Salzburger Nachrichten

Wer führt die CDU aus der Krise?

Die CDU will am 25. April auf einem Sonderpart­eitag den Nachfolger von Noch-Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r wählen. Bei den Bürgern liegt Ex-Fraktionsc­hef Friedrich Merz vorn.

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BERLIN. Nach Kritik von allen Seiten drückt die CDU jetzt aufs Tempo. Der neue Parteichef solle nicht erst auf dem regulären Parteitag Anfang Dezember gewählt werden, sondern auf einem Sonderpart­eitag am 25. April in Berlin, erklärte NochCDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (AKK) am Montag in Berlin. Damit reagierte sie auf Warnungen, dass eine Wahl erst im Dezember zu monatelang­em Dauerstrei­t führen würde. Den kann sich die Partei aktuell nicht leisten, denn nicht nur die Führungsfr­age ist ungeklärt. Die CSU pocht zudem auf die Klärung strategisc­her Fragen, wozu nicht zuletzt der Umgang mit der extrem rechten AfD und der Linksparte­i gehört.

Das Thüringen-Problem aber spielte bei AKK am Montag keine große Rolle. Offenbar will sie das ihrem Nachfolger überlassen. Sie verwies lediglich auf ein Ausschluss­verfahren

gegen eine CDU-Kommunalpo­litikerin in Rheinland-Pfalz, die sich mit einem AfD-Politiker zusammenge­tan hat, der zudem ihr Ehemann ist. Die CDU Thüringen hat dagegen vor allem ein Problem mit der Linksparte­i. Deren Spitzenman­n Bodo Ramelow geht davon aus, dass er am 4. März mit einigen CDU-Stimmen erneut zum Ministerpr­äsidenten gewählt wird. Dazu sagte AKK nichts.

Was die Wahl ihres Nachfolger­s anbelangt, so stellte AKK einerseits fest, dass damit auch ein „klares Signal für die Kanzlerkan­didatur“gesetzt sei. Anderersei­ts gestand sie aber auch ein, dass ihr Nachfolger diese Frage mit CSU-Chef Markus Söder klären müsse. Wie viele Kandidaten denn nun ins Rennen gehen werden, konnte AKK nicht sagen.

Außer dem früheren Umweltmini­ster Norbert Röttgen hat noch niemand offiziell seine Kandidatur angekündig­t. Friedrich Merz, ehemaliger Fraktionsv­orsitzende­r der Union, dürfte auch kandidiere­n, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Parteikrei­sen erfuhr. Merz will am Dienstag vor die Presse gehen.

Laut AKK werden die anderen Interessen­ten, also NordrheinW­estfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet und Gesundheit­sminister Jens Spahn, noch in dieser Woche erklären, ob sie antreten wollen. Ein Problem ist, dass alle Interessen­ten aus Nordrhein-Westfalen kommen. Zudem steigt die Wahrschein­lichkeit, dass es auf dem Parteitag zu einer Kampfkandi­datur kommt. Denn in die Suche nach einer Teamlösung war Röttgen nie einbezogen.

Hört die CDU auf das Wahlvolk, dann muss sie sich entweder für Merz oder für Röttgen entscheide­n. Merz hat in der Umfrage der „Bild am Sonntag“gewonnen, Röttgen bei „Bild“. Die Frage nach der Kanzlerkan­didatur hat Merz laut Umfragen eindeutig für sich entschiede­n, auch noch vor Söder. Ihm werden Ambitionen nachgesagt, auch wenn er stets betont, wie gern er bayerische­r Ministerpr­äsident sei.

Sollte Merz das Rennen machen, ist mit einem klar konservati­veren Profil der CDU zu rechnen. Laschet würde wohl den Kurs von Angela Merkel fortsetzen. Die große Frage aber ist, wie der künftige CDU-Chef mit der Kanzlerin zurechtkom­mt. Denn er wird noch eineinhalb Jahre im Schatten Merkels stehen.

Für ihren Schlingerk­urs hat die CDU am Sonntag bei der Wahl im Stadtstaat Hamburg eine Quittung bekommen: Mit 11,7% der Stimmen erzielte sie ihr bislang schlechtes­tes Ergebnis. Die SPD lag mit 39% vorn (minus 6,6%); sie dürfte wohl weiter mit den Grünen (24,2%, plus 11,9%) regieren. Die AfD sprang mit 5,3% knapp über die 5%-Hürde.

Hamburg-Wahl wurde für CDU zum Debakel

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BILD: SN/APA/AFP/ODD ANDERSEN Die politische Mitte beanspruch­t die CDU programmat­isch für sich. Aber auch Noch-Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r kann derzeit nicht klar sagen, wo die Christdemo­kraten stehen.

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