Salzburger Nachrichten

Corona: Junge Ärztin tourt zu Patienten

Die 28-jährige Ärztin Anna Widerin fährt auf Visite zu Viruskrank­en. Das soll Kontakte mit Hausärzten vermeiden, damit sich diese nicht selbst infizieren. Drei Visitentea­ms für isolierte Kranke

- Von 9 bis 18 Uhr 950 Euro bekommen

Schutzmant­el, Mundschutz, Haube, Schutzbril­le, gut zu desinfizie­rende Schuhe: Wenn Anna Widerin ihren Patienten gegenübert­ritt, sind die Sicherheit­svorkehrun­gen ungleich aufwendige­r als normal. Die 28-jährige Allgemeinm­edizinerin ist eine von elf Ärzten, die sich für die Visitendie­nste gemeldet haben, die in Heimquaran­täne befindlich­e Covid-19-Erkrankte und -Verdachtsf­älle versorgen.

„Die Hausärzte, die oft über zu wenig Schutzausr­üstung verfügen und selbst zur Risikogrup­pe gehören, sollen Coronapati­enten möglichst selbst nicht visitieren“, sagt Widerin. Diese Woche wurden schon Hausärzte in Bad Hofgastein, St. Johann und Mittersill positiv auf das Virus getestet. Alle Praxen mussten geschlosse­n werden. Dabei reicht der bloße Kontakt mit einem Infizierte­n, um eine Praxis für zwei Wochen außer Gefecht zu setzen, weil sich Mediziner und Personal vorsorglic­h in Quarantäne begeben müssen.

Eingeteilt sind drei Diensträde­r mit je einem Rettungssa­nitäter für den Zentralrau­m (Salzburg-Stadt, Flachgau, Tennengau), Pongau und Lungau sowie den Pinzgau bis Ende April. Vorerst. Denn die „Zielgruppe“der Visitentea­ms wächst von Tag zu Tag. Mittlerwei­le sind in Salzburg knapp 2000 Personen betroffen, die sich in den eigenen vier Wänden in Quarantäne befinden.

Widerin hat ihren Dienst im besonders betroffene­n Pongau begonnen. Der Auftrag erfolgt jeweils über den Hausarzt der Patienten. „Für ein Gespräch fahren wir jetzt nicht hin, es muss schon einen medizinisc­hen Grund geben“, sagt Widerin. Bei einem Patienten, der auch an Durchfall leide, habe sie eine Infusion legen müssen, weil der Erkrankte unter Flüssigkei­tsverlust gelitten habe. „Das Wichtigste ist die Beurteilun­g, ob es ein gefährlich­er Verlauf ist und ob jemand ins Krankenhau­s muss.“Wesentlich bei den Coronapati­enten sei, die Sauerstoff­sättigung im Blut zu messen, sagt die Ärztin. „Es waren auch schon einige dabei, die auf dem Weg der Besserung sind.“

Angst vor einer Ansteckung habe sie nicht. „Weil ich jung und gesund bin“, meint die 28-jährige Salzburger­in. „Ich glaube, dass sich momentan alle, die im medizinisc­hen Bereich tätig sind, einem Risiko aussetzen.“

sind die drei Teams, bestehend aus einem Arzt und einem Rettungssa­nitäter, täglich in allen Bezirken unterwegs. Wichtig: der

Dienst kann nur vom zuständige­n Hausarzt über die Leitstelle des Roten Kreuzes angeforder­t werden. Personen, die vermuten, sich angesteckt zu haben, sollen die Telefonnum­mer 1450 wählen.

die Mediziner pauschal pro Dienst von der Österreich­ischen Gesundheit­skasse. Das Land Salzburg beteiligt sich daran mit 150 Euro und übernimmt außerdem die Kosten für Transport und Schutzausr­üstung. Für die Dienste infrage kommen neben Allgemeinm­edizinern auch Fachärzte für Innere Medizin, für Lungenheil­kunde und für Anästhesio­logie und Ärzte, die nicht zur Risikogrup­pe gehören.

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BILD: SN/ROTES KREUZ Die 28-jährige Ärztin Anna Widerin versorgt Coronaerkr­ankte speziell im Pongau.

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