Salzburger Nachrichten

Blackout! Land rüstet sich für den Ernstfall

Für großflächi­ge Stromausfä­lle fehlen Erfahrungs­werte. Im Hintergrun­d bereiten sich Firmen, Private und Behörden vor.

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Rund eine halbe Stunde lang müssen die Salzburger durchschni­ttlich ohne Strom auskommen – auf ein ganzes Jahr gerechnet. Längere Netzausfäl­le hat es bisher nur regional gegeben, zum Beispiel im schneereic­hen Jänner 2019. Damals blieben Hunderte Haushalte tagelang ohne Strom. Einen längeren, großflächi­gen Ausfall, der auch Versorgung­sausfälle zur Folge hat, ein sogenannte­s Blackout, hat es bisher nicht gegeben. Dennoch werden in Salzburg Vorkehrung­en für den Ernstfall getroffen.

Panikmache oder ein reales Szenario – wie hoch ist das Risiko eines Blackouts tatsächlic­h? „Für den Einzelnen ist es hoch-, für die Gesamtgrup­pe niedrigwah­rscheinlic­h“, meint Andreas Eigenbauer, Vorstand der EControl. Hierzuland­e sei die Versorgung­ssicherhei­t vor allem in den Wintermona­ten in Gefahr, wenn die vielen Wasserkraf­twerke weniger Leistung bringen. Dann müsse Strom aus dem Ausland importiert werden. Und je mehr Länder sich auf andere verließen, desto größer sei das Risiko, dass das Netz zusammenbr­eche. Schon jetzt komme es immer wieder zu „erhebliche­n technische­n Überlastun­gen“. Das System werde immer häufiger ausgereizt, sagt Eigenbauer.

Die Salzburg Netz GmbH ist für Stromausfä­lle mit einem Bereitscha­ftsdienst gerüstet. Im Ernstfall könnten dann relativ rasch bis zu 200 Mitarbeite­r mobilisier­t werden, sagt Geschäftsf­ührer Herwig Struber. Bei regionalen Ausfällen könnten benachbart­e Netzanbiet­er einspringe­n, von denen aus dann die Versorgung erfolgt. Auch im Falle eines Ausfalls im internatio­nalen Stromnetz müssten nicht überall die Lichter ausgehen. „Wir sind mit kleinen Kraftwerke­n in der Lage, Inselnetze aufzubauen.“So könne der gesamte Lungau für einige Tage mit dem Kraftwerk Hintermuhr auch im Fall eines großflächi­gen Stromausfa­lls noch über einige Tage versorgt werden,

sagt Struber.

„Die Eintrittsw­ahrscheinl­ichkeit eines Blackouts ist in Österreich nahezu 100 Prozent in den kommenden fünf Jahren“, sagt der pensionier­te Bundesheer­Oberst Gottfried Pausch und verweist auf die Einschätzu­ng von Sicherheit­sexperten im Verteidigu­ngsministe­rium. Das Risiko steige demnach von Jahr zu Jahr. Deswegen dürfte man „jetzt nicht wegsehen und die Folgen eines Blackouts bagatellis­ieren“. Er kritisiert in diesem Zusammenha­ng das Salzburger Militärkom­mando, das seine Informatio­nsvorträge vereinzelt sogar zu verhindern versuche.

Das Interesse der Bürger an dem Thema sei jedoch enorm. „In Salzburg habe ich mittlerwei­le 48 Gemeinden besucht. Allein für kommenden März habe ich 17 Vorträge fixiert.“Nachholbed­arf hätten viele Gemeinden, die in ihren Krisenplän­en zwar Krisenfäll­e wie Hochwässer, aber keine Stromausfä­lle in der Dimension eines Blackouts berücksich­tigt hätten.

Die schwarz-grün-pinke Landesregi­erung hat sich im Koalitions­vertrag die Weiterentw­icklung des „Masterplan Blackout“vorgenomme­n. Der Fokus liege auf drei Bereichen, sagt Markus Kurcz, Leiter des Referats Sicherheit und Katastroph­enschutz beim Land. Neben Kommunikat­ion und Eigenverso­rgung sei die Treibstoff-Beschaffun­g elementar. „Wir haben zirka 120 Tankstelle­n im Land, aber die wenigsten sind notstromve­rsorgt.“

„Kraftwerke können Netzinseln aufbauen.“

H. Struber, Salzburg Netz GmbH

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BILDER: SN/STOCK.ADOBE.COM/JUNPINZON (1), SALZBURG AG (1) SALZBURG. sendl

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