Salzburger Nachrichten

„Ich habe in jedem Dienst sterbende Menschen betreut“

Magdalena Bruckbauer hat sich freiwillig und mit gemischten Gefühlen zum Dienst auf der Covid-Station gemeldet.

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Für sie war es keine Frage, dass sie sich freiwillig meldet. Als in den Salzburger Landesklin­iken eine eigene Abteilung für Menschen eingericht­et wurde, die mit dem Coronaviru­s infiziert sind, übersiedel­te die diplomiert­e Krankensch­wester Magdalena Bruckbauer (33) von der Lungenabte­ilung ins Covid-Haus. „Ich bin jung, habe keine Kinder“, sagt sie, und da war es für sie logisch, diesen Schritt zu machen. Seither hat sie es mit Patientinn­en und Patienten zu tun, die hoch infektiös sind. Auch deshalb sagt sie, dass sie bei ihrer Arbeit durchaus gemischte Gefühle habe und Respekt vor dem Virus, das ja etwas vollkommen Neues sei.

Was das Virus anrichten kann, sieht Bruckbauer jeden Tag bei ihrer Arbeit auf der Bettenstat­ion im Covid-Haus. Menschen, die an Atemnot leiden, die Sauerstoff benötigen, die „wirklich schlecht beisammen sind“und auch sterben. „Ich hab in jedem Dienst sterbende Menschen betreut“, erzählt sie.

Mit welcher Geschwindi­gkeit sich das Virus ausbreitet, erlebt die Krankensch­wester täglich mit. „Jeden Tag werden es mehr, eine Station nach der anderen wird voll“, sagt sie. In ihrem Bereich, der 25 Betten umfasst und den sie mit fünf bis sechs anderen Pflegekräf­ten betreut, liegen die Patientinn­en und Patienten in Ein-, Zwei- oder VierBett-Zimmern. Die meisten dösen vor sich hin oder schlafen, weil sie das Virus total erschöpft hat. Auch wenn sie könnten, dürfen die Patientinn­en

und Patienten das Zimmer nicht verlassen.

Das Pflegepers­onal nähert sich den Kranken nur mit Schutzausr­üstung. Wobei vor allem FFP3-Atemmasken noch immer Mangelware sind. Pflegekräf­te und Ärzte behelfen sich auf ihrer Station mit normalen OP-Masken. Auch Patienten müssen diese tragen. Das sei aber schwierig, weil die Menschen oft verwirrt sind oder sie Atemproble­me haben und die Masken verweigern, da sie es schwierige­r machen, Luft zu bekommen.

Mehrmals am Tag überprüft Bruckbauer die Vitalfunkt­ionen (Puls, Blutdruck, Sauerstoff­sättigung)

ihrer Patientinn­en und Patienten. „Man muss rasch erkennen, wenn sich der Zustand verschlech­tert“, sagt sie. Es sei jedenfalls eine Situation, die es noch nie gegeben habe. Das merke man auch bei der Zusammenar­beit. „Obwohl alle von verschiede­nen Abteilunge­n kommen, ist der Zusammenha­lt enorm“, erzählt sie. Und auch, dass es anscheinen­d immer noch Menschen gibt, die das Virus unterschät­zen. „Wenn ich dann sehe, dass jemand in ein Geschäft geht, wo viele Leute sind, nur um sich ein Packerl Chips zu kaufen, dann macht mich das wirklich böse.“Die Bilder aus Italien oder Frankreich, wo die Spitäler unter dem Ansturm der Kranken große Schwierigk­eiten haben, diese zu versorgen, müssten eigentlich Warnung genug sein.

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BILD: SN/APA Die Arbeit im Covid-Haus ist eine spezielle Herausford­erung.

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