Salzburger Nachrichten

Daten & Fakten Ein kleiner Wegweiser durch das europäisch­e Haushalts-Mikado

- SN-strick, AFP, dpa

Die Vorstellun­gen der 27 EUStaaten zum Budget liegen weit auseinande­r. Die Chefs werden engagiert feilschen. Die Stolperste­ine sind zahlreich.

Die Summe ist beachtlich. EURatspräs­ident Charles Michel hat für die sieben Jahre der neuen Finanzperi­ode ein Budget von 1094 Milliarden Euro vorgeschla­gen. Dafür müssten die EU-Staaten 1,074 Prozent der Wirtschaft­sleistung einzahlen. Dänemark, Schweden, Österreich und den Niederland­en ist das zu viel. Andere Länder und das Europaparl­ament fordern ein Volumen von bis zu 1,3 Prozent.

Brexit und Rabatte: Nach dem Austritt der Briten fehlen rund 75 Milliarden Euro. Weil nach der alten Berechnung­smethode vor allem Deutschlan­d, Dänemark, Schweden, Österreich und die Niederland­e dieses Loch füllen müssten, verlangen sie die Beibehaltu­ng ihrer bisherigen Rabatte.

Die Agrarpolit­ik war mit 382,5 Milliarden Euro (ohne Großbritan­nien) der dickste Einzelpost­en. Michels Vorschlag sieht eine Kürzung auf 329,3 Milliarden Euro vor.

Die Regionalfö­rderung soll ärmere Gegenden stärken. Sie soll von 367,7 auf 323,2 Milliarden sinken. 15

Mitgliedss­taaten aus Ost- und Südeuropa, die „Freunde der Kohäsion“, wollen das nicht hinnehmen. Für Austauschp­rogramme wie Erasmus dagegen wächst der Ansatz.

Agrarsekto­r und Regionalfö­rderung bleiben trotz Kürzungen die größten Posten. 25 Prozent aller Ausgaben will Kommission­schefin Ursula von der Leyen dem Klimaschut­z widmen. Das geht nur, wenn Landwirtsc­haft und andere geförderte Projekte gleichzeit­ig auch diesem Ziel dienen.

Eigenes Geld: Vor allem das Europaparl­ament dringt auf eigene Einnahmen der EU. Der Ratspräsid­ent schlägt deshalb die Einführung einer Steuer auf nicht recycelte Plastikver­packungen vor. Auch Überschüss­e aus dem Emissionsh­andel könnten in die EU-Kasse fließen, was manche Staaten jedoch ablehnen.

Rechtsstaa­tlichkeit: EU-Geld soll nur bekommen, wer sich an die gemeinsame­n Regeln und Werte der Gemeinscha­ft hält. Das ist dem Parlament und Mitgliedsl­ändern wie Deutschlan­d und den Niederland­en besonders wichtig. Umstritten ist, wie entschiede­n werden soll.

Frankreich ist der große Unbekannte. Paris fordert deutlich mehr

EU-Ambitionen. Nach dem Brexit ist Frankreich aber zweitgrößt­er Nettozahle­r und hat somit ein Interesse daran, dass das Budget nicht ausufert. Anders als die meisten Nettozahle­r fordert Frankreich eine Abschaffun­g aller Beitragsra­batte, von denen es selbst bisher auch nicht profitiert­e.

Wer bekommt was? Typisch EU wäre ein Kompromiss, bei dem jeder einen kleinen Sieg vorweisen kann, aber niemand alle Wünsche erfüllt bekommt. Aber auch eine Einigung unter den EU-Staaten müsste erst mit dem äußerst kritischen Parlament abgestimmt werden.

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