Salzburger Nachrichten

Skandal um faule Eier weitet sich zu Behördenaf­färe aus

Vor knapp drei Monaten erstattete ein Detektiv Anzeige wegen furchtbare­r hygienisch­er Zustände in einem Eierbetrie­b. Die Lebensmitt­elaufsicht setzte bis zuletzt keine Maßnahmen.

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„So etwas Grausliche­s haben Sie in Ihrem Leben noch nicht gesehen“, sagt Privatdete­ktiv Walter Weber aus Leonding bei Linz. Er hat mit seinen Videos und Bildern beim eierverarb­eitenden Betrieb Pro Ovo in Biberbach (Bezirk Amstetten) dafür gesorgt, dass ein Lebensmitt­elskandal öffentlich wurde. Faule Eier, aus denen Maden kriechen. Schwarze Eier voll mit Schimmel. Hygienisch­e Zustände, die zum Himmel stinken. Alles dokumentie­rt.

Anfang Dezember 2019 schickte der Detektiv seine Unterlagen an die Staatsanwa­ltschaft

St. Pölten und erstattete Anzeige. Mit der Konsequenz, dass dort seither wegen des Verdachts des gewerbsmäß­igen Betrugs ermittelt wird. Und zwar gegen Verantwort­liche des Betriebs wie auch gegen das Unternehme­n selbst nach dem Verbandsve­rantwortli­chkeitsges­etz. „Für ein vollständi­ges Bild ist es aber noch zu früh, da weitere Erhebungen notwendig sind“, sagt Leopold Bien, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft. Im Raum stehe, dass Eier minderer Qualität verwendet, nicht richtig deklariert und so Geschäftsp­artner im Inland wie auch in Deutschlan­d geschädigt worden seien. „Eine Gesundheit­sgefährdun­g steht nicht im Raum“, betont Behördensp­recher Bien.

Dazu Detektiv Weber: „Ich bin kein Chemiker, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass schwarze Eier, bei denen Würmer herauskrie­chen, nicht gesundheit­sgefährden­d sind. Ich hätte gleich nach meiner Anzeige Gefahr in Verzug gesehen. Sofort – auch wenn die Eier pasteurisi­ert werden.“Weber zieht einen Vergleich mit dem Milchverar­beiter Prolactal in der Steiermark, wo Anfang 2010 wegen Listerien im Quargel acht Tote zu beklagen waren.

Tatsächlic­h erfuhr die Lebensmitt­elaufsicht am 16. Dezember 2019 bei einer Besprechun­g mit der Anklagebeh­örde erstmals von den Missstände­n. „Dabei wurde die bestehende Verdachtsl­age erörtert und dem Vertreter der Landesregi­erung

zur Kenntnis gebracht. Welche Maßnahmen gesetzt wurden, entzieht sich unserer Kenntnis“, erklärt Bien.

Martina Gerersdorf­er, Bezirkshau­ptfrau von Amstetten, sagt, sie habe erstmals von dem Fall aus der Zeitung (OÖN und „Süddeutsch­e Zeitung“) erfahren. Sie habe sofort am Donnerstag zwei Sachverstä­ndige und einen Juristen zum Betrieb entsandt. „Bei massiven Hygienemän­geln sind nach der Gewerbeord­nung Sofortmaßn­ahmen zu treffen.“Weber meint: „Die Prüfungsor­gane haben wieder einmal voll versagt. Es gibt in den Betrieben immer nur Anscheinsk­ontrollen.“Pro Ovo wollte nichts sagen. Für alle gilt die Unschuldsv­ermutung.

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