Schulterschluss gegen den Fachkräftemangel
Regierung und Betriebe rücken dem Fachkräftemangel im Tourismus zu Leibe. Gewerkschafter kritisieren schlechte Arbeitsbedingungen.
Der Kampf gegen den Fachkräftemangel insbesondere im Tourismus steht auf der Aufgabenliste der neuen Bundesregierung weit oben. Zusammen mit den Mitgliedsbetrieben in der Wirtschaftskammer (WKO) haben gleich drei Ministerinnen das Thema auf ihrer Agenda. Nach einem „Arbeitsmarktgipfel Tourismus“am Donnerstag präsentierte Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer zusammen mit den Ministerinnen für Tourismus, Arbeit und für Wirtschaft ein Paket von Maßnahmen, die so rasch wie möglich „in die Umsetzung gebracht werden sollen“, wie es hieß.
Der Fachkräftemangel in der Branche sei massiv, laut Mahrer klagten rund 80 Prozent der rund 90.000 Mitgliedsbetriebe in der Branche über einen massiven Mangel an qualifizierten Mitarbeitern. Beim Gipfel am Donnerstag ließen sich WKOSpitze und Ministerinnen von Mitgliedsbetrieben ein umfassendes Bild der Lage vermitteln.
Zu den gemeinsamen Maßnahmen für mehr Fachkräfte, auf die man sich am Donnerstag in einem Schulterschluss verständigte, gehören neue Tourismus-Lehrberufe, die bessere Vermittlung von Fachkräften vom Osten in den Westen Österreichs, wo es den stärksten Mangel gebe, sowie eine entsprechende Weiterentwicklung
beim Arbeitsmarktservice (AMS) sowie bei der RotWeiß-Rot-Karte.
Einige Maßnahmen will man schon bis zum Sommer auf den Weg bringen. Arbeitsministerin Christine Aschbacher kündigte eine Jobbörse am 3. März in Wien an, bei der rund 1000 Asylberechtigte mit Tourismusbetrieben Beschäftigungsmöglichkeiten ausloten sollen. Mit neuen Zielvorgaben soll auch die Vermittlungsquote beim AMS verbessert werden. Aktuell gibt es im
Tourismus 10.000 offene Stellen. Das Programm „be mobile“soll die Mobilität von Lehrlingen und Jobsuchenden fördern. Für heuer und 2021 stehen dafür 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Aschbacher setzt sich auch für Kinderbetreuungsplätze ein.
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck wies auf die ab Herbst erstmals mögliche Kombination der Lehre von Restaurant- und Hotelfachmann/-frau hin, manche Ausbildungsgänge sollen modernisiert werden.
In zehn Jahren seien im Tourismus 40.000 neue Arbeitsplätze entstanden, sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger. Bis 2023 sollen weitere 60.000 Stellen dazukommen. Mit insgesamt 675.000 Vollzeitarbeitsplätzen (samt Zulieferunternehmen) und 220.000 Beschäftigten in den Kernbereichen Beherbergung und Gastronomie sei der Tourismus ein Herzstück der heimischen Wirtschaft. Der Bereich könne noch stärker als bisher als Jobmotor fungieren, wenn es gelinge, den Fachkräftemangel wirksam zu bekämpfen, sagte WKO-Präsident Mahrer. Dabei sei an vielen Schrauben zu drehen, „die eine große Maßnahme gibt es nicht“. Arbeitnehmervertreter kritisieren, dass der Gipfel ohne Beteiligung der Beschäftigten stattgefunden habe, und fordern Verbesserungen der als wenig attraktiv beschriebenen Arbeitsbedingungen.
„An vielen Schrauben drehen, die eine große Maßnahme gibt es nicht.“