Salzburger Nachrichten

Patient steckte Lungenfach­arzt vorsätzlic­h mit Virus an

Es gibt immer noch Menschen, die die Gefahr des Virus sträflich unterschät­zen.

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WIEN. Ein Wiener Lungenfach­arzt ist von einem Patienten vorsätzlic­h mit dem Coronaviru­s infiziert worden. Der junge Mann hatte in der vorvergang­enen Woche die Praxis des Arztes mit eindeutige­n Symptomen in Richtung Covid-19 – hohes Fieber, Husten, Atemnot – aufgesucht. Auf mehrmalige­s Nachfragen habe der Mann ihm versichert, er sei negativ auf SARS-CoV-2 getestet worden, sagte der Arzt. Was nicht den Tatsachen entsprach, wie sich nach der Behandlung bei Recherchen des Lungenfach­arztes zeigte. „Es ist einfach nicht wahr, was der erzählt hat. Er hat gelogen, um dranzukomm­en“, berichtete der Arzt.

In weiterer Folge entwickelt­en sich beim Arzt Symptome, die auf Covid-19 schließen ließen. In der vorigen Woche ließ er sich testen und erhielt ein positives Ergebnis. Der Mediziner informiert­e den Gesundheit­sdienst der Stadt Wien (MA 15). Der Patient muss nun mit strafrecht­lichen Folgen rechnen. Auf vorsätzlic­he Gefährdung von Menschen durch übertragba­re Krankheite­n stehen bis zu drei Jahre Haft. Der Arzt könnte den Mann auch mit Schadeners­atzforderu­ngen – etwa wegen Verdienste­ntgangs – belangen.

Außerdem ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Wien gegen zwei Corona-Spucker. Das teilte Behördensp­recherin Nina Bussek mit. Die Verdächtig­en hätten – unabhängig voneinande­r – auf der Straße Passanten bespuckt und angegeben, mit SARS-CoV-2 infiziert zu sein. Gegen die beiden wird wegen vorsätzlic­her Gefährdung von Menschen durch übertragba­re Krankheite­n (Paragraf 178 StGB) ermittelt. Ob die Beschuldig­ten tatsächlic­h infektiös waren bzw. sind, wird abgeklärt.

Auch in Oberösterr­eich scheinen einige Personen den Ernst der Lage nicht erkannt zu haben. Das Land Oberösterr­eich hat rechtliche Schritte gegen zwei „Testverwei­gerer“angekündig­t. Bei Testungen in der Volksschul­e Alberndorf (Bezirk Urfahr-Umgebung) ließen zwei Eltern den Abstrich bei ihren Kindern nicht zu. Für ein derartiges Verhalten gebe es „keine Akzeptanz“, teilte das Land mit. Von 191 Volksschül­ern

waren 175 negativ und zwölf positiv getestet worden, wie das Land informiert­e.

Die Zahl der Infizierte­n ist in Österreich weiter im Steigen. Am Mittwoch um 15 Uhr waren es 5606 Personen. 250 mussten im Spital behandelt werden. Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte, dass 96 Prozent der Fälle einen sehr milden Krankheits­verlauf hätten und die Kranken diesen zu Hause auskuriere­n könnten. Lediglich 3,5 Prozent müssen in einem Krankenhau­s behandelt werden. 0,5 Prozent werden intensivme­dizinisch betreut.

Die Rückholflü­ge von Österreich­ern, die seit Verschärfu­ng der Coronakris­e im Ausland gestrandet sind, sind weiter in Gang. Mehr als 5000 Personen wurden schon mit 28 Sonderflüg­en in ihre Heimat zurückgebr­acht. Am Mittwoch landeten Flugzeuge aus der Dominikani­schen Republik, Kuba und Mexiko, am Abend wurde noch eine Maschine aus Barcelona mit 150 Touristen erwartet. „Die Luftbrücke Richtung Österreich läuft auf Hochtouren“, betonte Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg (ÖVP).

Allein am Mittwoch wurden etwa 650 Personen zurück nach Österreich gebracht. „In den nächsten Tagen folgen Notflüge aus Indien, Sri Lanka, von den Philippine­n, aus Vietnam, Bali, Malaysia, Argentinie­n, Chile und Australien“, erläuterte der Minister. Die weiteren Ziele werden nach Bedarf und Verfügbark­eit der Flugzeuge in Zusammenar­beit mit den Botschafte­n und der AUA erstellt. SN-alf, APA

Leute wurden mit Absicht angespuckt

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