Vorlesen schafft Verbindungen
Der österreichische „Vorlesetag“setzt auf Gemeinsamkeit. Auch online.
Dass die letzten Vorbereitungen oft die intensivsten Arbeitsstunden bescheren, ist Werner Brunner gewöhnt: Zum dritten Mal organisiert er heuer in Österreich den „Vorlesetag“. Heuer seien freilich die Aufgaben anders gewesen, erzählt der pensionierte Verlagsprofi: Weil Lesungen in Schulen, Bibliotheken oder Seniorenheimen nicht wie gewöhnt vor Publikum stattfinden können, „haben wir aufgerufen, Beiträge mit dem Handy zu filmen und bei uns hochzuladen. Dazu gab es immer wieder Fragen. Aber das ist ja gut so: Sehr viele haben etwas beigetragen.“
Neu sei das Format nicht nur für die vielen Vorlesenden, die aus privatem Engagement mitmachen. Auch bei den Auftritten von 15 prominenten Vorlesern „haben wir heuer das Wort ,Premiere‘ dazugeschrieben“, erzählt Brunner. Einerseits, weil auch die Lesungen von Erich Schleyer, Eva Rossmann, Michael Schottenberg, Chris Lohner oder Stefan Slupetzky erstmals im Netz (im Halbstundentakt zwischen 9 und 18 Uhr) stattfinden. Und andererseits, weil die angegebenen Zeiten zwar die erste, nicht aber einzige Gelegenheit sind, sich vorlesen zu lassen: „Alle Lesungen bleiben online verfügbar.“
In Deutschland gibt es die Initiative seit 2000, andere Länder zogen nach. Für Österreich veranstaltet Brunner den „Vorlesetag“, „weil mir die Leseförderung ein lebenslanges Anliegen ist“. Aus vielen Studien sei bekannt, dass Vorlesen ein Wegweiser zur Leseleidenschaft sei, nicht nur bei kleinen Kindern. „Ich bin überzeugt, dass Vorlesen in vielen Altersgruppen zum eigenständigen Lesen animiert.“Außerdem schaffe Vorlesen und Zuhören eine Verbindung.
„Gemeinsam sind wir weniger allein“lautet das Motto seit 2018, das wegen der Coronabeschränkungen nun eine zusätzliche Bedeutung bekommt. Das Motto steht auch auf dem „Vorlesebuch 2020“mit Texten für Kinder und Erwachsene, das registrierte Mitwirkende erhalten und das nach dem Aktionstag in den Handel kommt. Das Buch zum „Vorlesetag“sei bisher ein österreichisches Alleinstellungsmerkmal, erzählt Brunner: „Aber mehrere Länder wollen die Aktion übernehmen.“
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