Salzburger Nachrichten

Die Bergputzer rückten das „Groschenlo­ch“in den Blick

- DANIELE.PABINGER@SN.AT

Vor ein paar Wochen kam es zwischen dem Klausentor und der Müllner Hauptstraß­e 1 in Salzburg zu einer kleineren Hangrutsch­ung. Aus der Felswand des Mönchsberg­s hatte sich Erd- und Strauchmat­erial gelöst. Beim Säubern der Gefahrenst­elle arbeiteten die Bergputzer auch auf einem unscheinba­ren Vordach mit Kamin, das den Eingang in eine Felsenkave­rne schützt. Was heute wie eine lang nicht mehr genutzte Garagenein­fahrt im Berg ausschaut, hat eine überrasche­nde Geschichte.

Mitte des 19. Jahrhunder­ts befand sich hier das sogenannte Groschenlo­ch. Es habe zu den Salzburger Kuriosität­en gehört, schreibt der Historiker Peter F. Kramml im vom Stadtarchi­v kürzlich herausgege­benen Buch „Mülln im Dialog“. 1848 wurde die Höhle seiner Recherche nach an einen Invaliden vergeben, der die Erlaubnis zur Ausschank von Kaffee erhielt. „In der kleinen Felsengrot­te befanden sich ein winziger Herd und ein Tisch mit einigen Sesseln.

Zum Kaffee gab es Krapfen, Hasenöhrl, Pofesen sowie Dampf- und Rohrnudeln. Da eine große Schale Kaffee und drei Rohrnudeln einen Groschen kosteten, bürgerte sich der Name ,Groschenlo­ch‘ ein.“

Der Salzburger Münzexpert­e Christoph Mayrhofer sagt: „Der Groschen war eine Münzart, die über Jahrhunder­te immer wieder geprägt worden ist und den Wert von drei Kreuzern hatte.“Mitte des 19. Jahrhunder­ts galt im damaligen Kaisertum Österreich die Währung von Gulden und Kreuzern. Später tauchten Groschen dann in der SchillingW­ährung Österreich­s ab 1925 wieder auf.

1895 kam das Aus für das Groschenlo­ch als Gaststätte. Danach sei es an einen Schuhmache­rmeister vermietet und später als Garage genutzt worden. Das hat Stadtarchi­vleiter Kramml recherchie­rt.

Auf historisch­en Bildern aus der Zeit um 1900 ist das Groschenlo­ch mit seinem weißen Anstrich nicht zu übersehen. Es muss einmal ein besonderer Einkehrort gewesen sein. Damals rauschte dort halt auch noch kein Verkehr vorbei.

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BILDER: SN/ROBERT RATZER, SALZBURG MUSEUM Unscheinba­r schaut das „Groschenlo­ch“heute aus. Die alte Ansicht stammt aus der Zeit um 1900.
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Daniele Pabinger

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