

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