Historische Tage in den USA
Die Politiker in Washington verabschieden das bisher größte Hilfspaket für die Wirtschaft. Und an der New Yorker Börse verzeichnet der Dow Jones den stärksten Gewinn seit 1933.
In den USA ist der Weg frei für ein gewaltiges Konjunkturpaket zur Linderung der verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Coronavirusepidemie. Republikaner und Demokraten einigten sich nach tagelangen Verhandlungen in der Nacht zu Mittwoch auf ein Hilfspaket in historischer Dimension. Mit einem Umfang von 2 Bill. Dollar (1,85 Bill. Euro) ist es die bisher größte Hilfestellung für Unternehmen und Arbeitnehmer. Mittwoch früh gaben Mitch McConnell, republikanischer Mehrheitsführer im US-Senat, und der führende Demokrat, Chuck Schumer, die Einigung bekannt. Die beiden Kammern im Kongress müssen noch zustimmen.
Das Konjunkturpaket beinhaltet unter anderem direkte Hilfszahlungen an US-Steuerzahler, eine Ausweitung von Arbeitslosenunterstützung, mehr Geld für Krankenhäuser und ein umfassendes Kreditprogramm für Unternehmen.
Das Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie ist noch nicht absehbar. Viele Analysten befürchten inzwischen aber einen dramatischen Einbruch im zweiten Quartal und eine Rezession im Gesamtjahr. Viele Geschäfte sind geschlossen, Restaurants und Kinos bleiben leer, Veranstaltungen wurden abgesagt, Flüge massenhaft gestrichen. Erste Daten lassen auch angesichts der Ausgangsbeschränkungen in vielen Bundesstaaten einen rapiden Anstieg der Arbeitslosenzahlen befürchten.
Laut der „Washington Post“ist im Paket ein Kreditprogramm im Umfang von 367 Mrd. US-Dollar für kleine Firmen vorgesehen. Auch große Unternehmen, die von der Krise besonders betroffen sind, sollen milliardenschwere Hilfen erhalten. Steuerzahler mit einem gewissen Höchsteinkommen sollen einen Scheck über 1200 US-Dollar bekommen, pro Kind soll es zusätzliches Geld geben. Allein 130 Mrd. US-Dollar seien als Finanzhilfe für Krankenhäuser vorgesehen.
Die Demokraten hatten mehr Geld für den Gesundheitssektor und den Ausbau der Arbeitslosenversicherung gefordert. Laut Schumer sollen gekündigte Arbeitnehmer
nun bis zu vier Monate lang ihr volles Gehalt bekommen. Es handle sich um das „größte Hilfspaket in der US-Geschichte“. Man habe eine „herausragende Vereinbarung“erreicht, um durch diese düsteren Zeiten zu leiten. „Ich sage allen Amerikanern: Hilfe ist unterwegs – große Hilfe und schnelle Hilfe.“
Die Aussicht auf das nun vereinbarte Hilfspaket hatte der New Yorker Börse am Dienstag zu einem in der Geschichte einmaligen Rekord verholfen. Der Dow-Jones-Index legte um 11,37 Prozent auf 20.704,91 Punkte zu. Das war prozentuell der stärkste Anstieg seit 1933 und in Punkten überhaupt historischer Rekord: Noch nie in seiner 136-jährigen Geschichte hat der bekannteste Börsenindex der Welt mehr als 2000 Zähler dazugewonnen. Der Aufwärtstrend setzte sich nach der Einigung im Kongress am Mittwoch fort, im frühen Handel gab es ein Plus von 2,5 Prozent. Eine US-Aktienexpertin sagt, „es ist dennoch zu früh, das als Wendepunkt zu sehen“. Denn das Gesamtbild sei weiter negativ. Seit Jahresbeginn habe der US-Aktienmarkt 27,5 Prozent seines Werts verloren.