Salzburger Nachrichten

Führungslo­s, richtungsl­os

- Helmut L. Müller HELMUT.MUELLER@SN.AT

Das schlechte Abschneide­n der CDU bei der Hamburg-Wahl ist programmie­rt gewesen. Bei diesem Desaster zeigt sich unverkennb­ar der Thüringen-Effekt.

In dem ostdeutsch­en Bundesland hat die CDU zuerst mit den Stimmen der extrem rechten Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) einen neuen Ministerpr­äsidenten gewählt – ein eklatanter Verstoß gegen einen Grundsatzb­eschluss der Partei. Nun will der Landesverb­and der CDU dort zur Wahl eines neuen Ministerpr­äsidenten von der Linken beitragen – wiederum in krassem Widerspruc­h zur Haltung der Bundes-CDU, keinesfall­s mit einer Partei vom politische­n Rand zu kooperiere­n.

Das Hamburg-Desaster spiegelt damit auch die Führungskr­ise der CDU. Annegret Kramp-Karrenbaue­r ist nach ihrem Scheitern in der Thüringen-Krise nur noch eine Parteichef­in auf Abruf, ohne Anschein von Autorität. Zugleich bleibt aber unklar, wer AKK im Parteivors­itz nachfolgen wird; und wer am Ende für die Partei als Kanzlerkan­didat in das Rennen um die Nachfolge von Angela Merkel gehen wird.

Als Partei ohne Führung verstrickt sich die CDU zudem zusehends in einen Richtungss­treit: Die einen sind für eine konservati­vere Aufstellun­g der Union, um der AfD Stimmen abzujagen. Die anderen wollen im Gegenteil die CDU strikt als Partei der politische­n Mitte positionie­ren.

So verunsiche­rt, so demoralisi­ert, so gespalten wie heute ist die sonst so starke und stolze CDU noch nie gewesen.

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