„Hälfte wird nicht überleben“
Der Sport ist weltweit lahmgelegt und damit auch die Wettbüros. Ein Salzburger Wettanbieter hat für diese Branche düstere Zukunftsaussichten.
SALZBURG. Sie sind für viele Sportfans die Lieblingsbeschäftigung abseits des Live-Erlebnisses auf den Sportplätzen und in den Stadien: Sportwetten. Von vielen gern verdammt, von eingefleischten und oft selbst ernannten Experten ein interessanter Zeitvertreib inklusive Spannungsaufbau. Jetzt zittert auch diese Branche wegen der Absage fast aller Sportveranstaltungen aufgrund des Coronavirus.
Robert Moser, Geschäftsführer des Salzburger Onlinewettanbieters Volltreffer.com, hat düstere Zukunftsaussichten: „Wir haben zurzeit 70 Prozent Umsatzeinbußen. Wenn die Coronakrise länger dauert, werden 50 Prozent der Wettanbieter in Österreich überhaupt nicht mehr aufsperren“, so Moser.
Aber ruht eigentlich der ganze internationale Sport und damit die Wetten? Moser berichtet von teils skurrilen Abwanderungen zu Sportarten abseits von Fußball oder Tennis: „Zurzeit ist das Wetten auf
Tischtennisligen in Russland und Tschechien voll im Gang. Außerdem spielen noch ein paar Fußballligen wie zum Beispiel in Weißrussland und auf die wird noch eifrig gewettet“, sagt Volltreffer.com-Geschäftsführer Moser.
Das Salzburger Wettunternehmen ist ein Spiegelbild dessen, was sich in ganz Österreich abspielt: Während die Onlinewettanbieter noch kleine Umsätze lukrieren können, sind vor allem jene Firmen, die über Filialen verfügen, noch stärker betroffen. Vor allem wegen des Stopps im Fußball: „Über 75 Prozent aller Wetten, die in Österreich abgegeben werden, sind Fußballwetten“, sagt Sharif Shoukry, Geschäftsführer des Österreichischen Sportwettenverbands. Noch dazu sei bitter, dass das Aus zu einem
Zeitpunkt gekommen sei, als die entscheidenden Wochen angestanden seien. Schon längst hätten viele Wettanbieter Kurzarbeit angemeldet.
Stark betroffen ist auch tipp3: „85 bis 90 Prozent unseres WettContents finden de facto nicht statt“, sagt Geschäftsführer Philip Newald. Mit dem Rest beschäftige sich nur die „StammStamm-Stamm-Klientel“. Hinzu kommt ein weiteres Problem, sind es doch viele Spieler gewohnt, ihre Tipps in der Trafik aufzugeben. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen ist das nur eingeschränkt möglich.
Viele Wettanbieter haben in dieser Krise aber ein neues Feld entdeckt: Auf alternative Angebote wie E-Sports werde nun gern gewettet, bestätigt der Salzburger Wettspezialist Moser: „Am Donnerstagmorgen haben sich schon vier beim Fußballspiel FIFA 2020 gematcht.“Die Spielleidenschaft muss weiter bedient werden.