Kochen ohne Strom: Bäuerin weiß Rat
Volkshochschule bietet erstmals Kochkurs für den Katastrophenfall an. Das Interesse ist riesig.
SALZBURG. Susanne Kurz ist gespannt. „Ich bin schon neugierig, wie man auch ohne Strom ein warmes, nahrhaftes Essen auf den Tisch bringen kann“, sagt die ehemalige Salzburger SPÖ-Politikerin und Ex-Bundesrätin. Gemeinsam mit noch elf Neugierigen wird sie Freitagabend in der Volkshochschule Salzburg (VHS) in die Geheimnisse der Notfallküche eingeweiht.
Stadtbäuerin Carmen Glück vom Stoibergut in Salzburg-Maxglan zeigt in dem Spezialkurs, wie man sich bei einem tagelangen Ausfall der Stromversorgung zu Hause trotzdem ausgewogen ernähren kann und wie man Lebensmittel aus dem Kühlschrank und der Tiefkühltruhe vor dem Verderben bewahrt.
„Der Kurs war sofort ausgebucht, wir hätten mehrere Termine füllen können“, sagt die pädagogische Leiterin der Volkshochschule, Nicole Slupetzky. Gemeinsam mit dem Salzburger Zivilschutzverband bietet die VHS in mehreren Modulen das richtige Verhalten im Katastrophenfall an. „Wir möchten die Salzburger sensibilisieren, ohne Angst zu verbreiten.“Der Kochkurs kommt am besten an. Die VHS hat extra Gaskocher angeschafft, wie man sie aus dem Campingurlaub kennt.
Kursleiterin Carmen Glück kann sich gut erinnern, wie ihre Großmutter Lebensmittel haltbar gemacht hat – vom Einsalzen übers Pökeln, Räuchern und Sauereinlegen bis zum Zuckern. „Tiefkühler gab es ja nicht.“Im Kurs zeigt Glück den Teilnehmern, wie sie Fleischgerichte und Gemüse durch Einwecken haltbar machen können. „In den Gläsern hat meine Oma im Keller Gulasch gelagert, das hält ewig.“
Beim Einwecken werden die über Gas gekochten Gerichte in Gläser gefüllt, im Wasserbad sterilisiert, dabei luftdicht verschlossen und so haltbar gemacht. Traditionell kommen dafür
Blackout . . . spezielle Gläser mit einem Glasdeckel zum Einsatz, die mit einem Gummiring und Metallklammern fixiert werden. „Mit normalen Schraubdeckelgläsern funktioniert es aber genauso gut“, betont Glück und erklärt, wie’s funktioniert: Die Gläser kommen bis zur Höhe des Einweckguts in einen mit Wasser gefüllten Topf. Dann wird das Wasser mit dem Gaskocher langsam erhitzt. Gemüse wird bei 90 Grad haltbar gemacht, Fleischgerichte bei 120 Grad. Je nach Einweckgut dauert das Einkochen zwischen zehn Minuten und zwei Stunden.
Außerdem lernen die Kursteilnehmer, wie sie aus frischer Milch Joghurt zubereiten können, wie aus Obst haltbares Fruchtmus wird und wie aus Karotten, Sellerie, Lauch, Petersilie und Salz eine Suppenwürze gezaubert werden kann, die mindestens ein Jahr lang haltbar ist.
Glück hat auch ein Rezept für luftgetrockneten Schinken dabei: Man legt den Schinken zwei Tage in Zucker ein, wäscht ihn danach ab und trocknet ihn mit einem Tuch ab. Dann wiederholt man die zweitägige Prozedur mit Salz und reibt den Schinken mit einer Gewürzmischung aus Zwiebeln, Knoblauch, Salz, Pfeffer und Wacholder ein. Dann kommt der Schinken in einen Nylonstrumpf und wird drei Wochen zum Trocknen in einen kühlen, dunklen Raum gehängt.
„Ich beschäftige mich schon mehr als ein Jahr mit dem Thema Blackout und weiß viel darüber“, sagt Kursteilnehmerin Susanne Kurz. Sie hat vorgesorgt. Daheim lagern eine Tankfüllung Diesel und trockene Lebensmittel für zwei Wochen – von Linsen über Reis bis zu Quinoa. Kurz hat auch einen großen Aufsatz für den Gasgriller gekauft. „Damit kann ich auch größere Mengen Wasser erhitzen, etwa zum Wäschewaschen.“Die Salzburgerin hat das
Glück, eine Quelle zu besitzen.
Georg Maislinger reist aus Oberösterreich an. Der 62-Jährige ist im Innviertel auf einem Bauernhof aufgewachsen. „In den 70er-Jahren hatten wir einmal drei Wochen lang keinen Strom, das Risiko eines längeren Stromausfalls ist heute viel größer.“
Die 71-jährige Kursteilnehmerin Barbara Leitner ergänzt: „Wir sind in einer prekären Situation, was die Stromversorgung anlangt.“Ein Zusammenbruch des Netzes sei keineswegs illusorisch. „Es wäre ein Wunder, wenn es nicht dazu kommt.“
Der Österreichische Zivilschutzverband bietet eine Rezeptsammlung an. Das Buch „Kochen im Katastrophenfall“kann online um fünf Euro bestellt werden. Ebenso eine Notkochstelle (WWW.ZIVILSCHUTZ-SHOP.AT).
Das Thema kocht auch in Deutschland auf: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz plant ein Notfallkochbuch und bittet die Bevölkerung um Rezepte, die man ohne Strom und Leitungswasser umsetzen kann. Eine Jury wählt die besten Rezepte aus.
„Ich habe Lebensmittel für zwei Wochen zu Hause vorrätig.“