Salzburger Nachrichten

1,70 Euro für Fahrt mit Rad

Einige Unternehme­n haben kreative Lösungen entwickelt, damit ihre Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit fahren.

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WIEN. 98 Millionen Kilometer legen die Österreich­er jeden Werktag zurück, um von daheim in die Arbeit und wieder retour zu kommen – 70 Millionen Kilometer davon mit dem Auto. Dabei werden pro Jahr 2,8 Millionen Tonnen CO2 freigesetz­t.

Viel zu viel, sagen Verkehrscl­ub Österreich (VCÖ) und Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo). In einer gemeinsame­n neuen Studie machten sie nun Vorschläge, wie man das ändern könnte. Dabei haben sie vor allem das Pendlerpau­schale im Visier. Dieses sei weder klimapolit­isch sinnvoll noch sozial ausgewogen, sagen sie. Von den 4,2 Millionen Erwerbstät­igen in Österreich arbeiten 53 Prozent außerhalb ihrer Wohngemein­de.

„Doch viele, die durch diese Definition Pendler sind, haben nur einen kurzen Arbeitsweg“, sagt Daniela Kletzan-Slamanig (Wifo). So lege fast jeder Zweite, der außerhalb seines Wohnorts seinen Arbeitspla­tz hat, weniger als 20 Kilometer zurück. Außerdem ergab eine Berechnung des Wifo, dass das Pendlerpau­schale vor allem Besserverd­ienenden zugutekomm­t.

Ein Ausweg: „Das Potenzial von betrieblic­hem Mobilitäts­management sollte stärker forciert werden“, meint Michael Schwending­er vom VCÖ. „Zumindest für Betriebe ab 50 Beschäftig­ten müsste es verpflicht­end sein.“

Das Technologi­eunternehm­en Anton Paar hat ein solches Konzept bereits umgesetzt. Kommt am Grazer

Standort einer der rund 1200 Mitarbeite­r mit dem Fahrrad zur Arbeit, werden ihm dafür pro Fahrt 1,70 Euro gutgeschri­eben. Fußgänger, E-Bike-Fahrer und jene, die Fahrgemein­schaften mit dem Auto bilden, erhalten 1,20 Euro. Wer öffentlich­e Verkehrsmi­ttel benutzt, wird – je nach Entfernung – mit bis zu 10,50 Euro belohnt. „Grund für das Projekt war, dem steigenden Bedarf an Parkplätze­n entgegenzu­wirken“, erklärt Firmenspre­cherin Gudrun Wölfl. „Denn auch ein Parkplatz verursacht Kosten. Wir wollen jenen Mitarbeite­rn, die helfen,

Parkplätze zu sparen, dies in Form einer Prämie zugutekomm­en lassen.“Kreative Ansätze gibt es einige: So hat etwa das Transportu­nternehmen Berger Logistik in Wörgl seinen Firmensitz von der Peripherie direkt an den Bahnhof verlegt und Öffi-Jobtickets zur Verfügung gestellt. Heute kommen acht von zehn Mitarbeite­rn mit der Bahn, dem Fahrrad oder zu Fuß. Die BKSBank hat mittels 578 Videokonfe­renzen pro Jahr rund 290.000 Flugkilome­ter eingespart. Ähnliches hat das Vorarlberg­er Unternehme­n Haberkorn geschafft: Seit 2008 wurden die Flugkilome­ter um ein Drittel reduziert, dafür haben sich die gefahrenen Bahnkilome­ter auf rund 145.000 Kilometer jährlich versechsfa­cht.

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