Der Star ist ein Chor aus 1000 Stimmen
Choristen aus ganz Österreich und Hunderte Kinder bringen das Musical „Martin Luther King“auf die Bühne der Salzburgarena.
SALZBURG. Am Anfang war „We shall overcome“. 6000 Menschen saßen in einer Mehrzweckhalle im westdeutschen Essen und sangen kollektiv mit, als der Chor auf der Bühne diesen Klassiker des Politpop anstimmte. Aufmerksame Augenzeugin war Elfie Schweiger. „Dass das möglich ist, hat mich begeistert“, erzählt sie.
Die ehemalige Professorin am Akademischen Gymnasium hatte an diesem Abend eine Idee. Wie könnte man die Energie, die von diesen Tausenden Chorstimmen ausgeht, auf eine Bühne in Salzburg bringen? Ein Jahr später befindet sich die Kulturliebhaberin in Endproben für ein riesiges Unterfangen: Rund 1200 Chorsänger sorgen am 1. April in der Salzburgarena für die österreichische Erstaufführung des Musicals „Martin Luther King“.
Bis es dazu kam, war es ein ganzes Stück Arbeit. Die erste Hürde sei das Bilden eines Chors gewesen, erzählt Elfie Schweiger. Auf einen Aufruf hätten sich nur zwei Chöre gemeldet: die Chorvereinigung Aigen und der Frauenchor Kuchl. „Also habe ich Projektchöre gebildet. Die kommen nur für ein Ereignis zusammen. Menschen zu motivieren, bei etwas dabei zu sein, das kann ich gut.“
Hunderte Sänger aus ganz Österreich und Bayern formieren sich zum Riesenchor, der das Zentrum des Musicals bildet. „Der Chor ist der Star, er ist an jedem Song beteiligt“, erzählt Elfie Schweiger. Die Solisten, allesamt namhafte Musicalsänger, werden auch in Sprechszenen eingesetzt. Darunter sind etwa Benjamin Oeser, der als Frank’n’Furter in der „Rocky Horror Show“in Salzburg aktiv ist, und Ex-Song-Contest-Starterin Sandra Pires. Den Bürgerrechtler Martin Luther King, der 1968 ermordet worden ist, verkörpert Andreas Wolfram.
Dazu kommen noch 300 Schüler aus Stadt und Land Salzburg, denen im Stück die Leidensgeschichte von Martin Luther King erzählt wird. „Alle drei Wochen machen sich die Kinder seit Mai mit ihren Eltern aus allen Teilen Salzburgs auf den Weg zur Probe nach Salzburg“, erzählt Elfie
Schweiger. Geprobt wird im Probezentrum des Salzburger Landestheaters, Intendant Carl Philip von Maldeghem ist ein großer Fan des Projekts.
Auch Andreas Gergen, der Regisseur von „Martin Luther
King“, ist in Salzburgs Theaterszene eine Fixgröße. Als Operndirektor des Landestheaters prägte er jahrelang die Musiktheaterproduktionen des Hauses und inszeniert heute Erfolgsmusicals in Wien wie „I am from Austria“ oder „Elisabeth“. Gergen sei auch bei der Uraufführung in Essen neben Elfie Schweiger gesessen und habe gemeint: „Unmöglich! Wie soll man das schaffen?“Er habe ihr aber versprochen, Regie zu führen, sollte sie die Idee realisieren. Nun inszeniert der renommierte Regisseur das Stück. „Ich sitze aber auch in jeder Probe und berate ihn als Dramaturgin“, sagt Elfie Schweiger.
Als Veranstalter verfügt die Pädagogin über reichlich Erfahrung: Die Reihe „Elfi’s Salon“startete vor einigen Jahren im Salzburger Landestheater, mittlerweile exportierte Schweiger ihre hochkarätig besetzten musikalischen Lesungen nach Baden oder Berlin. „Auch Nicholas Ofczarek oder Sunnyi Melles haben Interesse,
daran mitzuwirken“, erzählt sie. Bei den Recherchen stieß sie auf ein Theaterstück, das sie vor 20 Jahren mit ihren Schülern produzierte. Hauptfigur war Martin Luther King.
Das Chormusical spielt in einer anderen Liga. Um das 250.000Euro-Projekt zu realisieren, helfen auch Stadt und Land. Zudem kann Elfie Schweiger auf Netzwerke aus der Zeit bei den Jungen Freunden der Salzburger Festspiele zurückgreifen: „Eine Bekannte hat mir die Homepage eingerichtet, andere stellen Airbnb-Wohnungen für die Künstler zur Verfügung.“Die 6000 Karten für das Stück, die bringe sie großteils selbst an den Mann.
Musical: „Martin Luther King“. Salzburgarena, 1. April, 19.30 Uhr.
„Menschen zu motivieren, das kann ich gut.“
Elfie Schweiger, Initiatorin