Führungslos, richtungslos
Das schlechte Abschneiden der CDU bei der Hamburg-Wahl ist programmiert gewesen. Bei diesem Desaster zeigt sich unverkennbar der Thüringen-Effekt.
In dem ostdeutschen Bundesland hat die CDU zuerst mit den Stimmen der extrem rechten Alternative für Deutschland (AfD) einen neuen Ministerpräsidenten gewählt – ein eklatanter Verstoß gegen einen Grundsatzbeschluss der Partei. Nun will der Landesverband der CDU dort zur Wahl eines neuen Ministerpräsidenten von der Linken beitragen – wiederum in krassem Widerspruch zur Haltung der Bundes-CDU, keinesfalls mit einer Partei vom politischen Rand zu kooperieren.
Das Hamburg-Desaster spiegelt damit auch die Führungskrise der CDU. Annegret Kramp-Karrenbauer ist nach ihrem Scheitern in der Thüringen-Krise nur noch eine Parteichefin auf Abruf, ohne Anschein von Autorität. Zugleich bleibt aber unklar, wer AKK im Parteivorsitz nachfolgen wird; und wer am Ende für die Partei als Kanzlerkandidat in das Rennen um die Nachfolge von Angela Merkel gehen wird.
Als Partei ohne Führung verstrickt sich die CDU zudem zusehends in einen Richtungsstreit: Die einen sind für eine konservativere Aufstellung der Union, um der AfD Stimmen abzujagen. Die anderen wollen im Gegenteil die CDU strikt als Partei der politischen Mitte positionieren.
So verunsichert, so demoralisiert, so gespalten wie heute ist die sonst so starke und stolze CDU noch nie gewesen.