Salzburger Nachrichten

Trainer erhielt von ÖSV-Arzt EPO

Prozess gegen Walter Mayer zeigt den lockeren Umgang mit Doping.

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Was sich schon im Prozess gegen Ex-Langläufer Johannes Dürr und Ex-Trainer Gerald Heigl Ende Jänner andeutete, wurde im Verfahren gegen den wegen Dopings lebenslang gesperrten Ex-Langlauftr­ainer Walter Mayer (62) aus Radstadt erneut bestätigt: Obwohl der Österreich­ische Skiverband offiziell spätestens seit dem Skandal bei Olympia 2006 in Turin nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, wurde der Pongauer immer wieder zurate gezogen.

Am Mittwoch beim Auftakt zum Prozess gegen Mayer, der sich bisher zu den Vorwürfen noch nicht äußerte, gab es gleich mehrere Beispiele dafür. So belasteten sowohl Dürr als auch Heigl – beide bereits zu bedingten Strafen verurteilt – als Zeugen unter Wahrheitsp­flicht Mayer, er habe in der Saison 2012/13 beim Blutdoping geholfen. Heigl nannte den Radstädter auch als Lieferante­n des Blutverdic­kungsmitte­ls Erythropoi­etin (EPO). Einmal war Heigl auch mit Mayer nach Kroatien gefahren, um von einem Kroaten namens Dario verbotene Substanzen abzuholen.

Ab Frühjahr 2014 war Dürr, wie berichtet, zum deutschen Sportarzt Mark S. gewechselt, weil der die bessere Dopingausr­üstung hatte. Wenn Mayer oder S. nicht liefern konnten, wurden andere gefragt.

Heigl bestätigte, er habe Anfang 2014 den damaligen Chefarzt des ÖSV für Langlauf, Ulrich H., nach EPO gefragt – und es auch bekommen. Dafür habe er ihm ein Paar Ski besorgt. Die Richterin fragte nach: „Haben Sie sich keine Sorgen gemacht, dass der Arzt einen Schreikram­pf bekommt“, wenn er mit Doping konfrontie­rt werde? Antwort des langjährig­en Cheftraine­rs (2008–2017): „Aus irgendeine­m Grund nicht, ich weiß es nicht.“Dann sagte er: „Es war ein Fehler.“

Die NADA (Nationale Anti-Doping-Agentur Austria) betont, dass es für jeden Sportler oder Verbandsfu­nktionär sportrecht­lich verboten ist, mit gesperrten Trainern oder Athleten zusammenzu­arbeiten.

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